Die Organisation zur Aufnahme der Flüchtlinge für Rottach-Egern steht. Gestern Abend wurde das Konzept den 350 Besuchern im Seeforum präsentiert. Allein bei der Anzahl der Helfer mangelt es noch an Zuspruch. Bislang sind es 20, gebraucht werden aber mindestens 50 Ehrenamtliche, wenn im Februar die Traglufthalle im Birkenmoos steht und 120 Flüchtlinge kommen.
Denn die Kritik der Rottacher ist groß. So musste sich das Podium, besetzt mit Landrat Wolfgang Rzehak, Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn und dem Integrationsbeauftragten Max Niedermeier, deutliche Meinungen anhören.
Meine Nachbarin muss zwei Monate auf einen Arzt-Termin warten, die Asylbewerber dagegen genießen eine medizinische Versorgung. Das finde ich für uns Deutsche nicht so günstig. Wir haben im Tal die Tafel für Rentner, die auch nicht so viel Geld haben. Wer kümmert sich um die so sehr, wie dieser Helferkreis um Flüchtlinge?
Dass die Rottacherin damit so manchem im Seeforum aus der Seele sprach, zeigte der anschließende Applaus. Der Rottacher Bürgermeister Christian Köck (CSU) erwiderte, dass es in der Traglufthalle einen Behandlungsraum für akute Fälle geben wird. Koordinieren würde dies der Arzt Klaus Fresenius vom Helferkreis mit seinen Rottacher Kollegen.
Köck fordert Obergrenze
Sein Tegernseer Bürgermeisterkollege Johannes Hagn (CSU) widersprach der Sorge, dass die sozial Schwachen auf der Strecke bleiben könnten. „Die Angebote für Senioren sind gerade im Tegernseer Tal hervorragend und werden es auch bleiben.”
Angesprochen auf die Zusammensetzung der zukünftigen Bewohner der Traglufthalle betonte Köck, dass man vor allem Kriegsflüchtlingen mit Familien helfen wolle.
Wir haben aber keinen Einfluss darauf, welche Menschen zu uns kommen. Dennoch muss die enorme Zahl, die auf den Landkreis zukommt, dauerhaft begrenzt werden. Sonst werden wir irgendwann an unsere Grenzen stoßen und das Problem nicht mehr schultern können.
Dies war wohl an die Adresse des grünen Landrats gerichtet, denn Wolfgang Rzehak spricht sich ganz auf Parteilinie gegen eine Obergrenze aus. Die Rottacherin Doris G. äußerte Bedenken: „Ich persönlich bin gegen diese Asylantenunterkunft, weil dies auf Dauer Ängste erzeugt. Denn niemand könne sagen, was da noch auf uns zukommt. Ich finde es feige, dass viele Rottacher nur hinter vorgehaltener Hand gegen die Traglufthalle klagen, aus Sorge, sie könnten einen Imageschaden erleiden.”
Sorgen, für die Rzehak Verständnis zeigte: „Wichtig aber ist, dass wir die Ängste nicht schüren, sondern sachlich damit umgehen, denn wir müssen uns dieser Aufgabe stellen“.
Ulrich K. gab zu bedenken: “Wenn nur jeder zweite Asylbewerber anerkannt wird und dann den Status eines Obdachlosen hat, dann wird das Wohnraumproblem uns noch richtig auf die Füße fallen“. Darauf erwiderte Bürgermeister Köck:
Die Frage nach dem Wohnraum ist berechtigt. Aber nach gewissen Zeiten verlassen uns die Menschen wieder. Um das aber klar zu stellen: Für uns hat die einheimische Bevölkerung Priorität, denn der innere Frieden im Ort muss gewahrt bleiben.
Ganz im Sinne seiner Partei meinte Köck: „Wir müssen auch unseren politischen Willen ausdrücken. Denn es kann nicht sein, dass die Gemeinden dauerhaft dieser Belastung ausgesetzt werden. Das können wir auch sozialverträglich gar nicht darstellen.”
Laut Köck, könne eine Gemeinde wie Rottach-Egern auch nicht über die Jahre in die Pflicht genommen werden, die „Fehlbeleger“ hier dauerhaft zu beherbergen. Das wäre zum heutigen Tag ein falsches Versprechen. “Denn auch bei uns driftet das soziale Gefälle immer weiter auseinander.”
U. aus Rottach fragte: „Was machen wir mit Menschen, die sich nicht integrieren wollen?“. Rzehak entgegnete unter Gelächter: „Auch Menschen aus anderen Bundesländern integrieren sich hier nicht“.
„Frauen sind im Islam nichts wert“
Köck widersprach auch Kanzlerin Merkel, für die Aussage, dass der Islam zu Deutschland gehöre: „Wir haben eine abendländische Kultur und sollten unsere Werte schützen. Da müssen wir aufpassen. Aber nicht jeder, der den Islam praktiziert ist auch ein Terrorist“. Und nicht jeder, der katholisch ist, geht in die Kirche, und nicht jeder, der in die Kirche geht, ist katholisch“, fügte Elisabeth A. vom Pfarrverband hinzu.
Gegen Ende meldete sich Gemeinderat Anton Maier (CSU): Er habe Angst um zwei seiner vier Töchter, die leidenschaftlich gerne Leichtathletik auf dem Sportplatz betreiben, neben dem die Traglufthalle errichtet wird. „Frauen sind im Islam nichts wert, diese Angst kann mir niemand nehmen. Ihr da vorne auf dem Podium müsst aufstehen und nach oben in die hohe Politik Druck machen, dass dies auf Dauer nicht der richtige Weg sein kann“, forderte Meier unter Beifall.
Den Befürchtungen Maiers entgegnete Parteifreund Hagn: „Wir haben in Tegernsee nicht einen Fall von sexueller Belästigung“. Sarkastisch fügte er hinzu: „Mir machen die Hundebesitzer, die sich nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Tiere kümmern, mehr Ärger, als die knapp 200 Asylbewerber“.
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