Nachdem das Straßenbauamt in Rosenheim die rechtlichen und technischen Vorgaben für den Brückenbau festgelegt hat, sieht sich die Gemeinde Warngau mit Kosten von mindestens 695.000 Euro konfrontiert. Und das gilt nur für die einfachste einspurige Ausführung des Bauwerks ohne separaten Geh- und Radweg. Bei einer zweispurigen Ausführung summieren sich die Kosten nach derzeitiger Rechnung auf 1,135 Millionen Euro. Dazu kommen Kosten, die das Straßenbauamt nach der Fertigstellung der Brücke für die Übernahme der sogenannte „Unterhaltslast“ fordert.
Nach Ansicht von Bürgermeister Klaus Thurnhuber bezahlbar. Insgesamt seien 2,5 Millionen Euro für die Tieferlegung und den Brückenbau als eigenständige Maßnahme nach der Fertigstellung der Tieferlegung der B 318 bereitgestellt. Außerdem könne die Gemeinde Synergien nutzen, wenn sie den Bau im zeitlichen Zusammenhang mit der Tieferlegung erstelle.
Es soll keine „Verlierer“ geben
Einige Gemeinderäte vertraten die Ansicht, dass ein „Zurück“ gar nicht mehr möglich sei; „sonst hätten wir schon im Vorfeld Vieles anders entschieden“, erklärte Engelfried Beilhack. Der Bürgermeister betonte, wie wichtig es ihm sei, dass es bei diesen Baumaßnahmen keine „Verlierer“ gebe. Die Betroffenen müssten sich auf die Zusagen der Gemeinde verlassen können.
Christian Triendl sah das anders. Laut Verkehrserhebung nutzen gerade einmal 82 Autos pro Tag den jetzigen Übergang über die B 318 an dieser Stelle. „Der pure Wahnsinn!“, meint Triendl. „Sonst tun wir wegen 20 Euro hier und da rum.“ Gemeinderat Reinhard Bücher ergänzt die Ausführungen seines Kollegen. Eigentlich müsste doch der Bund als Verursacher einen Teil der Kosten übernehmen. Denn durch seine Baumaßnahme fiele die Zufahrt zur Schreinerei Rummel auf der Westseite der B 318 weg. Deshalb sei jetzt dort ein Wendehammer für LKW und eine neue Anbindung nötig. Aber das Straßenbauamt sehe keinen Bedarf für die Brücke und lehne deshalb eine Kostenbeteiligung kategorisch ab. Ihm aber liegen schon die Kosten von 1,8 Millionen für die Tieferlegung und Deckelung der B 318 schwer im Magen. Man solle warten, wie sich der Verkehr entwickelt und erst dann über den Brückenbau entscheiden.
Die Brücke eröffnet einen zweiten Rettungsweg für den Kaiserbichl
Sepp Gschwendtner gab demgegenüber zu bedenken, dass der Landwirt, der ohne die Brücke keine direkte Zufahrt mehr zu seinem Stall und seinen Flächen habe, dann über die Hirschbergstraße fahren müsste. Die aber sei für große Gespanne nicht befahrbar. Man müsse auch an einen zweiten Rettungsweg für dieses Wohngebiet denken. Der sei mit einer Brücke gegeben.
Max Bauer kritisierte, dass nie über die Fakten gesprochen wurde. Er rechnete vor, dass nur wenige Autos, Fußgänger und Radfahrer diese Brücke benutzen würden. Gerade einmal alle vier bis fünf Minuten gebe es eine „Bewegung“. Eine nennenswerte Verkehrsentlastung sei mit der Brücke nicht zu erwarten, weil ja der Verkehr aus Holzkirchen dort nicht von der B 318 abfahren könne. Selbst der Landwirt habe gerade einmal 1000 Meter mehr zu fahren, das sei eine zusätzliche Fahrzeit von nur zwei bis drei Minuten. Auch die Risikosituation sei nicht mehr gegeben, weil er ja nicht mehr die Bundesstraße queren müsste. „Mir fehlt die Sinnhaftigkeit“, resümierte er das Vorhaben und warnte:
Wir kommen schon an den Rand der Steuerverschwendung
Diesen Vorwurf wies Leonhard Obermüller zurück. Er sei auch über die Kosten erschrocken, aber er sehe keine Einsparmöglichkeiten. Breite Maschinen bräuchten nun einmal diese Erschließung. Eine Verschiebung der Bauausführung würde keine Kostenersparnis bringen.
Zumindest eine Verschiebung der Entscheidung über den Brückenbau wurde als Kompromissformel von mehreren Gemeinderäten angeregt. So bleibe Zeit, weitere Informationen zu sammeln und Gespräche mit dem Straßenbauamt in Rosenheim zu führen. Mit 13 von 17 Stimmen wurde dieser Vorschlag angenommen. Im Dezember will sich der Gemeinderat erneut mit dieser Frage befassen.
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