Seitdem der Bund eine Ortsumfahrung für Waakirchen in den „vordringlichen Bedarf“ des aktuellen Bundesverkehrswegeplans übernommen hat, ist die Gemeinde elektrisiert. Zum ersten Mal bietet das Verkehrsministerium auch die Möglichkeit, dass sich die Öffentlichkeit einbringt. Im Internet kann sich jeder Bürger über die vom Staatlichen Bauamt Rosenheim eingereichte Trasse informieren. Nun läge es am Gemeinderat, die Interessen der Bürger durchzusetzen, da ist sich ein Teil der Waakirchner einig.
Bis zum 2. Mai können nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen oder Organisationen zum Entwurf Stellung nehmen. Doch wie sich gestern während der Bürgerversammlung erneut zeigte, sind die Meinungen der Bürger über eine mögliche Umfahrung gespalten.
Alles, nur keine Südumfahrung
Betroffene Anwohner des südlichen Teils von Waakirchen wollen die Südumgehung verhindern. Für die Gegner sprach gestern Landwirt Xaver März. Bisher konnte er rund 120 Unterschriften von Bürgern sammeln, die gegen die geplante Südumgehung sind. Viele Grundbesitzer wollen nicht einsehen, dass der Verkehr durch ihre Felder führen soll. “Hierfür werden wir keinen einzigen Quadratmeter Grund abgeben”, so März. Außerdem würde die geplante Südumgehung nach aktuellem Entwurf nicht nur direkt am Kindergarten und der Schule vorbeiführen, sondern auch an Restaurants oder Ferienwohnungen.
Die Betriebe müssten wahrscheinlich mit Umsatzeinbußen rechnen, wenn der Verkehr verlagert werde. Das können wir nicht akzeptieren.
Andere hingegen, wie beispielsweise die Mitglieder der Bürgerinitiative „Verkehr in der Gemeinde Waakirchen“, sehen die Ortsumfahrung als einzige Lösung für Waakirchens Verkehrsproblem. Man müsse jetzt, da Waakirchens Verkehrsproblem in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde, das Vorhaben anpacken. So erklärte Rainer Küppers:
Der Bund stuft das Projekt und die Bedeutung für Gemeinde und Verkehr als „hoch“ ein. Daher erwarten wir, dass die Gemeinde gemeinsam mit allen Betroffenen und Beteiligten die Entlastung von Waakirchen voranbringt und im erneuten Anlauf erfolgreich umsetzt.
Bei der Gemeinde würden sich, so Küppers weiter, alle wesentlichen Informationen zu der Umfahrung ansammeln. Da der Bund mit seinem Vorgehen neue Transparenz geschaffen habe, sollten auch die Bürger stärker eingebunden werden. Dazu wäre es wichtig, dass Waakirchen alle Stellungnahmen und Beschlüsse, gebündelt auf der Homepage zur Verfügung stellt.
“Wollen uns hier nicht zerfleischen”
Doch während die Stimmen gestern Abend immer lauter wurden und sich mehr und mehr Bürger zu Wort meldeten, versuchte Bürgermeister Sepp Hartl die Situation zu beruhigen: “Na na, wir wollen uns hier doch nicht zerfleischen”. Seine eigene Position ließ der Bürgermeister indes völlig offen.
Nachdem er „ein Teamworker, kein Patriarch“ sei, könne er zur Haltung der Gemeinde nichts sagen. Man werde wohl einen Verkehrsexperten beauftragten. Doch manche Bürger gaben sich damit nicht zufrieden und forderten den Gemeinderat auf, öfter zu tagen, um das Projekt vorwärts zu bringen. Doch darauf ging Hartl nicht ein. Die Waakirchner müssen wohl gespannt den Stichtag 2. Mai abwarten.
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