Die zunehmende „Verlandung“ der Schwaighofbucht war einer der Kerntagesordnungspunkte auf der gestrigen Hauptversammlung des Vereins „Rettet den Tegernsee“. Andreas Scherzer, Vorsitzender des Vereins, wies auf das immer noch bestehende „massive Problem“ der Verlandung hin.
Ein errichteter Schutzwall aus Steinen sollte verhindern, dass Unrat von der Rottach in die Bucht gelangt. Stattdessen sammelte sich das Treibgut erst recht an. Durch die Unmengen an Unrat und Schlamm sei das Baden in der Bucht unmöglich, sagte Scherzer.
Behördliches Verwirrspiel – Minister greift ein
Ein inzwischen aufgestelltes Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ zeige, dass die Bucht zur Kloake verkommen sei. Schon Ende des letzten Jahres forderte die Tegernseerin Gertrud Eberwein ein Eingreifen der Behörden. Mit der Petition „Rettet die Schwaighofbucht“ sammelte sie 1.200 Unterschriften engagierter Bürger, die auf dem Tisch von Minister Söder landeten.
Doch der Freistaat fühlte sich nicht zuständig und verwies auf die Seeverwaltung. Die wiederum sah sich nicht für Dinge zuständig, die „in den See reinlaufen“, erklärte Scherzer, das Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim dagegen nicht für Dinge, die im See „drin“ sind. Der zuständige Geschäftsleiter, Paul Geisenhofer, teilte damals auf Anfrage mit:
Eine Räumung der Ablagerungsbereiche an den Seeufern für touristische Zwecke (…) ist nicht Aufgabe des Wasserwirtschaftsamtes.
Nur die Räumung von Mündungsbereichen falle unter die Verantwortung seiner Behörde, sofern der Hochwasserabfluss gefährdet ist. Dem widersprach wiederum die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und behauptete, der Tegernsee sei „ein Gewässer erster Ordnung“.
Wie also das Problem lösen?
Der Verein „Rettet den Tegernsee“ hat nun ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben, um die Bucht zu erhalten. Durch Bohrungen soll herausgefunden werden, ob der in der Bucht befindliche Schlamm sauerstoffarm oder sauerstoffreich sei. Für den Fall, dass er sauerstoffreich wäre, könne man ihn nach innen „verklappen“, so Scherzer.
Bei sauerstoffarmem Schlamm wäre es hingegen eine Gefahr für die Fische, er müsste an Land geschaufelt werden. Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn stellte in den Arbeitskreisen, so Scherzer, eine neue Variante zur Diskussion: „Was wäre, wenn man die Bucht verlanden lassen würde?“
Ein Prozess, der Jahre dauern kann
Eine hypothetische Frage mit hypothetischer Antwort: “Die Verlandung würde sich vergrößern, immer mehr Mücken würden sich ausbreiten und der Gestank würde unerträglich werden“, ist sich Scherzer sicher. Die Frage bleibt, wer sich auf Ministerebene für die Bucht verantwortlich fühlt. Ein Prozess, der noch Jahre dauern kann, wie Bürgermeister Hagn vermutet.
Fakt ist: Die natürliche Verlandung kann nicht verhindert werden, bestenfalls verzögert. Schleunigst sollte allerdings eine Lösung gefunden werden. Darin ist sich der Verein „Rettet den Tegernsee“ einig.
SOCIAL MEDIA SEITEN