“Manches unterlässt man besser”

Via Facebook machte Christian Köck seinem Ärger Luft. Auslöser war ein redaktioneller Kommentar der TS sowie die Reaktion von Tegernsees Stadtrat Andreas Obermüller. Knapp 60 Likes seiner Freunde später ist der Beitrag Köcks wieder gelöscht. Nicht die erste öffentliche Äußerung des Rottacher Bürgermeisters, die für Diskussionen sorgt.

Christian Köck war am Wochenende verärgert über einen Kommentar der TS.

Freitag kam für Christian Köck die Provokation: Ein Kommentar, in dem TS-Redakteur Martin Calsow die Asylpolitik im Landkreis und die fehlende Solidarität Köcks kommentierte. Dazu noch ein Beitrag von Tegernsees Stadtrat Andreas Obermüller, der den Kommentar als „witzig und leider sehr wahr“ bezeichnete.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Am Samstagmorgen veröffentlichte Köck einen Post auf Facebook, in dem er seinem Ärger Luft machte:

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Ein besonderer Gruß gilt dem Autor dieses ausgemachten Unfugs.
Als Sie diese Zeilen verfasst haben, hatten Sie offenbar eine wahre Sternstunde.
Üben Sie lieber noch ein bisserl das Heimatkrimi-Schreiben.
Vielleicht lernen Sie es irgendwann einmal…
Ebenfalls herzliche Grüße an den Tegernseer Pillenverkäufer und Möchtegern-Bgm.
Obermüller für den wiederholt absolut überflüssigen Kommentar.
Was ich Ihnen getan habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht?!
Vielleicht finden Sie in Ihrem Laden eine Medizin, die Ihnen hilft…
Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass ich in meinem Gemeinderat keine derartigen
Kommentarschreiberlinge habe. Kollege Hagn und ich arbeiten im Übrigen beide
fleißig und darüber hinaus auch sehr gut zusammen.
Wir lassen uns durch Ihren Schmarrn auch keinesfalls auseinander dividieren!
Eigentlich nicht meine Art, auf derartige Schmierereien überhaupt zu reagieren,
aber diesmal ging’s leider nicht anders. Es reicht!!

Schnell bekam Köck diverse Rückmeldungen auf seine Meldung, über 60 Personen markierten den Beitrag mit „Gefällt mir“. In den Kommentaren wurde jedoch teils kontrovers diskutiert. So äußerte sich Stadtrat Peter-Friedrich Sieben, ob solch eine Äußerung über einen gewählten Vertreter eines Bürgermeisters würdig ist. Auch über das Thema Presse- und Meinungsfreiheit wurde diskutiert.

Nur ein Tag später dann die Überraschung: Der Post war plötzlich wieder verschwunden. Irgendwann zwischen Samstagabend und Sonntagfrüh muss sich Köck entschieden haben, seinen Facebook-Beitrag samt aller Kommentare zu entfernen.

„Ich habe ihn wieder gelöscht“, bestätigt Köck auf Nachfrage gegenüber der TS. Allerdings nicht auf äußeren Druck hin, sondern aus freien Stücken, wie der Bürgermeister betont. „Wenn ich etwas mache, dann stehe ich auch dazu.“ Er habe sich eben sehr über den Kommentar von Martin Calsow geärgert und daher etwas dagegen setzen wollen:

Auch ich muss mir in meiner Position nicht alles gefallen lassen.

Außerdem habe er die Reaktion der Leute testen wollen, die die Arbeit der Gemeinde schätzen. Zweifel an der Aktion will Köck trotz des Löschens nicht aufkommen lassen. “Ich hab es nicht aus Versehen gemacht”, stellt er klar.

Angesprochen auf den Post und die darin enthaltene Verunglimpfung zeigt sich Stadtrat Andreas Obermüller verwundert über eine solche Reaktion des Rottacher Rathauschefs. Er habe es zwar nicht mitbekommen, doch es sei ihm auch egal. „Mit persönlichen Vorwürfen beschäftige ich mich nicht“, so Obermüller.

Das Herz auf der Zunge

Anders sah das im Februar die Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigung. In einem Zeitungsbericht hatte Köck die Verantwortlichen der Initiative als „Extremisten“ bezeichnet. Wenige Wochen später musste er seine Aussagen zurücknehmen und sich entschuldigen.

Und auch im vergangenen Jahr war der 44-Jährige bereits in ein verbal-virales Fettnäpfchen getreten. Im Zuge der damals beliebten Ice-Bucket-Challenge auf Facebook hatte Köck seine Teilnahme als “Waterboarding made in Oberach” bezeichnet. Die Empörung ließ nicht lange auf sich warten. Nur kurze Zeit später musste Köck zurückrudern und war überrascht, ob der Wirkung seiner Worte.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich so etwas über Facebook verbreitet. Das kommt schon auch bei Leuten an, mit denen man beruflich als Bürgermeister zu tun hat.

Die Reaktion vom Wochenende scheint nun die dritte derartige Aktion innerhalb eines Jahres zu sein. Offenbar neigt Köck dazu, seine Meinung gerne ungefiltert öffentlich kundzutun. Dass das für einen Politiker nicht immer von Vorteil sein muss, zeigen die öffentlichen Entschuldigungen oder der gelöschte Facebookpost.

Dabei hätte Köck sich nur an seine – im Zuge der Waterboarding-Diskussion – geäußerte Erkenntnis erinnern sollen: “Manches unterlässt man besser.” Vor allem als Bürgermeister.

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