Ein Kommentar von Benno Kirschenhofer
Amazon & Co. einerseits, andererseits das “HEP” seien der Todesstoß gewesen – war es der bitteren Schaufensterbotschaft zur Schließung der Buchhandlung Hummelberger zu entnehmen. Über Sinn und Stil dieser Art von Abschied ließe sich streiten, ebenso über das, was man auf Einzelhändlerseite noch alles hätte tun und unternehmen können, um noch ein paar Jahre länger zu überleben. Aber im Kern ist es eben nicht ganz falsch.
Das HEP ist voll. Immer. Aber die vielbeschworenen Impulse für den Einzelhandel im Ortszentrum blieben jedoch sämtlich aus. Das war 2010 so – und jetzt erst recht: Wer um alles in der Welt sollte sich – und vor allem aus welchem Grund – vom HEP auf den hässlichen, buckligen und engen Weg die Rosenheimer Straße markteinwärts machen?
Ohne die fleißigen verbliebenen Händler zu brüskieren: Vom OvM-Platz über die innere Münchner Straße und den Marktplatz bis in die Anfänge der Tegernseer und Tölzer Straße – da ist nichts.
Piercings, Brezen, Bankomaten
Das Blumengeschäft im repräsentativen Kiene-Haus am Marktplatz steht leer. Gegenüber schon wieder das nächste Sterben – vorbei ist nun auch die jahrzehntelange Tradition eines Uhrengeschäftes am Marktplatz. Knapp hundert Meter nördlich ist ein Juwelier dem zweiten (!) EMS-Studio in der selben Straße gewichen – und im Zweifel wird aus einem Ladenleerstand eben ein weiteres Immobilienbüro. Es bleiben: Piercings, Brezen, Bankomaten.
Dem Markt Holzkirchen fehlen die Magneten. Und wo nichts mehr anzieht, wird es schnell abstoßend. Aus nicht repräsentativen, aber umso unfangreichen Gesprächen und Umfragen mit Holzkirchnerinnen und Holzkirchnern jeden Alterssegments ergibt sich ein Stimmungsbild, nach dem 100 Prozent der Befragten der Meinung sind, Holzkirchen würde seinem Attribut “Markt” nicht mehr gerecht. Auch wenn wir uns daran gewöhnt haben – es ist eklatant.
Sicher, es gibt laut der Aussagen Lichtblicke: Vom gut sortierten Modehaus vis à vis des Bahnhofs über die Bücherecke mit Profil und die Parfümerie mit Charme bis hin zur jüngst eröffneten Boutique für Fashionistas in der Tegernseer Straße – freilich allesamt Früchte unternehmerischen Esprits. Im Gesamtbild jedoch einfach zu wenig, um die Leute vom HEP oder geschweige denn von weiter her ins “echte Holzkirchen” zu locken.
Dem Klein-klein ein Ende!
Es ist nun genug der ideologischen Diskussion um Parkplätze, genug des Bedauerns vermeintlicher Prämissen, genug des Blockierens und Neidens, genug der Schuldzuweisungen und wohlmeinenden Expertentipps, hinter der Ladentheke Amazon einfach wegzulächeln.
Es braucht nun zügig den großen Wurf, den Schulterschluß aus Politik, Unternehmern und Bürgern. Das HEP funktioniert. Genauso würde eine bereits viel besungene Schrannen- oder Markthalle am Herdergarten funktionieren. Und ihrerseits Strahlkraft entfalten, aus den Leerständen und Verlegenheitsbelegungen wieder ein Geschäftsensemble zu machen, das ein Marktflecken in dieser gesegneten Lage verdient.
Frei nach dem Motto: Holzkirchen. Wir handeln richtig.
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