Auch Flüchtlingskinder sind in Deutschland schulpflichtig. Die jugendlichen Asylbewerber in Bad Wiessee genossen bisher jedoch lediglich Deutschkurse auf ehrenamtlicher Basis. In eine richtige Schulklasse konnten sie nicht integriert werden.
Doch seit dem 9. November gehen die Asylbewerber in die Wiesseer Grundschule. Damit haben sie nicht nur die Chance auf einen umfangreichen Schulunterricht, sondern auch die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen.
Integration durch Bildung
„Verantwortlich für den Unterricht ist die Berufsschule Miesbach“, sagt Birger Nemitz, Pressesprecher des Landratsamtes. Der Unterricht findet in der Wiesseer Grundschule statt. Die Berufsschule hat ein Klassenzimmer angemietet, um den Flüchtlingskindern einen möglichst kurzen Anfahrtsweg zu ermöglichen und dadurch Aufwand und Kosten einzusparen. Wie Herrmann berichtet, konnte Schuldirektorin Gertraud Pfaffenberger doch noch noch ein Klassenzimmer bereitstellen.
Die Klasse besteht aus insgesamt 25 Jugendlichen, die seit dem 9. November getrennt in zwei Gruppen unterrichtet werden. Der Schulunterricht ist in zwei Einheiten gestaffelt. Martin Greifenstein, Schulleiter der Berufsschule, erklärt: “Die Schüler haben eine 39 Stunden Woche. Der Unterricht besteht aus 17 Stunden Deutschunterricht und 22 Stunden für die vorgesehenen berufsschulischen Fächer.”
Außerdem ist eine Sozialpädagogin vor Ort, die den Asylbewerbern bei Fragen und persönlichen Anliegen zur Seite steht. Greifenstein berichtet:
Sie führt individuelle Gespräche durch bis hin zur Traumabehandlung.
Die Eltern der Grundschüler sind noch skeptisch, was den gemeinsamen Schulbesuch von Asylbewerbern und eigenen Kindern angeht. Diese Reaktion geht aus dem Elternabend am vergangenen Donnerstag hervor, erklärt Greifenstein. Dabei sei das Verhältnis zwischen Grundschülern und den älteren Asylbewerbern grundsätzlich sehr angenehm.
Greifensteins Eindruck: “Unsere Kinder sind sehr neugierig und offen für die älteren Schüler. Auch die Asylbewerber zeigen ein hohes Interesse an den anderen Kindern.” Der Schulleiter glaubt, dass durch den kulturellen Hintergrund der Asylbewerber, bei dem die Familie an erster Stelle steht, die Integration schnell gelingen kann. Sie würden mit den jungen Grundschülern gut zurechtkommen.
Michael Herrmann, Geschäftsführer der Gemeinde Bad Wiessee, bestätigt den bisher erfolgreichen Verlauf des Projekts: “Sie (die Jugendlichen) sind sehr stolz in einem Schulgebäude unterrichtet zu werden und haben sehr viel Spaß.” Ziel sei es laut Herrmann, die Jugendlichen durch den Unterricht besser vor Ort einzubinden. “Das Bildungskonzept ist ein positives Beispiel für gelebte Integration”, meint der Geschäftsleiter.
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