Skicross: Wiesseer Simon Stickl bei Weltcup-Auftakt am Start

Ergänzung vom 16. Dezember / 9:41 Uhr
Die lange und harte Vorbereitung für den Weltcup-Winter der Skicrosser ist vorbei. Am kommenden Wochenende steht in Innichen in Südtirol der Weltcup-Auftakt an. Mit dabei ist auch Simon Stickl vom SC Bad Wiessee – trotz einer Zerrung des Kreuzbandes, die er sich Mitte November im Training zuzog.

Physiotherapeut Alois Grabmair aus Bad Wiessee, der bei den Rehamaßnahmen von Veronika Ablaßmeier aus Rottach-Egern unterstützt wurde, hat es in kürzester Zeit geschafft, Stickl rechtzeitig wieder fit zu bekommen.

Simon Stickl freut sich auf den Saison-Start
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Bundestrainer Alex Böhme nennt die Verletzung Stickls einen Wermutstropfen zu der ansonsten tollen Saisonvorbereitung.

Stickl selbst sagte auf den Internetseiten des Deutschen Ski Verbandes (DSV) zu seiner Knieverletzung: “Das war mehr als überflüssig. Ich habe in den letzten Wochen intensiv mein Rehaprogramm absolviert und bin zuversichtlich in Innichen starten zu können.”

Erfolgsaussichten halten sich in Grenzen

Zumindest in den zwölfköpfigen Kader für Innichen wurde Stickl berufen, wie gestern vom DSV zu erfahren war. “Meinem Knie geht es wieder besser und am vergangenen Wochenende stand ich zum ersten Mal wieder auf Ski. Dabei war ich schmerzfrei und somit steht dem Weltcup-Auftakt nichts mehr im Wege.“

Angesprochen auf seine Erwatungshaltung für das Rennen meint Stickl:
„Natürlich fahre ich aufgrund dieser Vorgeschichte mit geringen Erwartungen nach Innichen. Die fehlenden Trainingstage lassen sich nicht wegdiskutieren. Auf der anderen Seite bin ich froh, dabei sein zu können, freue mich auf das Rennwochenende und bin hoch motiviert, gut in den Winter zu starten.“

Das Skicrosser-Wochenende im Überblick:
Fr., 16.12.2011, 11:45 Uhr: Qualifikation Herren
Sa., 17.12.2011, 11:15 Uhr: Finals
So., 18.12.2011, 11:45 Uhr: Qualifikation Herren
So., 18.12.2011, 13:30 Uhr: Finals

Den Programmhinweisen von ARD, ZDF und Eurosport war leider nicht zu entnehmen, ob zumindest eine Zusammenfassung des Weltcup-Rennens gezeigt wird.

Ursprünglicher Artikel vom 5. April mit der Überschrift: “Skicrosser Simon Stickl lebt seinen Traum – Den Gesamtweltcup als nächstes Ziel”

Simon Stickl (23) in Aktion: Solche Sprünge konnen bis zu 50 Meter weit gehen

Totale Action, volle Zuschauerränge und eine fantastische Stimmung. Das ist Skicross. Eine noch junge alpine Wintersportdisziplin. 2010 in Vancouver erstmals im Programm der Olympischen Winterspiele.

Immer mitten drin und auch in Vancouver dabei war der Bad Wiesseer Simon Stickl (23). Der Wiesseer startete Mitte Dezember 2010 in seine vierte Skicross Weltcup Saison, die Ende März zu Ende gegangen ist.

Wir hatten das Vergnügen Simon Stickl in Bad Wiessee zu treffen und ein Interview mit Ihm zu führen…

Herr Stickl, ist die Anrede Du in Ordnung?

Stickl: Ja

Erinnerst Du dich an den 5. Januar 2010?

Simon: Klar! Da hab ich in St. Johann in Österreich mein erstes Weltcup-Rennen gewonnen. Ein ganz besonderer Tag, den ich nie wieder vergessen werde. Da St. Johann nur knapp 1 1/2 Stunden vom Tegernsee entfernt ist war das wie ein Heimrennen. Von dem her waren auch noch super viele Freunde und Bekannte mit vor Ort. Das war einfach nur geil.

Durch den Sieg hattest Du dich auch für die Olympischen Spiele in Vancouver qualifiziert!

Simon: Schon als kleiner Junge träumst du davon einmal bei den Olympischen Spielen mit dabei zu sein. Dass ich mich für die Spiele qualifiziert hatte, habe ich erst so richtig bei der Eröffnungsfeier in Vancouver begriffen. Das war alles wie ein Traum. Das war der Absolute Wahnsinn. Unglaublich.

Simon Stickl ist Deutschlands erster Weltcup Sieger im Skicross. Mit 17 schien die Karriere beinahe beendet.

Das kann man perfektes Timing nennen. Skicross gab es ja zuvor noch nie bei Olympischen Spielen. Das Internationale Olympische Komitee entschied erst Ende 2006 über die Aufnahme ins olympische Programm.

Simon: Zu eben diesem Zeitpunkt habe ich mit dem Skicrossen begonnen. In der Qualifikation in Vancouver hatte ich die Startnummer eins. Total irre. Ich war somit der aller erste Starter überhaupt in der Geschichte im Skicross bei den Olympischen Spielen. Leider bin ich frühzeitig im Achtelfinallauf ausgeschieden. Kurz vor dem Ziel bin ich in einen Sturz verwirklicht worde. Darüber ärgere ich mich noch bis heute.

Angst? Nein. Aber ordentlich Respekt!

Vier Tage später holt die Kreutherin Viktoria Rebensburg Gold im Riesenslalom. Hast Du dich mit Ihr freuen können?

Simon: Klar. Ich kenn die „Vicky“ ja ganz gut. Hut ab! Da kann ich nur gratulieren. Mit 20 Jahren so einen Erfolg zu erzielen, da gehört schon einiges dazu. Großer Respekt auch davor, dass sie so auf dem Boden geblieben ist. Und dass der Erfolg keine Eintagsfliege war, hat man ja in diesem Winter wieder gesehen.

Wie bist Du überhaupt zum Skicross gekommen?

Simon: In jungen Jahren war ich noch Alpiner Skifahrer und im C-Kader des DSV. Dort habe ich einige Deutsche Meister Titel bei den Junioren geholt. Dann hab ich mir 2004 beim Fußball das Schienbein gebrochen, fiel lange aus und habe von den DSV-Verantwortlichen keine Chance mehr bekommen. Etwas später, bei der Bundeswehr hat mich Frank „Francy“ Maier gefragt, ob ich nicht Lust hätte mit dem Skicross anzufangen.

Also bist Du sozusagen ein Quereinsteiger?

Simon: Ja. Fast alle Teilnehmer im Skicross Weltcup kommen ursprünglich vom Alpinen Skifahren. Der wohl bekannteste Skicrosser ist der US-Amerikaner Daron Rahlves, der u.a. 2003 beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel die Abfahrt gewonnen hat. Ich kenne keinen, der von Anfang an gesagt hat, „ich will Skicrosser werden“.

Wie war das damals im Januar 2008 in Frankreich bei Deinem ersten Skicross Rennen?

Simon: Ich hab da nur gedacht – ihr habt doch alle einen „Vogel“, wenn ihr da runter fahrt!

Hattest Du Angst?

Simon: Also zunächst war Steckenbesichtigung. Dann ein Trainingslauf. Beim ersten größeren Sprung bin ich gleich mal gestürzt. Aber da war ich nicht der Einzige. Da hast Du dann doch ordentlich Respekt. Aber der Sprung wurde durch die Rennleitung noch entschärft, weil die Strecke einfach schnelle war als gedacht und daher an dieser Stelle ein zu große Gefahr bestand. Ich habe mich dann in meiner Einzelfahrt gleich für das 32-Hauptfeld qualifiziert.

Wie schnell seid Ihr den ungefähr bei den Rennen? Wie weit gehen die Sprünge? Trägst Du irgendwelche besondere Schutzkleidung?

Simon: Skicross ist viel langsamer als z.B. ein Abfahrtsrennen. Ich schätze, dass wir so um die 80 km/h bis 100km/h drauf haben – je nach Strecke. Die weitesten Sprünge gehen an die 50 Meter. Von daher tragen wir keine besonderen Schutzkleidung oder ähnliches – einen Helm und eine Rückenprotektor – das muss reichen.

Weniger gefährlich als bei den Alpinen

Wenn man die Rennen in den Zusammenfassungen sieht, meint man, dass Skicross doch ziemlich gefährlich ist.

Simon: Es schaut schon immer ziemlich spektakulär aus im Fernsehen. Ich finde es übrigens toll, dass alle Saisonrennen in einem Kurzbericht gezeigt wurden. Diese Saison hatte ich nur eine leichte Gehirnerschütterung und eine Fingerverletzung zugezogen – das war aber bei einem Riesenslalomtraining. Die Verletzungsgefahr ist auf jeden Fall deutlich geringer als bei den Alpinen.

Was denken eigentlich Deine Eltern, wenn Du dich bei den Rennen die Hänge runter stürzt:

Simon: Die sind stolz wie Oskar. Zu große Sorgen machen sie sich glaub ich nicht. Durch meine älteren Brüder sind sie wahrscheinlich so einiges gewohnt. Wir sind von jeher eine Skifahrerfamilie. Ohne meine Eltern hätte ich das Alles auch niemals geschafft. Sie haben mich immer und bei Allem unterstützt.

Sind Deine Eltern regelmäßig bei den Rennen mit dabei?

Simon (lacht): Zu cool. Mein Vater ja. Meine Mutter nein. Als kleiner Junge bin ich bei einem Skirennen ausgeschieden. Da hab ich als kleiner Bub zu meiner Mutter gesagt sie sei schuld. Seitdem hat meine Mutter sich kein Rennen mehr live vor Ort angeschaut, bis meine Brüder und ich sie vor kurzem als Geschenk zu einem Rennen eingeladen haben.

Der Gesamt-Weltcup als das große Ziel

Dieses Jahr wurdest Du gesamt Sechster im Weltcup…Welche sportlichen Ziele hast Du dir für die nächsten Jahre gesteckt?

Simon: Auf jeden Fall irgendwann einmal den Gesamt-Weltcup zu gewinnen. Ich sehe das so: Rein vom Alter her bin ich mit Abstand der Jüngste in den Top 10. Nach vier Saisons habe ich jetzt auch schon einige Rennerfahrungen gesammelt. Der große Traum wäre natürlich der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in München 2018. Da wäre ich 30 Jahre…wenn wir denn die Spiele im eigenen Land bekommen.

Du hast diesen Winter an 13 Rennen in der ganzen Welt teilgenommen. Jetlag pur…

Simon: Über Weihnachten war ich mal kurz für vier Tage daheim. Das ist schon krass. Während der Saison haben wir kaum Freizeit. Auch jetzt bin ich nur für ein paar Wochen am Tegernsee. Ab Mai geht es dann schon wieder weiter mit der Vorbereitung im Leistungszentrum in München. Training ist dann sechsmal in der Woche und in der Regel zweimal am Tag. Bis dahin werde ich die freie Zeit genießen und vielleicht auch das eine oder andere Mal meiner Familie auf der Schwarzen Tenn beim Almbetrieb helfen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Deine Zukunft.

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