Herr der Kreuther Wasserkraft

Bis 2030 soll im Oberland die Energiewende geschafft sein. Auch im Tegernseer Tal muss das Potential an erneuerbaren Energiequellen zukünftig stärker genutzt werden. Ein Vorbild ist der Kreuther Siegfried Strillinger. Mit seinem Wasserkraftwerk versorgt er 60 heimische Haushalte mit Strom.

Mit seinem Wasserkraftwerk versorgt Siegfried Strillinger 60 Haushalte im Tal.
Mit seinem Wasserkraftwerk versorgt Siegfried Strillinger 60 Haushalte im Tal.

Seit acht Jahren ist der Kreuther Siegfried Strillinger mittlerweile im Ruhestand. 35 Jahre lang arbeitete er beim Tegernseer E-Werk. Langweilig ist dem Rentner jedoch nicht. Im Ortsteil Riedlern betreibt er sein eigenes Wasserkraftwerk. 60 Haushalte versorgt er so mit Strom. „Ich habe mich schon immer für Wasserkraft interessiert“, sagt Strillinger. Vor 22 Jahren hatte er daher die Idee, das alte Wasserkraftwerk des Kreuther Hotels zur Post wieder zu aktivieren.

Die Anlage war in den 1960er-Jahren stillgelegt worden. 1993 begann Strillinger mit den Planungen, besorgte sich Fachliteratur, führte Untersuchungen am Bach durch, berechnete das Höhengefälle und die Wasserenergie. Monatelang musste sich Strillinger mit den Genehmigungsbehörden abstimmen.

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Doch am Ende gaben diese Grünes Licht. „Ich habe so viel wie möglich selbst gemacht“, erinnert sich Strillinger. Etwa 200.000 Mark hat ihn die Runderneuerung der Anlage gekostet. Am 21. März 1995 konnte das sanierte Wasserkraftwerk dann in Betrieb gehen.

Vom Bach zur Turbine

Heute ist die Anlage hochmodern und „kaum wartungsintensiv“, sagt Strillinger. Wasser des Mühlbachs wird in Wasserspeichern gesammelt und über eine Druckrohrleitung direkt zur Turbine geleitet. Über den Düsenmund wird das Wasser schlagartig beschleunigt, die entstehende Energie wird über einen Zähler in das Netz des Tegernseer E-Werks eingespeist.

Über die Turbine
Über eine Druckrohrleitung gelangt das Wasser zur Turbine.

Rund 200.000 Kilowattstunden kommen so im Jahr zusammen. Die Hälfte des daraus erzielten Strompreises geht vom Tegernseer E-Werk zurück an Strillinger. „Trotz der vielen Arbeit am Anfang würde ich den Schritt heute nochmals wagen“, betont Strillinger. Mit dem Erlös aus dem Wasserkraftwerk ist er zufrieden.

Kleine Kraftwerke kaum rentabel

„Das ist eine tolle Geschichte und ein Vorzeigeprojekt“, so der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider. Er und auch der Gemeinderat haben sich Strilligers Werk schon vor Ort angesehen. Sollten sich also auch andere Talbürger ein Bespiel an dem Rentner nehmen und es ihm gleichtun? „Die hiesigen Standorte für Wasserkraft sind eigentlich ausgeschöpft“, erklärt Josef Bierschneider. Das sieht auch Strillinger so. Kleine Kraftwerke sind zudem kaum rentabel.

Über den Verteiler gelangt der gewonnene Strom ins Netz.
Über den Verteiler gelangt der gewonnene Strom ins Netz.

Es braucht Flüsse mit ausreichend Gefälle und einer entsprechenden Rückstaumenge. Auch am Alpbach in Tegernsee habe es Untersuchungen gegeben. Dort wären aber gewaltige Baumaßnahmen und ein hoher Kapitalaufwand nötig gewesen, so Strillinger weiter.

Immerhin drei weitere Wasserkraftwerke sind derzeit im Tegernseer Tal in Betrieb. Das Söllbachwerk in Bad Wiessee und das Weissachwerk in Kreuth werden beide vom Tegernseer E-Werk betrieben. Auch die Papierfabrik hat ein Werk, das allerdings zur Eigenversorgung dient. Das Kreuther Vorzeigeprojekt wird also zumindest im Tegernseer Tal nur wenige Nachahmer finden können.

Ein paar Impressionen vom Wasserkraftwerk:

strillinger wasserkraftwerk 04

Seit 1995 betreibt Strillinger sein eigenes Wasserkraftwerk.
Seit 1995 betreibt Strillinger sein eigenes Wasserkraftwerk.

Hier ist die Turbine untergebracht
Hier ist die Turbine untergebracht.

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