Nachdem eine tote Hirschkuh am Freitag in den Wäldern zwischen Kreuth und dem Sylvensteinspeicher gefunden wurde, nahmen die Mitglieder des „Netzwerks Große Beutegreifer“ die Fährte auf. Sie haben das tote Tier aufgefunden und den Fall dokumentiert. Fest steht: Ein Jäger hat das Tier nicht erlegt. Die Spuren deuten darauf hin, dass ein Raubtier der Übeltäter war.
Was tun, wenn man ein totes Tier findet?
Wenn mögliche Hinweise auf einen Wolf oder ein anderes Raubtier gefunden werden, sollte man sich umgehend an Polizei, Landratsamt, ein Mitglied des „Netzwerks Große Beutegreifer“ oder direkt an das LfU wenden. Bei begründetem Verdacht leitet das Landesamt dann alle weiteren Maßnahmen ein. Dazu gehören unter anderem, wie im vorliegenden Fall, auch die Untersuchung genetischer Analysen. Hierfür wurden Speichelproben aus den Wunden der toten Hirschkuh entnommen.
Nach Informationen des LfU deutet die Spurenlage auf ein hundeartiges Tier hin. Um Sicherheit zu schaffen, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, werden die genetischen Speichelproben derzeit von einem Labor in der Schweiz ausgewertet. Wenn es sich dabei wirklich um einen Wolf handelt, der in den Wäldern Kreuths umherschleicht, sollte man wissen, mit wem man es zu tun hat.
Drei Wölfe gesichtet
Die Raubtiere haben sich seit bereits 50 Jahren in Deutschland erneut angesiedelt. Derzeit sind 33 Rudel erfasst, die in der Lausitz, der Sächsischen Schweiz, in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen leben. In Bayern kommen die Tiere eigentlich nicht vor.
Dennoch kommt es vor, dass manche Wildtiere aus dem Nordosten oder dem Alpenbogen zuwandern. Das bestätigt auch Eric Imm, Naturschutzbeauftragter des Bayerischen Jagdverbandes: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Wolf nach Bayern einwandert. Gerade jetzt ist die Zeit, in der sich die zweijährigen Jungtiere vom Rudel absondern und ihre eigenen Wege antreten. Vor allem junge Rüden nehmen dabei einen sehr weiten Fernmarsch auf sich.“
Anhand von Messungen konnte man belegen, dass die Tiere dabei Strecken von bis zu 800 Kilometern zurücklegen können. Das LfU weist darauf hin, dass es derzeit keine Hinweise auf die Ansiedlung von Wolfsrudeln in Bayern gibt. Doch Ausnahmen zeigen, dass es durchaus möglich ist. Im vergangenen Jahr konnten drei Wölfe nachgewiesen werden. Die Tiere wurden im Landkreis Rosenheim, im Landkreis Erding und bei Oberstdorf im Landkreis Oberallgäu gesichtet.
Michael Herrmann, Geschäftsleiter der Gemeinde Bad Wiessee und selbst Jäger, ist geteilter Meinung, wenn sich der Wolf als Übeltäter herausstellen sollte: „Einerseits sind Wölfe wunderbare Tiere, die genau wie wir ein Recht auf Leben hier haben. Schließlich war es der Mensch, der den Wolf damals aus seinem Lebensraum vertrieben hat. Aber aus Sicht eines Jägers wäre ich nicht sonderlich erfreut.“
Jäger und Raubtier haben dieselbe Beute. Das Jagdwild, wie Rehe und Hirsche, dienen dem Wolf als Nahrungsgrundlage. Deshalb könnten Mensch und Tier hier zu Konkurrenten werden. Sollten die Genproben tatsächlich von dem Raubtier stammen, wollen die regional betroffenen Jäger vom Landratsamt Miesbach eine Neuberechnung der Abschussquoten fordern. Herrmann erklärt:
Jeder Jäger muss für sein zuständiges Jagdgebiet eine Abschussquote erfüllen. Mit einem Wolf im Revier wird sich der Wildbestand jedoch zwangsläufig verringern. Die Quoten sollten dementsprechend auch herabgesetzt werden.
Doch auch wenn die Genproben positiv ausfallen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil, Eric Imm spricht sogar von „einem Glücksfall“, wenn man einem Wolf gegenüberstehe. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu komme, sei sehr gering. Das Tier nehme den Menschen viel früher war und flüchte. Sollte man dennoch auf einen Wolf treffen, rät Imm dazu, Abstand zu halten und sich langsam zu distanzieren.
Laut LfU hat es seit 50 Jahren in Deutschland keinen tödlichen Unfall mit dem Raubtier gegeben. In ganz Europa sind neun Fälle von tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt. Es besteht also kein Grund zur Sorge. Und noch zum Vergleich: Seit 1989 gab es in Deutschland 40 Todesfälle durch Hunde. Die Analyseergebnisse wird das LfU in circa zwei Wochen vorlegen können.
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