Ein Kommentar von Martin Calsow
Der Autor hat so ziemlich alle Schulformen besucht, die sein Heimat-Bundesland hergab. Auch deswegen schaut er auf das Foto mit den besten Abiturienten des Tals mit großen Respekt. Aber nicht nur wegen der Noten der jungen Menschen ist das Foto bemerkenswert. Gut, die Welt hat schon bessere Hintergründe gesehen – eine Garagenauffahrt ist nur mit viel Liebe zur Metaphorik gut geeignet. Aber etwas anderes bewegt mehr.
Wieder einmal sind mehr junge Frauen auf dem Bild zu sehen. Ein Mann hat wenigstens den 1.4 Schnitt geschafft (immer noch eine tolle Leistung!). Das ist nicht nur im Tal so. Statistiken belegen, dass dies keine Einzelfälle sind. Schön für die Frauen, schlecht für die Herren: viele Forscher schlagen mit Blick auf die Jungen Alarm: Jungen haben schlechtere Noten, bleiben öfter sitzen und haben am Ende der Schullaufbahn niedrigere Abschlüsse in der Tasche. Mädchen waren vor fünfzig Jahren an den Gymnasien noch deutlich unterrepräsentiert. Eltern wollten nicht in Mädchen investieren, die sowieso bald vom Arbeitsmarkt verschwanden.
Es wird eng
Heute hat es sich gedreht. Frauen sind überrepräsentiert. Dagegen ist der Anteil der männlichen Schüler, der die Hauptschule besucht, gestiegen. Leistungstests zeigen, dass gegen Ende der Sekundarschulzeit die Mädchen deutlich besser lesen können als die Jungen. Auch der oft behauptete Vorsprung der Jungen in Mathematik und Naturwissenschaften ist passe: Ihre Fähigkeiten sind, je nach Test, nur geringfügig höher oder nicht vorhanden.
Das alles ist bekannt, wird man sagen, und der ein oder andere Mann wird denken: „Lass die mal älter werden und Kinder bekommen wollen. Aber auch da hat die Technik ja schon das ein oder andere Hilfsmittel gefunden. Es wird eng für Lederhosenträger.
Interessant sind nur zwei weitere Personen und ihre Funktionen. Der Landrat: ein Mann. Der Direktor: ein Mann. Es ist eine Momentaufnahme. Noch sind alle Bürgermeister im Landkreis bis auf eine Ausnahme männlich. Ebenso in der Sparkasse, in den Schuldirektionen und im Tourismusbereich ebenso – noch.
Aber machen wir uns nichts vor. Die schiere Masse, bestehend auch aus jenen, die da hübsch im Dirndl in die Kamera lachen, werden unsere Zukunft, auch hier im Tal, anders aussehen lassen.
Keine Sorge: nie würde ich behaupten, dass die Damen es besser machen könnten als Peter Höß, Georg von Preysing, oder früher Georg Bromme und Jakob Kreidl. Aber sie werden ihren Anteil an Gestaltung erhalten. Das lässt mich schmunzeln.
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