Neubau am idyllischen Dorfplatz?

Nord-Süd oder Ost-West ist die strittige Frage. Es geht um die Ausrichtung eines Neubaus in Altwiessee. Jede bauliche Veränderung ist am idyllischen Dorfplatz von Altwiessee ein diffiziles Thema, das Gemeinde und Landratsamt vor große Herausforderungen stellt.

Scheune
Dieser Schuppen in Altwiessee soll durch einen Mehrzweckbau ersetzt werden.

Zum dritten Mal beschäftigte sich der Gemeinderat in Bad Wiessee nun bereits mit dem Bauvorhaben eines Einheimischen. Er will einen wenig ansehnlichen Schuppen aus den 50er Jahren durch einen Neubau ersetzen. Dieser Mehrzweckbau soll in gleicher Größe zur Hälfte Wohnzwecken dienen, der andere Teil der forstwirtschaftlichen Nutzung.

Bis zum Jahr 2004 betrieb die Familie Erlacher mit ihrem Moarhof noch Landwirtschaft. Seitdem hat man sich überwiegend dem Fremdenverkehr mit Ferienwohnungen verschrieben. Geblieben ist die Forstwirtschaft. Unter dem Neubau ist auch eine Tiefgarage geplant. Zunächst sollte die Zufahrt über den Außenbereich erfolgen, was Gemeinderat wie Landratsamt als erstes ablehnten. Doch nun lagen Änderungen auf dem Wiesseer Ratstisch. Die Tiefgarage fällt kleiner aus und die Zufahrt erfolge nun im Innenbereich. Damit konnte auch Bauamtsleiter Helmut Köckeis leben:

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Hier braucht die Gemeinde also keine großen Verrenkungen mehr durchführen.

Mehr Klarheit brachte wohl ein Ortstermin im Mai am Dorfplatz 3. Die „Spitzen des Landratsamtes“, so Köckeis, wollten die planungsrechtliche Situation nachvollziehen, da eine Genehmigung Auswirkung auf die Nachbargrundstücke haben könnte. Bislang stimme das Landratsamt einer Baugenehmigung nur zu, wenn der Giebel des etwa 20 Meter langen Neubaus in gleicher Richtung verlaufe, wie beim Jahrhunderte alten Bauernhof.

Von dieser Vorgabe waren die Antragsteller offensichtlich nicht begeistert und beharrten erneut auf einer Nord-Süd-Ausrichtung. Ihre Begründung: auch die seit Jahrzehnten bestehende Remise verlaufe in dieser Ausrichtung und es sei eben alter Bestand. Köckeis gab zu bedenken, dass dort etwa 90 Prozent der Anwesen ihren Giebel in der Ost-West-Richtung hätten.

Kreisbaumeister hat das letzte Wort

Für Kurt Sareiter (CSU) ist es ein Ersatzbau, da das neue Haus auch nicht größer werde, „nur hundertmal schöner“. Er hoffe, dass man den Kreisbaumeister überzeugen könne. Auch beim gegenüberliegenden Bauernhof sei vor einem Jahr ein Anbau mit Nord-Süd-Richtung genehmigt worden, warum also nicht auch beim Moarhof. „Die Welt geht deswegen nicht unter“, so Sareiter.

Im Wohntrakt sollen zwei Wohnungen entstehen. Nebenan sind die Tore für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge.
Im Wohntrakt sollen zwei Wohnungen entstehen. Nebenan sind die Tore für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge.

„Wir müssen eine Lösung finden, die dem Bauwerber und dem Ortsbild gerecht werden“, betonte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) Für Klaudia Martini (SPD) spreche nichts dagegen, es so zu machen, wie der Antrag vorliege. „In Wiessee gibt es einige Beispiele dafür“, so Martini. Die geplante Firstausrichtung finde er wesentlich besser, sagte Markus Trinkl (Wiesser Block), „da das Ensemble von der Seepromenade aus betrachtet, so bleibt“.

Wie das Landratsamt dazu komme, ein zweites Gebäude parallel zum Haupthaus dazu zuschieben, konnte Bernd Kuntze-Fechner (SPD) nicht verstehen, so bleibe es wenigstens eine Einheit. „Dies sollten wir gemeinsam vermitteln“. Für Parteifreund Robert Huber ist es „ein reines großes Wohnhaus und nichts anderes“. Dennoch war der Gemeinderat letztlich einstimmig der Meinung, dass auch eine Nord-Süd-Ausrichtung des Giebels vertretbar ist und dies nun favorisiert wird. Nun liegt der Ball wieder im Landratsamt.

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