Widerstand gegen Rottacher Traglufthalle

Während sich seit heute mit Unterschriftenlisten der Widerstand gegen die Rottacher Traglufthalle erneut formiert, werden im Birkenmoos erste Baumaterialien abgeladen. Nicht sicher ist, ob mit dieser Notunterkunft für Flüchtlinge Tegernsee deutlich entlastet wird. In der Turnhalle leben inzwischen 201 Asylbewerber. „Mehr Betten passen nicht rein“, sagt Bürgermeister Johannes Hagn.

Rottacher Bürger fordern jetzt den Baustopp der Traglufthalle
Rottacher Bürger fordern jetzt den Baustopp der Traglufthalle

Der Helferkreis in Rottach-Egern vermeldet inzwischen, dass etwa 50 Freiwillige für die Betreuung der 120 Flüchtlinge in der Traglufthalle zur Verfügung stehen würden. Sie werden bald gebraucht, denn seit heute laufen erkennbar die Vorarbeiten zur Errichtung der Notunterkunft. Vor Ort ist das Berliner Unternehmen Paranet, bei der das Geschäft mit der Flucht boomt.

Bundesweit sind ihre „Care Domes“ gefragt. Demnächst werden 33 Notunterkünfte errichtet sein. Paranets luftige Hallen schaffen in Holzkirchen Platz für 300 Menschen, im Rottacher Birkenmoos werden 120 unterkommen. „Der Landkreis Miesbach hat mit der Berliner Firma Paranet einen Vertrag über 12 Monate geschlossen, der sich verlängern lässt, falls keiner der Vertragspartner kündigt“, erklärt Birger Nemitz, Pressesprecher im Landratsamt Miesbach.

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Regierung zahlt Mietkosten für Traglufthalle

Die Regierung von Oberbayern habe bereits zugesichert, dass sie die Kosten für die Traglufthalle in Rottach-Egern übernehmen werde. „Dem Landkreis Miesbach entstehen für die Miete der Traglufthalle von monatlich 43.000 Euro keine Kosten“, diese zahle die Regierung von Oberbayern ebenso wie die Kosten der Vorarbeiten, zum Beispiel Planieren und Leitungen verlegen.

Die Anmietung einer Traglufthalle sei im ersten Jahr so üblich, erklärt Jürgen Wowra von Paranet, „denn eine Traglufthalle ist ein zu kompliziertes Gebilde, um es gleich einem Hausmeister zu überlassen. Das muss ordentlich betreut werden“. Am Donnerstag sollen die ersten Erdanker gesetzt werden.

Unterschriften gegen Traglufthalle

Derweil formiert sich wieder einmal Widerstand gegen die Flüchtlingsunterkunft in Rottach-Egern. Bereits am 1. November machten Asylgegner klar, dass sie das vorübergehende Zuhause für die 120 Asylbewerber nicht vor ihrer Tür haben wollen.

Seit heute liegen nun in Rottacher Geschäften Unterschriftenlisten aus, in denen ein „sofortiger Baustopp der Traglufthalle“ gefordert wird. Initiator Stefan Berghammer hofft, dass bis Donnerstag genügend Gleichgesinnte unterschreiben. Anschließend sollen die Listen „dem Gemeinderat und dem Bürgermeister“ übergeben werden. Am Dienstag kommender Woche steht „die Aufstellung der Traglufthalle“ auf der Agenda des Gemeinderates.

Doch in Tegernsee erhofft sich Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) durch die Traglufthalle eine deutliche Entspannung in der Turnhalle, in der laut Landratsamt derzeit 201 Flüchtlinge untergebracht sind. „Mehr Betten passen da nicht rein“, entgegnet Hagn, der aber ganz andere Probleme auf sich zukommen sieht, wenn die in Berlin laut diskutierte Residenzpflicht für anerkannte Asylbewerber in die Tat umgesetzt werden sollte.

„Ich weiß nicht, wo ich diese Personen unterbringen soll. Das sind noch einige Herausforderungen“, meint Hagn mit Blick auf den nicht vorhandenen Wohnraum und die im Raum stehende Wohnortpflicht für anerkannte Asylbewerber: „Das wird schwierig“.

Das Soll bei Minderjährigen erfüllt

Licht am Ende des Tunnels erhofft sich Hagn bei der Aufnahme von neuen Flüchtlingen. Derzeit werden dem Landkreis wöchentlich 33 weitere Personen zugewiesen. „Wir bekommen zwar jede Woche mehr, doch der Landrat und ich gehen davon aus, dass die Zahl der Ankommenden aber nicht mehr so groß sein wird wie noch im Oktober, als Zehntausende in München ankamen“, sagt Hagn.

Er hofft, „dass Tegernsee wieder mit der kleinen Turnhalle auskommen wird, wenn weitere Unterkünfte in Weyarn, in Holzkirchen für 300 Menschen und in Waakirchen demnächst bezugsfertig werden. Wenn die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge stabil bleibt, könnten wir die große Turnhalle wieder frei bekommen. Wenn allerdings wieder Zehntausende kommen, sind diese Überlegungen obsolet.”

Heute wurden schon die ersten Teile für die Traglufthalle in Rottach angeliefert
Heute wurden schon die ersten Teile für die Traglufthalle in Rottach angeliefert

Doch auch die 33 Personen, die wöchentlich in Miesbach ankommen würden, seien nicht wenig. Selbst wenn jede Kommune ihren „Selbstverpflichtungen“ nachkommen würde, „haben wir aber immer noch das Problem, dass dies bewegliche Zahlen sind“, so Hagn. Doch eine Konstante scheint es zu geben, zumindest vorübergehend, wie Hagn betont:

Meine Information ist, dass im Landkreis Miesbach keine unbegleiteten Minderjährigen mehr aufgenommen werden müssen, weil schon für überdurchschnittlich viele Jugendliche ein Platz geschaffen wurde.

Ob die Traglufthalle die Lage wirklich entschärft, muss abgewartet werden. Zumindest sorgt sie jetzt nach den Vorfällen in Köln wieder für Gesprächsstoff. Dessen unbeirrt will sich der ehrenamtliche Helferkreis am 30. Januar im Seeforum treffen.

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