Energiewende als Bürokratiemonster

Seit 2011 hat sich Deutschland der Energiewende verschrieben. Doch mit der Umsetzung sind derzeit die Wenigsten einverstanden. Unter ihnen auch Tegernsees E-Werk-Chef Dr. Norbert Kruschwitz: „Die Energiewende ist ein erheblicher Papierproduzent.“

Dr. Norbert Kruschwitz, Chef des E-Werk Tegernsee: "Wir werden von Verordnungen überschwemmt."
Dr. Norbert Kruschwitz, Chef des E-Werks Tegernsee: „Wir werden von Verordnungen überschwemmt.“

Seit der Kernschmelze in Fukushima hat sich Deutschland der Energiewende verschrieben. Mittlerweile sind die Auswirkungen dieser Reform auch im Tegernseer Tal zu spüren. Aber nicht nur die Verbraucher haben mit der Reform zu kämpfen, sondern auch die Erzeuger.

Dr. Norbert Kruschwitz, Direktor des E-Werks Tegernsee, ist alles andere als ein Fan der derzeitigen Energiewende. Aus seiner Sicht geht diese unstrukturiert vonstatten. Und die Hilflosigkeit der Politik zeige sich dann in einer wachsenden Bürokratie. „Wir werden überschwemmt von Verordnungen“, erklärt Kruschwitz.

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Wasserkraft weitaus effektiver als Solar

Dabei ist das Tegernseer Tal in Sachen regenerative Energien nicht gerade ein Vorreiter. 174 Photovoltaikanlagen gibt es derzeit im Tal. Verglichen mit Niederbayern sei die prozentuelle Anzahl der Anlagen verschwindend gering, meint der Tegernseer E-Werk-Chef. Anlagen mit rund 194 Kilowatt potenzieller Leistung sind 2014 hinzugekommen. Davon stammen etwas mehr als 50 Prozent aus Anlagen, die weniger als zehn Kilowatt Leistung erzeugen. Insgesamt könnten die Solaranlagen im Tal im Optimalfall eine Leistung von 1,864 Megawatt erzeugen.

Produziert wurden von den Anlagen im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom. Weitaus effektiver als die Photovoltaikanlagen sind im Tal jedoch die derzeit vier Wasserkraftwerke. Diese hätten im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Kilowattstunden ins Netz eingespeist. Damit lieferten sie fast doppelt so viel Strom wie die Solaranlagen, obwohl sie rund 75 Prozent weniger installierte Leistung haben.

Trotz der geringen Anzahl an Solaranlagen hat das E-Werk Tegernsee dennoch einen hohen bürokratischen Aufwand mit der Energiewende zu schultern. „Wir vom E-Werk sind verpflichtet, die EEG-Abgabe einzufordern“, weiß Kruschwitz:

Wir sind das Inkassobüro für Angela Merkel.

Für das E-Werk bedeutet das auch einen höheren Personalaufwand. Ein ausgebildeter Elektromeister sei auf diese Weise immer mehr mit administrativen Aufgaben beschäftigt, erklärt Kruschwitz. „Die Energiewende ist ein erheblicher Papierproduzent und führt dazu, dass 52 Prozent der Kosten für den Haushaltsstrom staatliche Abgaben sind.“

Neue Vorgaben ab 2016

Doch auch die Verordnungen für die Verbraucher werden nicht weniger. So tritt ab dem 1. Januar 2016 die Energiesparverordnung in Kraft. Diese richtet sich in erster Linie an Hausbesitzer oder solche, die es werden wollen. Im Kern geht es darum, die Effizienz der Heizung zu steigern. So müssen Anlagen, die 30 Jahre oder älter sind, ausgetauscht werden.

 der Stadt. Daher wurde die Solaranlagensatzung verschärftim Tegernseer Rathaus ist man besonders besorgst um das Ortsbild
Solaranlagen sieht man in Tegernsee nur wenige. Am deutlichsten spürt man die Energiewende daher im E-Werk.

Zudem muss die Wärmedämmung um durchschnittlich 20 Prozent verbessert werden. Kruschwitz sei in dieser Hinsicht zwar kein Experte, wie er zugibt, doch auch hier ist er skeptisch. „Dort werden bei der Hausdämmung problematische Stoffe zum Einbau empfohlen, die wir in wenigen Jahren wahrscheinlich wieder herausholen müssen.“

Insgesamt sei aber die verbesserte Wärmeleistung der Heizung sowie eine verbesserte Gebäudeisolation der richtige Ansatz, um weitere Energieeinsparungen zu realisieren.

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