Die Hülle der Traglufthalle im Birkenmoos steht. Innen legt ein Trupp von Arbeitern aus Polen die erste Lage des Fußbodens und gräbt Drainagen zur Entwässerung des feuchten Untergrunds. Die zahlreichen Neonröhren werfen ein fahles Licht auf das Geschehen. Neben dem Eingangsbereich stehen zahlreiche Container für Duschen und WCs, getrennt nach Geschlechtern, für Sozialbetreuung und Sicherheit, sowie ein Container zum Wäschewaschen.
Ausgeführt werden die Arbeiten vom Berliner Unternehmen Paranet. Die Mietkosten von 43.000 Euro pro Monat trägt die Regierung von Oberbayern. Ende Februar sei die Halle bezugsfertig, so war heute am Rande des Helferkreises zu erfahren.
Spätestens dann wird das Engagement der Freiwilligen dringend benötigt. Mitte Februar werde es noch einen Tag der offenen Tür geben, wie Vize-Bürgermeister Josef Lang (CSU) nach dem knapp dreistündigen Treffen der etwa 70 freiwilligen Helfer erklärt:
Mit diesem Tag wollen wir möglichst viele Bürger mitnehmen, dass sie vor Ort sehen, wie die Menschen dann in der Halle untergebracht sind.
Ratschläge geben im Rottacher Seeforum heute auch Max Niedermeier, der Integrationsbeauftragte des Landkreises, und Maria Grünwalder als Fachbereichsleiterin des Landratsamtes.
„Gewisse Ängste abbauen“
Die Stimmung im Helferkreis sei außergewöhnlich gut gewesen, versichern unisono Josef Lang, die 3. Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) und der Geschäftsleiter der Gemeinde, Gerhard Hofmann, im Gespräch mit der Tegernseer Stimme.
Tegernseer Stimme: Wie geht es nach dem heutigen ersten Treffen weiter?
Josef Lang: Die Ehrenamtlichen tragen sich jetzt in Listen für die Bereiche ein, von denen sie glauben, dort helfen zu können. Sie leisten mit dieser Arbeit Wichtiges für die Ortsgemeinschaft, ganz gleich, wie man das Thema Flüchtlingspolitik sieht. Umso besser man das Thema im Griff hat, umso besser kann man es bewältigen. Damit können wir gewisse Ängste, die in der Ortsgemeinschaft durchaus vorhanden sind, auch ausräumen. Für mich ist dies aus Sicht eines Ortspolitikers das Wichtigste.
Tegernseer Stimme: Haben Sie mit mehr Zustimmung gerechnet?
Gerhard Hofmann: Ich bin überrascht. Denn heute kamen mindestens noch zehn bis zwölf Freiwillige, mit denen wir bisher noch gar nicht gerechnet haben. Es ist sehr positiv, wenn sich viele Helfer melden. Denn das Thema Flüchtlinge ist nicht in einem Jahr vorbei, sondern das wird Jahre dauern. Und so können wir die Hilfe in der Traglufthalle auf möglichst viele Schultern verteilen.
Tegernseer Stimme: Welche Fragen kamen aus dem Helferkreis?
Gabriele Schultes- Jaskolla: Es waren Fragen zum Deutschunterricht. Ideal für uns wäre, wenn wir mindestens zwölf Lehrer dafür hätten. Ich glaube aber, dass wir diese Zahl erreichen können. Wir konnten heute bereits das Anschauungsmaterial für den Unterricht vorlegen. Denn es sind bis auf eine Ausnahme keine ausgebildeten Lehrer, die dies machen werden.
Lang: Es zeigte sich heute auch, dass für diese Schulungen gute Vorarbeit vom Helferkreis geleistet wurde. Die Aufbauorganisation steht. Dennoch müssen wir sehr flexibel sein, denn es wird wohl noch so manche Überraschung kommen. Doch wir glauben, dass wir der Aufgabe gerecht werden.
Tegernseer Stimme: Wann wird die Hilfe in der Traglufthalle gebraucht?
Hofmann: Ende Februar ist die Halle bezugsfertig. Bis dahin müssten alle Einrichtungen in der Notunterkunft stehen. Zwei Wochen vorher machen wir dort im Birkenmoos einen Tag der Offenen Tür für interessierte Bürger.
Tegernseer Stimme: Wurden heute auch Ängste im Helferkreis geäußert?
Lang: Ich habe heute noch einmal deutlich gemacht, dass dieses Engagement auch Ängste abbaut. Wir helfen allen, da wir nicht unterscheiden können, ob sie wirklich Kriegsflüchtlinge sind, oder ob sie kommen, damit es ihnen wirtschaftlich besser geht. Damit können wir den Bürgern zeigen, dass dies alles in geordneten Bahnen verläuft.
Hofmann: Dadurch, dass viele Einheimische im Helferkreis sind, könnte sich vielleicht rumsprechen, dass es gar nicht so schlimm wird. Damit könnten sie die animieren, die dem Ganzen noch kritisch gegenüberstehen.
Lang: Wenn man mitmacht, kann man auf das Ganze ein bisschen Einfluss nehmen. Wenn man aber nur von außen zusieht, kann man nur schimpfen.
Tegernseer Stimme: Wie empfängt Rottach die ankommenden Flüchtlinge?
Schultes-Jaskolla: Sie bekommen von uns bei der Ankunft ein Begrüßungspaket, denn sie müssen selber kochen, und dafür haben wir eine Grundausstattung an Lebensmittel vorbereitet. Das Begrüßungspaket wurde durch Spenden finanziert.
Lang: Das packen wir, wir haben schon andere Sachen gestemmt.
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