Wer den Tegernseer Leeberg hinauf oder die Rottacher Ganghoferstraße hinunter geht, kann die ganze Pracht des Tegernseer Tals bewundern. Eine Villa reiht sich an die andere. Im Tal leben zahlreiche wohlhabende Menschen. Die Immobilienpreise sind hoch.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Kehrseite des Tals zeigt sich jeden Samstag in der Wiesseer Straße 18 unweit des Gmunder Bahnhofs. Dort hat die „Tafel“ ihre Räumlichkeiten.
Zahl der Bedürftigen gestiegen
Seit über zehn Jahren versorgt die Tafel Bedürftige im Tegernseer Tal mit Lebensmitteln. Samstag für Samstag herrscht dort dichtes Gedränge an der Ausgabe. „In den Anfangsjahren gingen nur vier Talbewohner Woche für Woche zur Tafel, heute sind es über 50“, schildert Helga Auth die gegenwärtige Situation. Auth leitet die Geschicke der Tafel und kümmert sich, zusammen mit 46 weiteren ehrenamtlichen Helfern, um die weniger gut situierten Bürger des Tals.
Träger der Tafel ist die Diakonie, die Räume gehören der Raiffeisenbank. Die Miete übernehmen die Talgemeinden. „In den vergangenen sechs Monaten ist die Zahl der Hilfesuchenden, die jede Woche zu uns kommen, um rund ein Drittel gestiegen“, betont Auth. Vor allem ältere Menschen aus dem Tal kommen mit ihrer Rente nicht mehr über die Runden und müssen sich Teile ihrer Lebensmittel bei der Tafel holen. Zuvor erhalten sie eine Bescheinigung von den Sozialämtern der Gemeinden, dass sie dazu auch tatsächlich berechtigt sind.
Den Großteil ihrer Lebensmittelspenden bekommt die Tafel von hiesigen Supermärkten, Bäckereien, Metzgereien und Hotels. Mit den Bedürftigen stieg glücklicherweise auch die Zahl der Lebensmittelspenden in den vergangenen Jahren, so Auth weiter.
Nur deshalb kann die Tafel den Ansturm der Bedürftigen weiterhin meistern. Trotzdem betont Auth: „Wir sind keine Vollversorger. Jeder bekommt sein Sozialgeld oder seine Rente.“ Doch die reicht angesichts der hohen Lebenshaltungskosten im Tegernseer Tal oft nicht aus. Also gibt es von der Tafel ein paar Lebensmittel oben drauf. Auth und ihr Team erfahren dafür viel Dankbarkeit. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Auth.
Trotzdem kostet es viele Talbürger noch immer große Überwindung, das Angebot der Tafel in Anspruch zu nehmen. Neuankömmlinge seien oft sehr aufgewühlt, schildert Auth ihre Erfahrungen. Tränen sind keine Seltenheit. Arm sein ist nirgendwo schön, in einem so reichen und teuren Umfeld wie dem Tegernseer Tal aber wohl besonders schmerzhaft.
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