Eisplatz ade

Noch werben Hotels rund um den See damit: „Auf dem professionellen Eisplatz Bad Wiessee macht Eisstockschießen Profis wie Anfängern viel Spaß“. Damit ist nun Schluss, sehr zum Bedauern von Bürgermeister Peter Höß.

Foto: 0015: Als die Winter noch Winter waren: Fasching auf dem Wiesseer Eisplatz 1967.
Als die Winter noch Winter waren: Fasching auf dem Wiesseer Eisplatz 1967.

Ganz am Ende der Gemeinderatssitzung am Donnerstag kam die Hiobsbotschaft von Höß für die Wintersportfreunde: das Aus für den Eisplatz an der Freihausstraße. Bereits in den zwanziger Jahren wurde er von den Eisstockschützen genutzt. Zum Aufwärmen gab’s dann einen Glühwein, der Reiz so mancher Winterparty.

Beliebt war das Natureis auch bei Schlittschuhläufern, denn in den letzten Jahren sorgten drei Hütten für einen bescheidenen Komfort beim Umziehen. Doch dies ist nun Geschichte, da ein Todesfall vor zwei Jahren die Situation grundlegend ändert. Die Gemeinde hatte an dem Weiher ohnehin keine eigenen Grundstücksanteile. Wiessees Bürgermeister erklärt die vertrackten Eigentumsverhältnisse:

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Den Großteil der Fläche hat Franz Erlacher seit Jahrzehnten der Gemeinde verpachtet. Ein nördlich angrenzender Streifen von etwa zehn Metern der Gewässerfläche gehörte Marianne F.

Schwieriger, so Höß, sei allerdings die Zuordnung bei den drei Hütten, die für den Eissportbetrieb genutzt wurden. “Teils stehen sie auf dem Grund von Marianne F., der Familie Franz Erlacher und des Hotels Wilhelmy, Über dessen Grundstück betrat man auch den Eisplatz“. Doch mit dem Ableben von F. vor zwei Jahren läutete auch das Sterbeglöckchen für den Eislauf. „Nun will die Tochter das Baurecht nutzen und auch einen Teil der Fläche veräußern. Damit muss auch ein Teil der Hütten auf dem Grundstück entfernt werden“.

Naturschutz unterbindet Veränderung

Bislang sei von F. die kostenlose Nutzung immer toleriert worden. „Dies hätte auch die Tochter auf der verbleibenden Fläche akzeptiert“, sagt Höß gegenüber der Tegernseer Stimme. Doch ein Betrieb eines Eisplatzes hänge auch immer mit Lärm- und Lichtemissionen zusammen. Dieses Risiko sei einfach zu groß, „weil immer irgendwelche Nachbarn sich durch den Lärm des Eisstockschießens gestört fühlen könnten“.

Die Hütten am Wiesseer Eisplatz.
Die Hütten am Wiesseer Eisplatz grenzen an ein Schutzgebiet.

Die eigentliche Problematik aber sei, dass diese Hütten nicht mehr versetzt werden könnten, weil daran ein Schutzgebiet angrenze. Für Höß ist das bedauernswert.

Als die Holzhütten vor etwa 15 Jahren gebaut wurden, gab es diese Einschränkung wohl nicht. Wir haben damit keine Möglichkeit mehr, auf diesen verbleibenden Pachtflächen der Familie Erlacher, die auch die gegenüberliegende Wiese als Parkplatz zur Verfügung stellte, einen Eislauf zu ermöglichen. Wir dürfen es künftig nicht mehr. Mir tut es in der Seele weh, dass diese jahrzehntelange Tradition nun zu Ende geht.

Ähnlich ergeht es Franz Grauvogel von den etwa 20 aktiven Eisstockschützen. „Es ist bedauerlich, aber es war abzusehen, da der private Grundstückeigner etwa acht bis zehn Meter vom Eisplatz wegzwickt. Bislang hatte auch dort an der Nordseite eine Stützmauer das Wasser gehalten.” Grauvogel glaubt derzeit auch nicht daran, dass die neuen Eigentümer “weiter vorne für uns eine Mauer errichten, damit wir die Fläche unter Wasser setzen können“.

Denn gespeist wurde der Eisplatz im Winter vom Heißenbach, der dann umgeleitet wurde. Doch nicht nur dem Vergnügen diente die Eisfläche, der “Hackamo”-Weiher, wie er einst hieß, produzierte auch Stangeneis. Dies wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Kühlung des Bieres im damaligen „Postgasthof“ genutzt. So verschwindet eine Tradition nach der anderen. Nun ist eben der Eisplatz dran. Für Höß ist das „der Lauf der Zeit“.

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