Wenig Chancen für Taxi-Alternative

Seit Ende 2013 ist das Anruf-Sammel-Taxi (AST) im Tegernseer Tal Geschichte. Im restlichen Landkreis wird es aber weiterhin angeboten. Nun soll zumindest Gmund wieder an das AST-System angebunden werden. Doch von Seiten der Taxivereinigung Tegernseer Tal kommt Widerstand.

Wird das Anruf-Sammel-Taxi zumindest in Gmund wieder eingeführt?
Wird das Anruf-Sammel-Taxi zumindest in Gmund wieder eingeführt?

Das Anruf-Sammel-Taxi (AST) ist eine gute Alternative zum Auto und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Fahrt ist für den Fahrgast wesentlich günstiger als ein normales Taxi. Im Vergleich zum Bus fährt das AST dagegen deutlich mehr Haltestellen an und bringt einen direkt vor die Haustür. Einziger Nachteil: Das AST-Taxi muss mindestens eine Stunde vor der Fahrt bestellt werden.

Seit Dezember 2013 sind im Tegernseer Tal vom AST-Angebot allerdings nur noch die Hinweisschilder an Straßenlaternen und Bushäuschen übrig. Der Service wurde eingestellt. Der Grund: Kein ansässiges Taxi- oder Mietwagenunternehmen wollte das Angebot übernehmen. Auch der Aufruf des Landkreis-Behindertenbeauftragten Anton Grafwallner blieb erfolglos. Der Gmunder hatte in einem offenen Brief auf die Bedeutung des AST für viele Landkreisbewohner hingewiesen.

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Wird zumindest Gmund wieder angebunden?

Jetzt könnte der Service aber sein Comeback im Tegernseer Tal feiern. Im Landratsamt Miesbach arbeiten die Verantwortlichen daran, zumindest eine Gemeinde wieder an das landkreisweite Netz anzubinden. So versichert Georg Kleeberg:

Wir prüfen, ob die Möglichkeit besteht, dass Gmund wieder angebunden wird.

Ist eine technische Umsetzung möglich, wird im Rahmen eines Vor-Ort-Termins entschieden, welche Haltestellen es in Gmund geben wird. „Es ist ein Testballon, um auch am Tegernsee wieder mehr Fahrgäste für das System zu gewinnen“, erklärt der Sprecher des Landratsamts Gerhard Brandl.

Denn anders als im Tegernseer Tal funktioniert das „System AST“ im restlichen Landkreis offenbar problemlos. Insgesamt drei aktive „AST-Inseln“ gibt es. Eine versorgt Holzkirchen, Otterfing, Valley und Warngau. Eine weitere den Raum Weyarn, Miesbach und Irschenberg. Die dritte das Gebiet Hausham, Schliersee, Fischbachau und Bayerischzell. Taxi-Unternehmerin Anne Wengerter betont:

Bei uns läuft es gut. Wir bieten den AST-Service seit 14 Jahren an und haben keine Probleme damit.

Ihre Taxis übernehmen den AST-Service für Holzkirchen. Rund zehn Prozent der Aufträge seien, so Wengerter, AST-Fahrten. Der erwachsene Fahrgast zahlt dabei im Schnitt 50 Prozent weniger als bei einer normalen Taxifahrt. Die Differenz gleicht das Landratsamt wieder aus. 2017 soll das AST-Angebot im Landkreis neu ausgeschrieben werden.

Sie werde sich erneut bewerben, erklärt Wengerter auf Nachfrage. Ähnlich sieht das auch Florian Huber. Sein Unternehmen hat im Raum Schliersee den Zuschlag für das Anruf-Sammel-Taxi erhalten. Dort macht das AST zwar nur fünf Prozent aller Fahrten aus, trotzdem ist Huber zufrieden. „Bei uns läuft das ohne großen Aufwand nebenher.“

Widerstand der Taxianbieter im Tal

Den Taxianbietern im Tegernseer Tal ist der Aufwand rund um das Anruf-Sammel-Taxi aber weiterhin zu groß. „Wir haben dem Landratsamt bereits im Juli 2013 mitgeteilt, dass wir uns für das AST-Angebot nicht mehr bewerben werden – und dabei bleibt es“, betont Manfred Lueginger von der Taxivereinigung Tegernseer Tal.

Er führt vor allem Negativerfahrungen als Grund für die Ablehnung an. Es habe sich zum Schluss einfach nicht mehr rentiert, so Lueginger weiter. 2013 war die zentrale Telefonsammelstelle für AST-Anfragen von Rosenheim nach Leipzig verlagert worden. Seitdem ist es offenbar immer wieder zu Pannen gekommen, wie Lueginger erklärt:

Häufig wurden per Computer drei Wagen für eine Fahrt nach Glashütte bestellt, die Aufträge also doppelt und dreifach vergeben.

Das führte dann zum Streit unter den verschiedenen Taxianbietern im Tegernseer Tal. Anders als im Rest des Landkreises wurden die hiesigen AST-Bestellungen nicht nur von einem Taxiunternehmen, sondern von der Vereinigung aller 15 Anbieter umgesetzt. Man sei nun mal eine Taxivereinigung, betont Lueginger.

Für die Taxianbieter
Für die Taxianbieter im Tegernseer Tal ist AST keine Alternative.

Die Lösung für dieses Problem könnte indes einfach sein: Bewirbt sich bei der neuen Ausschreibung für die AST-Fahrten aus dem Tal nur ein Unternehmen, könnten Abstimmungsschwierigkeiten vermieden werden. „Bislang hat aber noch keines der Unternehmen Interesse gezeigt“, so Lueginger.

Die Fahrten von Gmund in den Norden und Osten des Landkreises müsste dann also ein Taxianbieter aus Miesbach, Holzkirchen oder Schliersee übernehmen. „Eine Ausweitung des AST auf das gesamte Tegernseer Tal ist derzeit nicht geplant“, sagt Landratsamtssprecher Gerhard Brandl. Und das obwohl die Verantwortlichen auf der Suche nach einem Verkehrskonzept fürs Tegernseer Tal die öffentlichen Verkehrsmittel eigentlich stärken wollen.

Stattdessen könnte die Rückkehr des AST für das gesamte Tegernseer Tal wohl am Widerstand der heimischen Taxiunternehmen scheitern.

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