All eyes on Bergham

“BERGHAIN??”, reibt sich der Berlin-affine Hipster die Augen. Nein, es ist viel, viel cooler.

Foto: Peter Rieger jun.

Frei nach der Kampagne der Südtiroler Patrioten “Südtirol ist nicht Italien” gilt seit je her: Bergham ist nicht Otterfing! Das Idyll rund um St. Valentin und das besondere Temperament seiner Einwohner machen Bergham zum Gaißach des Nordens. Jeder weiß, am Schusterberg geht Bayern los – und eben diesen ersten kleinen Buckeln hat Bergham auch seinen Namen und seinen Stolz zu verdanken.

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Seit dem Sündenfall des S-Bahn-Baus und dem Zuzug von Leuten, die keine Ahnung mehr hatten, dass man in Bergham über Generationen das Selbstbewusstsein einer Kreisstadt pflegte und dem baulichen Zusammenschmelzen mit dem Hauptdorf an der Dietramszeller Magistrale schien das “Prinzip Bergham” im Trubel der Moderne zu verblassen. Plötzlich sollte Wettlkam der pittoreske Satellit im Landkreiszwickel sein, in dem sogar der Zuzug von Prominenz zu beklatschen war, während der Preiß’ in Otterfing die Deutungshoheit übernahm und Bergham mehr und mehr als “Otterfing” bezeichnete.

Die Schmach der Jahrzehnte und eine gehörige Portion Schalk im Nacken motivierte eine schillernde Truppe junger Bergahmer Partisanen nun zu einem Coup, um sich vom Schorf der jüngeren Gemeindehistorie zu befreien. So konspirativ wie typografisch akkurat wurden auf der letzten heilig-freien Wiese zwischen Bergham und S-Bahn-Dorf die Bergham Hills markiert. Vom Schriftsatz einwandfrei dem kalifornischen Pendant nachempfunden und sogar stimmungsvoll hinterleuchtet, dass Tag und Nacht, hüben wie drüben niemand vergessen möge, dass Bergham eine Neighbourhood voller Stolz, Prestige und Glamour ist.

Foto: Peter Rieger jun.

Noch gibt es kein offizielles Bekennerschreiben, aber die Kenner der Berghamer Szene vermuten, dass der staatszersetzerische Humor und die Akkuratesse in der Ausführung auf eine Gruppe um Peter Rieger jun. schließen lässt. Der Zimmermann und Designer – auch bekannt als Pete Doherty des Dachstuhls – hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach durch exzentrische Skulpturen von sich reden gemacht, etwa einen reihenhausgroßen Altar, den er allen Fehden zum trotz für das Gaufest im Hauptdorf gebaut hatte.

Noch ist nicht bekannt, mit welchen Forderungen das Opus Magnum auf der Wiese verbunden sein wird. Noch ist nicht bekannt, wie tief die Betonfundamente ins Erdreich reichen. Noch ist nicht bekannt, ob damit die Wiese auf ewig zur grünen Grenze zwischen zwei Kulturen erhoben wurde. Noch ist nicht bekannt, ob es nur der Anfang eines langen Satzes ist mit vielen Wörtern, der bald Bergham umfangen wird wie eine mittelalterliche Stadtmauer.

Wir sind gespannt, wie lange nun kichernd um dieses Kunstwerk herumgemäht werden wird oder wie lange es dauert, bis die Behörden in einem Ortstermin vorstellig werden und feststellen, dass der trotzige Schriftzug nicht der DIN-Norm von Ortsschildern entspricht und bis 1.5. 2027 rückgebaut werden müsse.

Wie auch immer: Cool!

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