Das alte Haus E steht ziemlich verlassen da, seit das Landwirtschaftsamt und die Hauswirtschaftsschule Anfang 2015 ins Grüne Zentrum nach Holzkirchen umgezogen sind. Nur noch Teile der Personalverwaltung hausen mehr schlecht als recht im Obergeschoss des “einsturzgefährdeten” Altbaus.
Während in den Böden Schadstoffe wie Asbest und Formaldehyd nachgewiesen wurden, ist ein Teil der Geschossdecke im ersten Obergeschoss eingestürzt. Dies hat zur Folge, dass weder Erd- noch Obergeschoss genutzt werden können. Dieser katastrophale Zustandsbericht war Grundlage für den Kreisausschuss, sich entweder für eine Sanierung der bestehenden Gebäude oder einem Abriss und kompletten Neubau zu entscheiden.
Eine Sanierung, so Kämmerer Gerhard de Biasio, würde 13,9 Millionen Euro kosten und ein Ersatzbau 15,5 Millionen Euro. Er bietet Platz für 179 Mitarbeiter. Hausherr Wolfgang Rzehak (Grüne) warb für einen Neubau:
Wir wollen eine vernünftige Lösung. Mit einer Sanierung hätten wir nur eine halbe, die wieder Probleme mit der Barrierefreiheit und der Energieeinsparung mit sich bringt. Außerdem muss es mitarbeiterfreundlich sein.
Die Mitarbeiter würden unter diesen Raumbedingungen viel aushalten, „aber sie müssen eine Perspektive für die Zukunft haben“. Entscheidend für ihn als Landrat sei aber die Bürgerfreundlichkeit.
Bislang ist das Landratsamt auf acht Standorte in ganz Miesbach verteilt. Das kann man niemanden mehr verklickern.
Mit einem Neubau in L-Form hätte das Landratsamt nur noch vier Anlaufstellen. Alles andere würde dann wegfallen, auch der angemietete Sitzungssaal im Gewerbegebiet Ecke Rosenheimer und Wendelsteinstraße. „Es wäre dem Steuerzahler nicht vermittelbar, wenn wir Millionen für eine schlechte Lösung ausgeben, wenn wir für etwas mehr eine gute Lösung bekommen“, erklärte Rzehak. Zudem habe man auch eine solide Finanzierung geschafft. „Das ist gesichert. Denn wir wollen und dürfen keine Schulden mehr aufnehmen“.
Mehrkosten amortisieren sich in elf Jahren
Kämmerer Gerhard de Biasio: „Ein entscheidendes Plus für einen Neubau wäre unter anderem eine Optimierung der Arbeitsabläufe. Außerdem wären ausreichend Sozialräume für die insgesamt 340 Mitarbeiter des Landratsamts in diesem Gebäudetrakt vorhanden, die bislang fehlen“.
Bei einem Neubau würde man sich jährliche Kosten unter anderem für Reinigung und Dienstleistungen von 185.000 Euro sparen. Selbst die Wegezeiten zwischen dem Hauptgebäude und den ausgelagerten Besprechungsräumen mit jährlich 230 Sitzungen berechnete der Kämmerer. 50.000 Euro weniger seien dies.
In diesen Zeiten können die Mitarbeiter andere Arbeiten erledigen.
Die Mehrkosten von 1,6 Millionen Euro für den Ersatzbau hätten sich in elf Jahren amortisiert, hauptsächlich durch Energieeinsparungen. Auch einen Zeitplan nannte de Biasio. „Nach dem Kreistagsbeschluss am 21. Dezember könnte dann der Architektenwettbewerb gestartet werden. Folgen würde eine längere Phase der Abstimmung mit der Stadt Miesbach. Frühestens 2021 könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Mitarbeiter werkeln in dunklen Kammern
„Vor allem wegen der Umstände, unter denen die Mitarbeiter in dunklen Kammern ihren Dienst verrichten müssen, ist für mich Veranlassung genug, trotz der hohen Verschuldung des Landkreises, dass ich mich für einen Neubau ausspreche“. argumentierte CSU-Fraktionssprecher Josef Bierschneider.
Zudem sei bei den alten Gebäuden vor allem beim Brandschutz ein gehöriger Investitionsstau. „Dies heißt, dass in den nächsten Jahren ohnehin große Ausgaben anstehen würden. Der kleine Schluck mehr, den der Neubau kostet, hat man durch Einsparungen in einem kurzen Zeitraum wieder hereingeholt“.
Entscheidend für ihn sei auch, dass die 15,5 Millionen Euro für den Neubau ohne neue Schulden zu finanzieren sei. Die Sanierung der bestehenden Gebäude wäre ein ökologischer und energetischer Unfug“, urteilte Robert Wiechmann, Grünen-Sprecher.
Der Neubau ist kein Luxusbau. Er orientiert sich an den Realitäten und ist ganz im Sinne der Mitarbeiter.
Für SPD-Fraktionssprecher Martin Walch ist entscheidend, „dass wir etwas machen müssen. Da die Kosten annähernd gleich sind, bin ich für den Ersatzbau. Dessen Mehrkosten werden durch eine Ersparnis der Betriebskosten wieder reingeholt“. Auch für Norbert Kerkel (FWG-Sprecher) ist der Ersatzbau der wirtschaftlichste.
„Da sich die Arbeitsabläufe in den nächsten Jahren stark verändern werden, wäre dies auch ein Zeitpunkt, einmal auf das Personal zu schauen“. In den zurückliegenden Jahren hätte sich dort ein gewisser Überhang aufgebaut, der etwas „Speck angesetzt“ angesetzt habe.
Am Ende kam Rzehak noch mit einer frohen Botschaft vor Weihnachten: „So wie es aussieht, können wir nicht nur die Kreisumlage senken, sondern auch die Schulden abbauen“. Dafür stehe er. „Unter 100 Millionen Euro Schulden zu kommen, ist nicht das Ende“. Auch wenn man einer der höchstverschuldeten Landkreise sei.
So eingestimmt waren alle Mitglieder des Kreisausschusses für einen Neubau.
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