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Hochwasser und Überschwemmungen richten enorme Verwüstungen an. In der Gemeinde Braunsbach im Kochertal verwandelten sich vor wenigen Tagen über Nacht zwei Bäche in einen reißenden Strom. Der Landkreis Rottal-Inn rief wegen der aktuellen Überschwemmungen in mehreren Gemeinden Katastrophen-Alarm aus. Starke Regenfälle überschreiten vielerorts die Aufnahmekapazitäten von Bächen, Wiesen und Äckern. Und teilweise auch von Hochwasserschutzsystemen.
„Land unter“ in Bayern
Auch von Hochwasser betroffene Städte wie Tegernsee müssen sich vor unvorhergesehenen Wassermengen schützen. 2013 traten die beiden Flüsse Rottach und Weissach über die Ufer. Mit einem Pegelstand von mehr als 2,20 Meter über der kritischen Grenze konnte der Tegernsee die enorme Wassermenge damals nicht mehr speichern und überflutete die Rottacher Seestraße, die Schwaighofstraße und die Tegernseer Hauptstraße bis hin nach St. Quirin.
„Der Tegernsee wird immer Hochwasser haben.“ Mit dieser Aussage beschreibt Peter Kathan, Mitglied des Vereins „Rettet den Tegernsee“ auf der Hauptversammlung des Vereins am 31. Mai 2016 im Seeforum Rottach-Egern die Hochwasser-Situation im Tal. Jetzt soll das Tegernseer Tal mit einer neuen Technik vor Hochwasser geschützt werden. Der Verein „Rettet den Tegernsee“, der sich vehement gegen eine Erhöhung des Schuhmacherwehrs eingesetzt hatte, bewirkte bei den Verantwortlichen eine Suche nach Alternativen.
In der Versammlung stellt Kathan die Pläne des Wasserwirtschaftsamtes vor. Nach Vorbild des Baus eines Entlastungsstollens unterhalb des Thunersees in der Schweiz gab es seiner Aussage nach Überlegungen, einen ähnlichen Stollen in Gmund zu bauen, und zwar vom Strandbad beginnend weiterführend bis hinter das Schuhmacherwehr. „Diese Pläne lehnte das Wasserwirtschaftsamt aber ab“, teilt Kathan mit.
Aktuelle Planung
Für einen Hochwasserausgleich plane man stattdessen die Errichtung einer Druckrohrleitung, die Richtung Mangfall und ins Schuhmacherwehr verlaufen soll, in einer „offenen Bauweise“, wie Kathan erklärt. Das bedeutet, man würde die Mangfall „von oben öffnen“, um die Leitung zu verlegen. Eine Bauzeit von drei bis vier Jahren ist dafür angedacht. Die Sommermonate Mai bis Juli wären von den Bauarbeiten ausgenommen, da dies die Zeit der meisten Niederschläge ist, und die Baustelle nicht überflutet werden soll. Gegner befürchten schon jetzt eine Riesenbaustelle und negative Auswirkungen auf die Natur.
Mit Spezialmaschinen müsste das Flussbett Meter für Meter ausgebaggert werden. „Spundwände aus Beton würden wie ein rechteckiger Kanal unter dem Flußboden verlegt werden“, sagt Andreas Scherzer, Vorstand vom Verein „Rettet den Tegernsee“. Probleme sieht der Verein einzig beim Einsetzen der Spundwände unterhalb der Straßenbrücke, der mit einem „erheblichen Aufwand“ verbunden sein würde. Für das „Einlaufwerk“ – ein Stollen mit einer Breite von etwa 4,50 Meter – habe man drei Varianten geprüft, so Kathan. Erstens: direkt im See. Zweitens: vor der Fußgängerbrücke. Drittens: hinter der Fußgängerbrücke. Favorit sei bisher Variante drei, so Kathan.
Auch über die Zufahrtsmöglichkeiten der Baufahrzeuge habe man sich in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Gedanken gemacht, erklärt er. Die kürzeste und kostengünstigste Variante wäre seiner Meinung nach eine Zufahrt über den alten Bahnübergang. Die zweite – und damit längste und kostenintensivste – Variante wäre die über den Fußweg zum Strandbad. Der Verein „Rettet den Tegernsee“ ist froh, dass das Wasserwirtschaftsamt fleißig dabei ist, die Planungen des Vereins umzusetzen. Man war sich einig:
Wir sollten nicht warten, bis das nächste Hochwasser kommt.
Aber indirekt warten sie doch. Überlegungen, den Verein „Rettet den Tegernsee“ aufzulösen, verschob man vorerst auf die nächsten Hochwasserpegel. „Eigentlich hätten wir unsere ursprüngliche Aufgabe, die Verhinderung eines „Monster-Wehrs“, erfüllt, erklärt Scherzer. Ihm sei aber wichtig ist, dass der Verein noch ein bis zwei Jahre bestehen bleibt, „zumindest, bis die bisherigen Pläne umgesetzt werden und die Bauarbeiten beginnen“.
Gefordert sind jetzt die Verantwortlichen. Der Arbeitskreis aus Wasserwirtschaftsamt, Bund Naturschutz, Bürgervertretern, Fischereivertretern und dem Landratsamt diskutiert zur Zeit, welche technischen Möglichkeiten mit welchen finanziellen Mitteln umsetzbar sind. Man sei mitten im Planfeststellungsverfahren, erklärt Scherzer. Ein Baubeginn 2019 beziehungsweise 2020 wäre seiner Meinung nach denkbar.
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