Eigentlich sollte der ehemalige Schulstandort wieder begrünt sein, so hoffte man im Landratsamt noch vor einem Jahr. Doch bis heute ragen noch die Strom- und Wasseranschlüsse für die einstigen Schulcontainer aus dem Boden. Höchstens Unkraut sprießt dort, aber kein Rasen. Das Grundstück neben Schule und Kindergarten vermittelt den Eindruck, als sollte es für eine weitere Nutzung mit Containern vorgehalten werden.
Keine Auskunft dazu gibt Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block). Ihm gehört das Grundstück, allerdings nicht alleine. Nach Informationen der Tegernseer Stimme soll es einer Erbengemeinschaft der Gebrüder Höß gehören. Peter Höß bestätigt dies indirekt: „Bei dem Grundstück handelt es sich um eine Fläche, die mir nicht alleine gehört“. Somit könne und werde er auf Anfragen nicht näher eingehen.
Landratsamt hält Containerunterkünfte in Wiessee für möglich
Auskunftsfreudiger ist das Landratsamt. Dessen Pressesprecher Birger Nemitz teilt auf Nachfrage mit, dass kein Pachtvertrag mehr mit den Eigentümern bestehe. „Bei weiterhin langfristig hohen Zuzugszahlen von Flüchtlingen in Oberbayern kann eine Nutzung dieses Grundstücks geprüft werden. Für eine Nutzung spricht, dass dort die für die Container nötigen Anschlüsse noch vorhanden sind“. Widersprüchlich seien alleine die unterschiedlichen Aussagen zu Gasanschlüssen.
“In diesem Falle müsste es zunächst zu Verhandlungen zwischen dem Eigentümer des Geländes und dem Gemeinderat kommen. Der Gemeinderat würde dann über eine Nutzung abstimmen”,erklärte Nemitz. Falls der Gemeinderat Bad Wiessee dieses Grundstück der Landkreisverwaltung als möglichen Standort für Container nennen würde, könnte das Landratsamt Miesbach diese dort errichten.
Sareiter sorgt sich um Kinder
Dies dürfte zunächst am Ratstisch auf wenig Begeisterung stoßen. „Ich bin nach wie vor der Meinung“, bekräftigt Florian Sareiter (CSU) seine Position, die er auch schon im Gemeinderat vertrat, dass eine Flüchtlingsunterkunft „in unmittelbarer Nähe zum Kindergarten und zur Schule keine gute Lösung wäre“. Sareiter verweist auf die ständigen Vorfälle mit vielfach traumatisierten Asylbewerbern in der Tegernseer Unterkunft gegenüber dem Gymnasium. „Was da abgeht“ wünsche er sich nicht in unmittelbarer Nähe zu Kleinkindern.
Dennoch könne man sich diesem drängenden Problem von Provisorien nicht verschließen. Er habe seine Ratskollegen bereits mehrfach aufgefordert, „sich Gedanken über alternative Standorte und Unterbringungsmöglichkeiten in Bad Wiessee zu machen. Gerade jetzt vor Einbruch der kalten Jahreszeit müssen wir im Falle eine Falles einen Plan B haben“. Bislang stehe aber dieses Thema nicht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gemeinderates (19. November).
CSU-Gipfel in Gmund: „Asyl und seine Folgen“
Fahrt aufnehmen wird dieses heiße Eisen spätestens nach den Herbstferien. Am 9. November bekommen Interessierte Informationen aus erster Hand. Das Thema, das inzwischen alle im Tal berührt, steht dann auf der Agenda im Neureuthersaal in Gmund: „Asyl und seine Folgen“. Den Fragen stellt sich Thomas Kreuzer, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Landtag. Eingeladen hat dazu Georg von Preysing im Namen der CSU-Ortsverbände im Tegernseer Tal.
Angesichts der dramatischen Bilder von der bayerisch-österreichischen Grenze ist allen Kommunalpolitikern im Tal klar, dass weit mehr als die derzeit 29 von der Regierung von Oberbayern zugewiesenen Flüchtlinge pro Woche den Landkreis erreichen werden. Denn ein Ende des Zustroms ist nicht abzusehen.
Da spielt es keine Rolle mehr, ob das Gelände der Gebrüder Höß, wie im vergangenen Jahr angekündigt, renaturiert wird, oder nicht. „Das Gebiet ist ein Außenbereichsgrundstück, aber für den Naturschutz nicht herausragend relevant“, so Pressesprecher Nemitz, „der Ursprungszustand des Geländes ist eine einfache, gedüngte Wiese“. Doch eine Wiese ist nicht mehr auszumachen, nur planierter Kies.
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