Investoren sollen an Gemeinwohl denken

Die Furcht vor der Überalterung des Tals ist bekanntlich groß. Doch nun freut sich Rottach über eine positive Nachricht: Die Geburtenrate ist um mehr als das Doppelte gestiegen. Bürgermeister Köck hofft, dass die Entwicklung so weitergeht. Doch er weiß, dass es die Familien im Tal nicht leicht haben und appelliert nun an Investoren.

Schon im April freuten sich die Rottacher über die Neugeborenen. / Bild: April 2014
Schon bei der Verleihung der Tauftaler im April freuten sich die Rottacher über die Neugeborenen. / Bild: April 2014

In Rottach-Egern war der Storch unterwegs: In diesem Jahr erblickten 41 Kinder das Licht der Welt. Damit erfuhr die Geburtenrate im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von deutlich über 100 Prozent. 2013 wurden nämlich nur 17 Kinder geboren. Bürgermeister Christian Köck freut sich über die Entwicklung:

Wir gratulieren jeder Familie, die sich für diesen Schritt entschieden hat. Nun sind wir wieder zum Geburtenstand der vorigen Jahre zurückgekehrt.

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Während in Kreuth mit 21, in Tegernsee mit 13 und in Wiessee mit 25 Kindern die Geburtenrate nahezu gleich bleibt, darf man sich auch in Gmund über einen Anstieg freuen. Laut dem neuen Gmunder Geschäftsleiter Florian Ruml kamen in diesem Jahr 44 Kinder zur Welt – ein Anstieg um zwölf Prozent.

Gemeinden wollen positive Entwicklung fördern

Ebenso glücklich schätzt man sich in Waakirchen: Dort gibt es heuer 39 neue Babys. Schon 2013 erfuhr die Gemeinde ein extrem geburtenstarkes Jahr mit insgesamt 54 Geburten. Somit gab es zwar einen geringen Rückgang, doch laut Bürgermeister Sepp Hartl liege man immer noch über dem Durchschnitt. Hartl erklärt sich diese positive Entwicklung so:

Waakirchen nimmt sehr viel Geld für die Kinder in die Hand.

Die Kommune sei schließlich gefordert, die Umgebung möglichst familienfreundlich zu gestalten. Dabei findet es der Waakirchner Bürgermeister toll, dass Familien es sich heutzutage noch „leisten“ Kinder zu bekommen. Schließlich seien Kinder auch ein Kostenfaktor. Es sei längst keine Seltenheit mehr, dass sowohl die Mutter, als auch der Vater berufstätig seien. Umso größer empfindet der Rathauschef die Verantwortung der Gemeinden, junge Familien mit den existierenden Kinderkrippen und Schulen zu unterstützen.

Auch Ruml möchte Gmund weiterhin attraktiv für Familien erhalten. Neben den bereits existierenden Kinderkrippen sollen hierfür beispielsweise die Häuser im Landbaderfeld Abhilfe leisten. Sie entstanden im Rahmen eines Einheimischenprogramms. Der Wohnpreis für die Häuser liege deutlich unter dem Marktpreis und sei damit sehr attraktiv für junge Familien.

Auf dem Landbaderfeld will Gmund Wohnraum für junge Familien schaffen.
Auf dem Landbaderfeld will Gmund Wohnraum für junge Familien schaffen. / Archivbild

Auch Christian Köck hofft, die aktuelle positive Entwicklung aufrecht erhalten zu können: „Wir als Gemeinde wissen hier um unsere große Verantwortung.“ Köck ist sich bewusst, wie wichtig eine hohe Geburtenrate für Rottach-Egern ist. Man sei als Schul- und Vereinsstandort auf eine gewisse Anzahl an Jugendlichen angewiesen.

Ebenso wichtig sei es, dass die talweiten Betriebe potentielle Anwärter für ihre Lehrstellen hätten. „Wir müssen sicherstellen, dass die jungen Leute bei uns bleiben“, so Köck. Schließlich könne eine Gemeinde mit hauptsächlich älteren Bewohnern nicht überleben.

Hohe Wohnpreise begünstigen Überalterung

Der demographische Wandel und die damit verbundene Überalterung der Gesellschaft ist besonders rund um den Tegernsee spürbar. Jugendliche verlassen das Tal, gleichzeitig entscheiden sich nur wenige dafür, eine Familie zu gründen. Das finanzielle Risiko scheint meist zu groß: Die Preise für Immobilien im Tal steigen immer höher. Die Miet- und Wohnpreise sind eher für gut situierte und meist ältere Personen erschwinglich als für junge Normalverdiener.

Dessen ist sich auch Köck bewusst. Hitzige Diskussionen um Neubauten und Bauanträge gehören für die Gemeinde längst zum Alltag. Dabei sorgt nicht nur die Angst vor zu großer Flächenverdichtung und wachsender Bauwut für Aufruhr bei den Anwohnern. „Was mich am meisten stört, ist die Herangehensweise der Bauträger, wenn die Objekte verwirklicht wurden“, so Köck.

Die Preise für die Wohnungen seien viel zu teuer. Familien könnten dort nicht einziehen – falls überhaupt jemand einziehe. Die Wohnungen fallen teilweise spekulativen Geschäften zum Opfer. „Die Rollläden bleiben unten, die Wohnungen bleiben leer“, beschwert sich Köck. Der Gemeinde sind die Hände jedoch gebunden, erklärt er:

Auf Privateigentum haben wir wenig Einfluss.

Grundsätzlich habe man die Möglichkeit, Bauanträge abzulehnen und massive Bauvorhaben zu verhindern. Doch gleichzeitig können die Bauträger gegen eine Ablehnung klagen. Somit appelliert Köck an die Bauträger selbst.

Er fordert sie zum Umdenken auf: Statt auf Gewinnmaximierung zu setzen, sollten die Marktanbieter an das soziale Gefüge der Kommune denken. „Es wäre schön, wenn die Anbieter sich dafür entscheiden, die Wohnungen und Häuser günstiger abzugeben“, so Köck.

Auch wollen die Rottacher nun versuchen, Immobilien zu erwerben, um sie zu akzeptablen Mietpreisen an Familien weiterzuverkaufen. Damit soll auch ein talweites Signal für Familien gesetzt werden. Doch momentan seien dafür die Kosten schlicht zu hoch: „Die Preise schnellen durch die Decke“, so Köck abschließend. „Dies würde den Rahmen des Gemeindehaushalts derzeit sprengen“.

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