Kostete der Quadratmeter in Tegernsee im April 2009 noch 8,68 Euro Kaltmiete, werden heute schon 10,37 Euro im Schnitt fällig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Immobilienscout24.de aus dem vergangenen Jahr. Diese Entwicklung zeigt: Wohnen am Tegernsee wird immer mehr zum schwer bezahlbaren Luxus.
Die Zahl der Einheimischen, die sich solche Mieten leisten können, wird immer geringer. Die Gemeinden im Tal versuchen daher händeringend, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten oder neu zu schaffen.
Haus in der Neureuthstraße soll Abhilfe schaffen
Wie Bürgermeister Johannes Hagn gestern Abend im Stadtrat verkündete, hat die Stadt nun ein konkretes Ergebnis vorzusweisen. So hat Tegernsee die Häuser in der Neureuthstraße 4-6 von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee erworben. Dazu Bürgermeister Johannes Hagn:
Wir haben erfahren, dass die Sparkasse Immobilien veräußern will. Darunter auch das Anwesen in der Neureuthstraße. Ich habe mich daraufhin sofort mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse in Verbindung gesetzt und unser Kaufinteresse signalisiert.
Es folgten Gespräche mit der Sparkasse und einzelnen Mietern des Anwesens. Man habe das Gebäude auf Herz und Nieren überprüft und sich schließlich auf einen Kaufpreis geeinigt, so Hagn weiter. Zuvor hatte auch der Tegernseer Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung grünes Licht gegeben.
Der genaue Kaufpreis betrug 2,11 Mio Euro. Das Anwesen besteht aus 16 Wohneinheiten mit Einzelappartements und Wohnungen von bis zu 70 Quadratmetern Größe. Allesamt vergleichsweise günstige Wohnungen mit Kaltmieten von unter 8 Euro je Quadratmeter. Der Bürgermeister schildert, was die Stadt mit dem Anwesen plant:
Die Wohnungen sind derzeit ausnahmslos mit langjährigen Mietern belegt. Wird eine Wohnung frei, will die Stadt diese nach dem sogenannten „Tegernseer Modell“ vergeben.
Im Zuge dieses Modells will die Stadt Tegernsee Wohnraum für junge Familien schaffen. Zieht dort eine Familie mit Kindern ein, reduziert sich die Miete pro Kind um einen gewissen Prozentsatz. Für Johannes Hagn ist der Kauf des Anwesens in der Neureuthstraße „ein wichtiger Schritt für die Stadt Tegernsee“. Die Stadt könne so verhindern, dass die Häuser zum Spekulationsobjekt würden. „Betrachtet man die Entwicklung der Mietpreise und die Tatsache, dass wir in Tegernsee kaum Raum im Stadtgebiet haben, um weiteren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, war der Kauf ein sehr wichtiger Schritt“, so Hagn weiter.
Bezahlbarer Wohnraum bleibt Mangelware
Bezahlbarer Wohnraum bleibt in Tegernsee trotz des jüngsten Kaufs durch die Stadt weiterhin Mangelware. Zwar hat die Stadt insgesamt 120 Gemeindewohnungen in ihrem Besitz, die sind jedoch derzeit alle belegt. „Zudem gibt es eine lange Warteliste für Bewerber“, sagt der Tegernseer Geschäftsleiter Hans Staudacher. Darüber hinaus gibt es in Tegernsee Sozialwohnungen. Diese „Wohnungen mit sozialer Bindung“ haben die Stadt oder ein privater Bauherr einmal mit einem günstigen Kredit der Baugenossenschaft errichtet, sich dafür aber verpflichtet, die Wohnungen zu sozial verträglichen Konditionen zu vermieten.
Die Laufzeit für die Kredite beträgt in der Regel 20 bis 25 Jahre. Läuft diese Frist aus, erlischt die soziale Bindung und die Objekte dürfen zum üblichen Preis auf dem Markt angeboten werden. „In den vergangenen Jahren sind einige dieser Bindungen ausgelaufen. Derzeit fallen in Tegernsee nur noch die acht Wohnungen in der Seestraße 19 unter diese Kategorie“, so Geschäftsleiter Staudacher weiter. Auch ein Einheimischenprogramm, wie es die Gemeinde Gmund am Landbaderfeld umgesetzt hat, um jungen einheimischen Familien vergünstigten Baugrund anbieten zu können, ist in Tegernsee derzeit nicht in Sicht. Auch dafür fehlen in der Stadt der Platz und die geeigneten Baugrundstücke.
SOCIAL MEDIA SEITEN