„Tempo 30 nicht notwendig“

Der Streitpunkt, der in der Gemeinde Rottach schon lange für Unruhe sorgt, hält weiter an: die Forderung nach Tempo 30 in allen Wohngebieten. Die Meinungen von Gemeinde und Anwohnern gehen hier auseinander. Im Gemeinderat prallten die verschiedenen Ansichten nun erneut aufeinander.

Nicht nur hier in der Enzianstraße wollen die Anwohner Tempo 30 einführen.
Nicht nur hier in der Enzianstraße wollen die Anwohner Tempo 30 einführen.

Einige Rottacher Anwohner haben ein klares Ziel: Tempo 30 in allen Wohngebieten. Das führte in den vergangenen Monaten zu einer hitzigen Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen im Rottacher Rathaus. Die „Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigung und weniger Verkehrslärm in Rottach-Egern“ hat sich mit einer Unterschriftensammlung dafür eingesetzt, ihr Ziel zu erreichen.

Peter Lex, Mitglied der Bürgerinitiative, legte seine Bilanz dem Rottacher Bürgermeister Christian Köck am 7. Januar vor. In den befragten Wohngebieten in der Ringbergstraße, Enzianstraße, Edelweißstraße, Paduaweg und der Meta-Gadesmann-Straße stimmten 120 Anwohner für eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30.

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Interne Beratungen in Klausurtagung

Vergangene Woche haben sich die Gemeinderäte, die Polizei Bad Wiessee und die Untere Straßenbaubehörde Miesbach zusammengesetzt. In einer Klausurtagung habe man sich intensiv mit dem Thema Tempo 30 auseinandergesetzt und sich über die rechtlichen Hintergründe informiert, erklärte Christian Köck gestern.

Peter Schiffmann von der Unteren Straßenbaubehörde erklärte, dass 30er-Zonen zwar möglich seien. Aufgabe der Gemeinde sei es jedoch, die Notwendigkeit einer solchen Regelung einzuschätzen. Weiterhin verwies Schiffmann auf das Problem, dass der Verkehr dadurch auf bereits bestehende Vorfahrtstraßen umverlagert würde.

Unfallstatistik mit klarer Tendenz

Wolfgang Strobl, Verkehrsexperte der Polizeiinspektion Bad Wiessee, fasste die Unfallstatistik vom letzten Jahr und die aktuelle Verkehrssituation zusammen: „Nach umfangreicher Auswertung der Unfälle im Jahr 2014 hat sich ergeben, dass 80 Prozent Kleinunfälle waren. Von den wenigen Verkehrsunfällen, die sich ereigneten, war kein einziger auf eine Geschwindigkeitsüberschreitung zurückzuführen.“

Außerdem habe man im Sommer Messungen in der Ringbergstraße durchgeführt. Diese zeigten, dass von wenigen Ausreißern abgesehen objektiv keine Lärmbelästigung vorliege, so Strobl weiter. Pro Tag wurden nur 790 Autos aufgezeichnet. Das subjektive Empfinden sei oft aber ein anderes. Zudem beobachte er noch ein weiteres Phänomen in Rottach-Egern:

Ich beschäftige mich in allen Gemeinden mit der Verkehrssituation. Aber nirgendwo schlagen bei dem Thema Tempo 30 die Emotionen so hoch wie in Rottach-Egern.

Weitere Messungen der Polizei haben ergeben, dass pro Tag durchschnittlich zehn Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 10 km/h aufgefallen sind. Diese Zahl sei verschwindend gering. Deshalb lautet Strobls Fazit, er sehe hier keine Notwendigkeit für Tempo 30. Darüber hinaus stellte der Experte klar, dass man seitens der Polizei keine personellen Kapazitäten habe, um ein solches Geschwindigkeitslimit zu überwachen.

Auch Köck bestätigte, dass die Gemeinde keine Notwendigkeit für eine Geschwindigkeitsbeschränkung sehe. Aus eigener Erfahrung berichtete er, dass man in den betroffenen Straßen kaum schneller als erlaubt fahren könne. Wenn man Tempo-30-Schilder aufstelle, erziele man einen reinen Placeboeffekt. Darüber hinaus stellte Köck klar: „Es ist kein Verbrechen, wenn man im Ort 50 km/h fährt.“

Rottach will Verkehrskonzept erarbeiten

Über eines sind sich die Gemeinderäte aber einig: Man will die Wünsche der Anwohner berücksichtigen und ernst nehmen. Alexandra Wurmser (CSU) wies darauf hin, man habe in der Klausurtagung festgehalten, ein einheitliches Verkehrskonzept für die Gemeinde zu planen.

In diesem Rahmen schließt man dann Tempo-30-Zonen nicht aus. Geschäftsleiter Gerhard Hofmann erklärte die geplante Vorgehensweise: „Wir wollen zusammen mit der Polizei Bad Wiessee bis Juni weitere Statistiken erheben. Diese werden dann von einem Fachbüro ausgewertet. Dabei werden die gesamten Rottacher Gebiete begutachtet.“ Erst dann wolle man weitere Maßnahmen beschließen, so Hofmann weiter.

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