Dank Party-Bus. Dafür wirbt eine Bar aus Gräfeling auf Facebook. Abfahrt: Münchner Freiheit. Ankunft: Kreuther Waldfest. Schon jetzt sind alle 80 Plätze für übernächstes Wochenende im rollenden “Spaßmobil” ausverkauft. Der Sturm auf die heimische Festsaison hat also begonnen. Und fängt bereits in München an.
Praktisch eine Art Vorglühen auf Brezen und Tegernseer Bier, zünftige Blasmusik und ein schattiges Plätzchen unter Bäumen. Die Waldfeste der ortsansässigen Vereine rund um den Tegernsee verkörpern bayerisches Lebensgefühl und Lebensfreude. Sie sind Treffpunkt für Jung und Alt. Eine Mischung aus Tradition und hipper Party. Und sie sind jedes Jahr Anziehungspunkt sowohl für Einheimische als auch für tausende Besucher aus München und Umgebung.
Längst hat sich herumgesprochen, dass es im Tegernseer Tal noch zünftiger zugeht als auf dem Oktoberfest. Diesen Trend hat eine Bar aus Gräfeling, die sich Nachtgewand nennt, seit einiger Zeit erkannt. Der Party-Bus bringt Waldfest-Besucher von München aus zum Tegernsee – und auch wieder zurück. Drinks und DJ zum Preis von 20 Euro inklusive. So kann schon vorab im Bus ausgiebig mit Alkohol gefeiert werden, ohne über einen Führerschein-Entzug nachdenken zu müssen.
Sich im Bus schon aufs Fest einstimmen
Auch in diesem Jahr setzt sich der Party-Bus zum traditionellen Waldfest des Kreuther Skiclubs in Bewegung. Nicht immer zur Freude von Organisatoren und Einheimischen, dafür jedoch zu der vorwiegend junger Leute, die diesen Service vermehrt in Anspruch nehmen. Im Internet wird der Partybus bereits zwei Wochen vor dem Waldfest als „Ausverkauft“ angezeigt.
Dichtes Gedränge, betrunkene Besucher, fehlende Sitzplätze – die Erfahrung hat gezeigt, dass eine höhere Besucherzahl eine Herausforderung für alle Beteiligten darstellt. Besonders für die Polizei, die mit enormem Aufwand den Ablauf unter Kontrolle halten muss. „Wenn die Waldfeste zu Massenveranstaltungen werden, auf denen das Besäufnis eine vorrangige Rolle spielt, dann kommt es häufiger zu Schlägereien“, so ein Sprecher der Wiesseer Polizei. Trotz kritischer Stimmen nehmen die Veranstalter dieses “Massenphänomen” in Kauf, weil auf diese Einnahmequelle nur schwer zu verzichten ist.
Der TSV Bad Wiessee reagierte bereits vor zwei Jahren als erster Verein auf die Entwicklung und hält seither zehn Prozent seiner Plätze für kleinere Gruppen frei. Für eine Platzreservierung zahlte man im letzten Jahr beispielsweise 15, heuer 16 Euro pro Person. Eine Mass Bier, ein Essen und Eintritt inbegriffen. Kritiker prognostizierten das Ende aller Waldfest-Sitten. Sie irrten.
Noch steht nicht fest, ob das Wetter am 9. Juli mitspielt, und ob das Kreuther Waldfest überhaupt stattfindet. Was dann mit den gebuchten Bus-Tickets passiert, steht vielleicht nicht in den Sternen, eventuell aber auf Facebook.
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