Im Jahr 2011 kaufte Bad Wiessee das Jodbadareal für insgesamt 12,2 Millionen Euro vom damaligen Besitzer, einem holländischen Investor, zurück. Seitdem wird es von der gemeindeeigenen Jodbad GmbH betrieben.
Das jedoch nicht sonderlich erfolgreich. Das Jodbad bringt der Gemeinde einen jährlichen Verlust von 500.000 Euro ein. Damit soll nun Schluss sein. Im Rahmen der Neuplanung im Wiesseer Kurviertel soll auf dem Gelände des Jodbads ein neues Gesundheitszentrum entstehen. Im Gemeinderat wurde gestern der weitere Fahrplan diskutiert.
Der weitere Fahrplan zum Gesundheitszentrum
Nach langen Diskussionen will die Gemeinde Bad Wiessee das Projekt Gesundheitszentrum nun europaweit ausschreiben. In zwei Stufen sollen Investoren die Möglichkeit haben, sich für das Projekt zu bewerben. In einem ersten Schritt können Geldgeber ihr Interesse an der Umsetzung des Gesundheitszentrums bekunden.
Dazu verlangt die Gemeinde einen Nachweis über die finanzielle Leistungsfähigkeit und einen Beweis, dass der Investor auch praktisch in der Lage ist, einen solchen Bau umzusetzen. Die genauen Bedingungen will die Gemeinde nun europaweit im dafür vorgesehenen EU-Amtsblatt veröffentlichen. Investoren haben dann 52 Tage Zeit, ihre Unterlagen einzureichen. Dazu betonte Bürgermeister Peter Höß gestern Abend:
Es haben bereits eine Reihe von Investoren ihr Interesse bekundet.
Im März werden geeignete Interessenten nach Bad Wiessee eingeladen. Im Rahmen einer Klausurtagung sollen sie dem Gemeinderat dann Rede und Antwort stehen und ihre Konzepte vorstellen.
Ist das geschehen, folgt Stufe zwei. Bis März erstellt die Gemeinde einen Punktekatalog und legt die endgültigen Kriterien für das Gesundheitszentrum fest. Es folgt ein weiteres Auswahlverfahren. Bis Juni soll in Bad Wiessee Klarheit herrschen und ein Investor gefunden sein.
Fehlt ein Businessplan?
Über die genaue Vorgehensweise entbrannten im Wiesseer Gemeinderat gestern Abend erneut Diskussionen. Bislang ist angedacht, dass die Gemeinde das Jodbad von dem Investor pachtet und dann auch selbst betreibt. Im Gespräch ist eine Erbpacht über 99 Jahre. Das sorgte innerhalb der CSU-Fraktion jedoch für Irritationen. Florian Sareiter (CSU) betonte:
Für mich ist die Stufe eins eine Art operativer Blindflug der Gemeinde.
Er forderte daher zunächst einen Businessplan durch ein renommiertes Wirtschaftsprüfungsunternehmen, bevor Bad Wiessee in die Ausschreibung startet. Ohne endgültige Zahlen könne man so eine Entscheidung noch nicht treffen, so Sareiter weiter. Er regte zudem an, auch ein Modell in Erwägung zu ziehen, bei dem der Investor das Jodbad eigenständig betreiben wird.
„Es ist noch nicht gesagt, dass die Gemeinde auch in Zukunft 100-prozentiger Gesellschafter sein wird. Es gibt auch Modelle, wo auch Investoren sich Gesellschaftsanteile sichern. Auch dafür haben wir bereits Interessenten“, versicherte der derzeitige Jodbad-Geschäftsführer Peter Bachmann. Zusammen mit Städteplaner Eberhard von Angerer war er gestern ebenfalls im Wiesseer Gemeinderat anwesend. In einer dritten Variante könnte der Investor das Jodbad sogar ganz in Eigenregie betreiben.
Bachmann plädierte aber ebenso wie Bürgermeister Peter Höß dafür, die endgültigen Modalitäten erst in Stufe zwei, also nach der ersten Runde des Ausschreibungsverfahrens, festzulegen. Entschieden sei in dieser Sache noch nichts, versicherte Bachmann weiter. Bürgermeister Peter Höß ergänzte: „Wir sollten nun in die erste Stufe der Ausschreibung starten und ein Signal an die Investoren setzen.“
Ähnlich sahen das auch einige der anderen Gemeinderäte. „Wir sprechen nun seit Jahren darüber. Ich fühle mich gut informiert. Wir sollten jetzt starten“, meinte Birgit Trinkl (Wiesseer Block).
Ratsmitglied Bernd Kuntze-Fechner (SPD) ergänzte, der Beschluss sei jetzt dran. Am Ende konnte sich dann auch die CSU-Fraktion mit dem Vorgehen anfreunden. Ein detaillierter Businessplan soll nun in Stufe zwei des Ausschreibungsverfahrens erarbeitet werden. Der Gemeinderat fasste gestern daher den einstimmigen Beschluss, das Projekt Gesundheitszentrum jetzt auszuschreiben.
Damit will die Gemeinde auch ein Signal für ein weiteres Projekt im Kurviertel setzen. Neben dem Gesundheitszentrum soll auch ein Hotel entstehen. „Es gibt Interessenten, die beides gemeinsam verwirklichen wollen, und solche, die sich nur für das eine oder das andere bewerben“, erklärte Städteplaner Eberhard von Angerer gestern. Der Beginn der Ausschreibung für das Gesundheitszentrum soll somit auch die Interessenten für den Bau eines Hotels anspornen, bei der Gemeinde vorstellig zu werden.
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