Das Kino in Rottach-Weißach steht vor ungewisser Zukunft. Für einen gemütlichen Kinoabend künftig bis nach Bad Tölz, Miesbach oder Hausham fahren zu müssen, ist für viele wohl keine schöne Vorstellung. Bernward Schlinker stammt aus einer alten Filmfamilie. Im Kino ist er groß geworden, erzählte er der TS in einem Gespräch.
Vor über 100 Jahren hatte sein Großvater das erste Kino eröffnet. „Damals habe ich dann, 1962 oder 1963, mein eigenes hier in Tegernsee gehabt – wann das genau war, weiß ich leider nicht mehr. Zu der Zeit gab es noch acht oder zehn Kinos im Tal. Naja, das war eben eine andere Zeit“, so Schlinker.
Vom Besitzer zum Mieter
Der Eigentümer des Gebäudekomplexes in der Tegernseerstraße 100 in Weißach plant scheinbar eine komplette Umstrukturierung. Nicht nur der Supermarkt Penny muss raus, auch die Familie Schlinker muss ihre Räumlichkeiten aufgeben.
Julia Strelow, Tochter von Bernward Schlinker, erklärt, wie es um die Zukunft des Kinos steht: „Wir mussten zwar verkaufen, haben jetzt die Räumlichkeiten aber gemietet. Der Vertrag geht noch bis Ende Juni. Dann muss man sehen, wie es weitergehen wird.“ Ein alternativer Standort für das Kino sei noch nicht in Aussicht. Bedeutet dies das Aus für den Tegernseer Kinobetrieb? Strelow gibt vorerst Entwarnung:
Der neue Besitzer hat den Kinobetrieb bis einschließlich Juni genehmigt. Bis dahin wird sich für unsere Besucher nichts ändern. Wir führen unser Kino erst einmal weiter, wie gewohnt.
Die Umstrukturierung des Gebäudes bedeutet zumindest für den Penny Markt das Ende. In den Supermarkträumen sollen künftig neue Praxisräume für das Ärztezentrum entstehen, das bis jetzt nur im oberen Stockwerk Platz findet. Nach Angaben von Kameliya Maneva, Assistentin der Penny Regionalleitung, laufen die Mietverträge im Oktober dieses Jahres aus. Die Penny GmbH sehe sich aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, den Markt in Weißach zu schließen, so Maneva.
„Der Wettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Letztlich stimmen die Kunden mit den Füßen ab und verlagern ihre Einkäufe an Standorte, die für ihr jeweiliges Konzept über optimale Flächen verfügen. Unsere Versuche, die laufenden Kosten im Hinblick auf die Miete an die wirtschaftliche Ertragskraft des Standortes anzupassen, sind an unterschiedlichen Vorstellungen gescheitert.“
Weiterhin berichtet sie, man ziehe eine Ansiedlung einer alternativen Penny-Filiale stark in Erwägung: „Wir prüfen zwar verschiedene Möglichkeiten in näherer Umgebung. Derzeit stehen aber keine geeigneten Standorte zur Verfügung“, so Maneva.
Kleinversorger gesucht
Der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider bedauert, noch keinen geeigneten Nachfolger für den Penny gefunden zu haben. Trotzdem sei die Gemeinde sehr daran interessiert, eine alternative Einkaufsmöglichkeit zu schaffen:
Wir haben eventuell einen alternativen Standort in Aussicht. Das Problem liegt aber darin, dass dieser zu wenig Platz für das Konzept von Penny bereitstellt.
Bierschneider betont, man habe auch andere Supermarkt-Anbieter angefragt. Doch weil viele potenzielle Nachfolger aus Platzmangel ihr Konzept nicht umsetzen könnten, gibt es noch keine offizielle Zusage. „Wir hoffen, dass sich noch ein Anbieter findet, der auch bereit ist, einen kleineren Markt zu eröffnen“, so Bierschneider.
SOCIAL MEDIA SEITEN