Der Mindestlohn im Januar war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seit 2006 führt Familie Brandmeier den beliebten Gasthof Schandl. Stefan Brandmeier, Pächter des Gasthofs, hatte es damals schon gewusst, dass die Einführung des Mindestlohns eine Herausforderung bedeuten könnte.
Doch dass diese mit der Schließung seiner Gaststätte enden würde, das hatte er im Januar noch nicht geahnt. „Ich musste zwar schon im letzten Jahr Geld reinstecken, aber der Mindestlohn hat alles noch verschlimmert“, so Brandmeier.
Aus Gastronomie wird Bürokratie
Nicht nur, dass die Personalkosten durch den Mindestlohn nach oben schnellten. Auch der bürokratische Aufwand stieg mit der Einführung an. Vor allem die Zeiterfassung der Arbeitsstunden, die der Mindestlohn zum Jahresbeginn mit sich gebracht hat, stellt ein großes Problem für kleine Betriebe dar.
Somit muss jeder Betrieb die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter nachweisen können. Für Großbetriebe ist dies keine sonderliche Umstellung, aber für kleine Gaststätten bedeutet das eine große Veränderung, erklärt Brandmeier.
Seitdem der Mindestlohn gilt, bin ich eigentlich nur noch Büroarbeiter. Und dafür sind wir nicht geschaffen!
Er beklagt, wöchentlich mindestens vier Stunden allein für die bürokratische Zeiterfassung opfern zu müssen. „Diese Zeit bekomme ich nicht vergütet“, so Brandmeier. Die Mitarbeiter müssen seit 2015 ihre Stundenanzahl aufschreiben. Am Ende des Monats setzt sich der Betreiber an den Schreibtisch und wertet alle Stundenzettel aus. Diese muss er dann seinem Steuerberater als Nachweis zukommen lassen.
„Haxnwirt von Tegernsee“ hat Sonderstatus
Der Gasthof Schandl ist nicht nur eine Traditionsgaststätte, sondern auch überregional für seine Schweinshaxen bekannt. Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee, erklärt: „Für Tegernsee ist es ein großes Problem, dass der Gasthof Schandl schließt. Er bietet den einzigen vernünftigen Saal, den unsere Vereine nutzen, die keine eigene Vereinshütte besitzen.“ Der Pächter wird den Betrieb im Herbst dieses Jahres schließen müssen.
Eigentümer des Gasthofs ist das Herzoglich Bayerische Brauhaus Tegernsee. Wie es nach ihm weitergehen wird, weiß Pächter Brandmeier nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Eigentümer noch viel Geld reinsteckt. Das Haus ist 172 Jahre alt. Man müsste es nach den neuesten Brandschutzmaßnahmen ausrüsten.“ Auch Bürgermeister Hagn nimmt an, dass einige Sanierungen nötig sind. Es könne durchaus sein, dass die Keller des Altbaus feucht seien, befürchtet er.
Brauhaus-Chef Christian Wagner drückte auf Nachfrage der TS-Redaktion sein Bedauern aus, dass sich die Familie Brandmeier zur Einstellung des Betriebs entschlossen hat. In den kommenden Monaten will das Brauhaus den Gasthof hinsichtlich der Konzessionsanforderungen und des Brandschutzes prüfen lassen und dann über eine weitere Nutzung entscheiden.
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