Heiße Luft oder Traglufthalle?

Die allgegenwärtige Asyldebatte ist nicht nur am Stammtisch, in der Familie oder im Büro das Thema Nummer 1: Auch in der Redaktion wird immer wieder diskutiert. Aus aktuellem Anlass startet die TS heute eine Rubrik zu dem Thema, in der die Redakteure ihre Sicht in einem Kommentar darstellen. Den Anfang macht unser Kommentator Martin Calsow.

So soll die Traglufthalle in Rottach künftig aussehen - geplant ist sie für das Frühjahr 2016. Fotomontage / Quelle: "Rottach-Egern hilft"
So soll die Traglufthalle in Rottach künftig aussehen – geplant ist sie für das Frühjahr 2016. Fotomontage / Quelle: “Rottach-Egern hilft”

Solidarität baut auf Freiwilligkeit, zuweilen knirscht man mit den Zähnen. Aber man macht es. Wenn wir das nicht machen, werden es andere auch nicht machen wollen. Wer will schon als naiver Trottel dastehen?

Einige Rottacher Bürger wollen keine Flüchtlinge aufnehmen. Sie sorgen sich, fürchten Übergriffe. Es folgt der übliche Prozess. Politiker laden zur Bürgerversammlung, erklären und werben. Das reicht den Bürgern nicht. Eine Unterschriftenliste wird erstellt, weil man „VIELE“ sein will. Geschäfte legen sie aus. Am Ende werden einige Hundert, vielleicht auch tausend unterschrieben haben. Und dann?

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Dann geht der Bürgermeister los und sagt dem Landrat: Wir wollen keine von denen. Such doch bitte andere Orte. Tegernsee macht das doch prima. Rottach bleibt bitte flüchtlingsfrei.

Glaubt das jemand?

Natürlich nicht. Es gab einmal die Vorstellung einer staatsbürgerlichen Verantwortung. Da ging es um die Idee, Probleme der Gemeinschaft gemeinsam zu lösen. Gewissenhaft und pragmatisch. Ob Naturkatastrophe oder Wirtschaftskrise – man gab seinen Beitrag für die Gemeinschaft. Diese Haltung hat sich verändert. Viele Menschen glauben, dass Ablehnung und Angst-Artikulation Bürgerpflicht sei. Sollen andere das Problem lösen. Wir nicht. Wir haben schon genug auf der Uhr. Die Merkel ist schuld. Oder der Amerikaner. Oder die GEZ.

Menschen mit Ängsten und Sorgen, erst recht nach den bislang bekannten Vorfällen in Köln und anderen Städten, haben jedes Recht, sich zu artikulieren und verdienen mehr als nur Schulterzucken und den halb zu Ende gedachten Hinweis auf Waffenlieferungen in Krisengebiete. Kommen zu viele Menschen nach Deutschland? Vermutlich. Werden wir sie in diesem, und dem noch zu erwartenden Umfang integrieren können? Eher nicht.

Hat diese Anzahl Auswirkungen, die wir nicht im Ansatz überschauen können? Garantiert. Wer da behauptet, wir schaffen das, kann nicht rechnen. Nur: Es gibt Orte in der Republik, die diese Zahl nicht bewältigen können, deren Verwaltungen überfordert sind. Aber Rottach? Wirklich? Weil es Premium ist? Weil es so hübsch ist? Es ist zu offensichtlich, dass man die doofen Anderen aus dem Tal mal machen lässt, es selbst aber es gern hübsch haben möchte.

Beschäftigung gegen Gefahrenpotenzial

Es stimmt: Es geht nicht um die Großzügigkeit des Einzelnen. Wer ein Recht hat, muss sich nicht permanent bei jedem Deutschen bedanken. Aber das fast religiös anmutende Anbeten des Asylrechts bringt angesichts der aktuellen Situation auch keinen weiter, erinnert auch ein wenig an die esoterische Verehrung der Amerikaner ihrem in der Verfassung verankerten Waffengesetz gegenüber. Gesetze sind für Menschen da und nicht umgekehrt. Sie müssen der Realität standhalten.

Zu den Straftaten, den aktuellen und möglichen: Wer junge Männer in einen Raum packt und sie nicht körperlich und geistig beschäftigt, erntet erst Langeweile, dann Frust und irgendwann Wut. Das ist jetzt wirklich keine Neuigkeit. Ob der gemeine Schwarzafrikaner oder Araber mehr oder weniger Frauen verachtet als die hiesigen Oberländer, vermag ich nicht zu sagen. Da ist schnell der üble Geruch des Rassismus zu vernehmen. Ob unter ihnen potenzielle Kriminelle sind? Garantiert. Statistik und Lebenserfahrung sagen das. Die Mehrheit wird es nicht sein.

Statt seine Energie in Unterschriftenlisten zu vergeuden, solle jeder die Herren aus der Ferne besuchen, befragen und beschäftigen. Überhaupt beschäftigen: wäre es nicht klug, fernab jeder Formalie und ängstlichen Würde-Diskussion die jungen Herren täglich zu beschäftigen? Ängsten stellt man sich. Und je näher die jungen Männer an uns gezogen werden, desto geringer ist das Gefahrenpotenzial.

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