Gmunder Dorfladen: Wenn romantische Utopie auf reale Marktwirtschaft prallt

Der Dorfladen am Gmunder Ludwig-Erhard-Platz braucht eine Neupositionierung

Der Merkur berichtet in seiner Montagsausgabe über den Gmunder Dorfladen. Doch was dort steht konnten die interessierten Leser der Tegernseer Stimme bereits vor vier Wochen lesen. Kurz zusammengefasst heißt es da:
Dem Dorfladen geht es (immer noch) nicht gut. Der Umsatz ist auch weiterhin zu niedrig, als dass sich der Laden von selbst tragen könnte. Und nach der alles andere als gut verlaufenden Gesellschafterversammlung von Ende März sind nur 3.000 Euro von den Anteilseignern eingezahlt worden. Erfolg sieht anders aus.

Engagement. Mietverzicht. Mangelnde Akzeptanz.

Die Geschäftsführerin Claudia Hofmann tut zwar ihr bestes. Aber mit einem neuen Kassensystem und ständigen Appellen an die Bevölkerung lassen sich eklatante Schwächen im Konzept und der Kundenansprache nicht ausgleichen. Wenn das Angebot und die Herangehensweise der Verkaufsmannschaft stimmt, werden die Kunden auch langfristig kommen. Wenn nicht, wird es den Dorfladen – trotz des bilanztechnisch positiven Mietverzichts für die Monate März bis Mai – nicht mehr lange geben.

Dabei ist die Aussage im Merkur, dass das Projekt durch die vielen Anfangsschwierigkeiten ins Wanken geraten war, schlichtweg falsch. Der Laden war bereits im letzten Jahr, nach dem frühen Abgang von Geschäftsführer Andreas Vogt, auf einem guten Weg. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung und damit auch die Umsätze hatten sich bis Ende des Jahres wieder positiv entwickelt.

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Der große Knick kam erst im Januar. Die Richtung des Produktangebots wurde verändert. Kunden sprachen und sprechen immer noch von Supermarktimage ohne die passenden Preise. Dabei ist der Wettbewerb in diesen Produktsegementen erfahrungsgemäß sehr stark. Die Filialen von Penny, Tengelmann und Co. nur einen Steinwurf entfernt. Die Positionierung des Dorfladens als quasi Vollsortimenter macht somit auch weiterhin keinen Sinn und sollte zugunsten einer starken Fokussierung auf ausschließlich regionale und lokale Produkte aus dem Tegernseer Tal aufgegeben werden.

Wenn Utopie auf Marktwirtschaft prallt

Eine Nische als spezialisierter Anbieter, der durch unbedingte Kundennähe und außergewöhnlichen Service punktet, ist auf alle Fälle erfolgsversprechender als das, was derzeit angeboten wird. Vor allem die Positionierung als Laden für alle Talbürger und nicht nur für Gmunder, die in fußläufiger Entfernung wohnen, wäre entscheidend um eine kritische Masse potentieller Kunden zu erreichen.

Vielleicht war und ist das immer noch das größte Mißverständnis. Die Utopie eines Geschäftes, welches den Gmundern wieder eine tägliche, universelle und nahe Einkaufsmöglichkeit bietet, war aufgrund des geringen Einzugsgebietes von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Spätestens nach einem Jahr sollten das auch die letzten Romantiker erkannt haben.

Und somit sollte es eigentlich heißen: Besser ein Dorfladen, der läuft, als ein Dorfladen, der trotz des großen Engagements langsamt stirbt. Um das zu erreichen muss aber radikaler gedacht und vor allem gehandelt werden. Schnell, effektiv und kundenorientiert.

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