Es ist Montagnachmittag. Im Kurpark in Tegernsee sind um die Mittagszeit drei Jugendliche unterwegs. Jeder von ihnen hat eine Flasche Tegernseer in der Hand. Auf einer Holzbank machen es sich die drei gemütlich. Danach zünden sie sich noch eine Zigarette an. Geschätztes Alter: 15 Jahre.
Nach einer halben Stunde, einer Zigarette und einem halben Liter Bier machen sich die Jungs wieder auf den Weg in Richtung Gymnasium. Der Gedanke, dass es sich bei den dreien um Schüler handelt, ist gar nicht so abwegig.
Wiederholungstäter kriegen Probleme
Für viele Erwachsene mag das erschreckend klingen, doch nicht wenige Jugendliche scheinen das gelassen zu sehen. Ob Alkohol am Morgen oder der Joint zwischendurch – für die Schulleiter des Tegernseer Gymnasiums und der Gmunder Realschule ist das Thema ernst. Und die Polizei beobachtet die Entwicklung laut eigener Aussage genau. Auch wenn genaue und vor allem regionale Zahlen über den Drogenkonsum bei unter 18-Jährigen nicht vorliegen.
Fündig wird man bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA. Wie aus einer Studie hervorgeht, trinken von 7.000 Befragten die 12-25-Jährigen zwar weniger Alkohol, kennen aber kaum Grenzen, verfallen so zunehmend dem „Rauschtrinken“ und konsumieren zunehmend illegale Drogen, wie Cannabis. Dabei sind sie sich oft der gesundheitlichen und strafrechtlichen Konsequenzen des Besitzes von Betäubungsmitteln nicht bewusst.
Der Tegernseer Rechtsanwalt Frank Zahnert von Wrba & Partner erklärt, dass es vor allem bei wiederholtem Auffallen ernst wird: „Ersttäter kommen meist mit einer milden Strafe davon. Wiederholungstäter werden deutlich härter bestraft und müssen mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren rechnen.“ Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Folgen, die sich erst viel später bemerkbar machen können, und die sich beispielsweise in psychischen Erkrankungen äußern.
Vorsorgen ist besser als nachsorgen
Prävention sei vor allem in Schulen eine wichtige Maßnahme, um eine selbstsichere und eigenverantwortliche Haltung bei den Jugendlichen zu bewirken. Ob Alkohol am Morgen oder der Joint zwischendurch – der lockere Umgang der Jugendlichen mit den Rauschmitteln ist inzwischen „an fast jeder Schule in Deutschland ein Thema“, meint Dr. Werner Oberholzner vom Tegernseer Gymnasium und fügt hinzu:
An unserer Schule haben wir das zur Zeit im Griff.
Regelmäßig führe das Gymnasium in Zusammenarbeit mit der Polizei präventive Maßnahmen durch, auch schon bei Achtklässlern. Die achten Klassen informieren sich beispielsweise über die Suchtgefahren bei einem Besuch in einer regionalen Klinik und sprechen mit Suchtkranken.
„Die Zusammenarbeit mit den Polizeibeamten funktioniert einwandfrei“, so Oberholzner. Falls ein Missbrauch offensichtlich wird, meldet der Schulleiter den Vorfall. Der Jugendbeauftragte der Polizei, Anton Schwinghammer, nimmt sich dann des betroffenen Schülers an.
Sauber bleiben
Mit dem Projekt „Sauber bleiben“ zeigt auch die Gmunder Realschule, wie wichtig Aufklärung und die Stärkung des eigenen Ichs der Jugendlichen ist. Schulleiter Stefan Ambrosi: „Es ist jugendtypisch, alles ausprobieren zu wollen. Man muss den Jugendlichen beibringen, „Nein“ zu sagen. Denn wer mit 14 Jahren nicht anfängt, bei dem ist die Chance groß, dass er es auch später auch nicht tun wird.“ In diesem Jahr habe er vom Verhalten her keine „auffälligen“ Schüler hat, freut er sich. Alles sei sehr unspektakulär.
Präventionsveranstaltungen an den Schulen des Landkreises Miesbach sollen Lebenskompetenzen vermitteln, so lautet zumindest die hehre Theorie. In der Praxis führe gerade das Wissen um die illegalen Drogen zur Neugier bei den Jugendlichen. Der Cannabiskonsum ist inzwischen weit verbreitet. Die aktuelle Debatte um die Legalisierung von Cannabis nimmt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler zum Anlass, eine Warnung auszusprechen:
Wer in dieser Situation die vollumfängliche Legalisierung von Cannabis fordert, der sorgt dafür, dass noch mehr Jugendliche zum Joint greifen!
Die Schulen bieten verschiedene Hilfssysteme an: Gespräche mit Eltern, Betreuung durch Schulpsychologen oder Drogenberater. In einzelnen Fällen wird sogar gemeinsam mit den Eltern eine externe Beratungsstelle aufgesucht.
Wenn die Neugier der Jugendlichen in eine Drogen-Abhängigkeit führt, passiert es nicht selten, dass sie kriminell werden. Oft allein deshalb, weil sie sich das ersehnte, illegale Rauschmittel beschaffen wollen. Ein Kreislauf, aus dem die Jugendlichen oft nur eine Chance haben auszubrechen – mit der Hilfe anderer.
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