In den ersten Monaten des Jahres 2011 tobte in Rottach-Egern ein – zumindest mit Abstand betrachtet – kurioser Streit, der sich von Ortsplanungsausschuss über Gemeinderat und wieder zurück zog. Dabei hatte alles bereits Ende 2010 begonnen.
Als der Rottacher Landwirt Stefan Berghammer seinen neuen Freilaufstall – den damals ersten seiner Art im Tegernseer Tal – mit der strittigen Farbe bestrich, gingen seine Gegner auf die Barrikaden. Zwar gab es schon im Vorfeld Ärger über den geplanten Stall. Doch Berghammer setzte sich mit seinem Neubau durch. Alles lief baurechtlich einigermaßen unbedenklich, bis die Farbe auf die Bretter kam.
Und mit dieser fing auch die Ungewissheit in den Gremien der Gemeinde an. Ist die Farbe nach den Richtlinien zulässig? Haben wir überhaupt klare Farbtonregelungen in unserer Satzung? Und dunkelt das tatsächlich nach?
Zwei Jahre Zeit
Im März 2011 schaltete sich dann auch noch das Landratsamt ein und forderte Berghammer dazu auf, die Farbe des Gebäudes der Gemeindesatzung entsprechend anzupassen. Falls dies bis zum 10. Mai nicht erfolgen würde, hätte der Landwirt mit einem Zwangsgeld von 2.000 Euro belegt werden können. Aus dem Grund stellte Stefan Berghammer einen Antrag zur grundsätzlichen Klärung des Sachverhaltes im Rottacher Gemeinderat.
In einer Stellungnahme, die der damalige Bauamtsleiter Walter Hübsch vortrug, stellte der verantwortliche Farbenhersteller dann auch nachvollziehbar fest, dass aus der Farbe “Birnbaum” innerhalb von zwei Jahren ein kräftiges Mittelbraun wird. Damit war die Sache eigentlich geklärt – Berghammer bekam die nötigen zwei Jahre. Der Stall dunkelte auch tatsächlich nach. Auch wenn das Gelb von vor fünf Jahren immer noch durchscheint.
20 Töne von Braun
Nun kam der Streit von damals wieder auf den Tisch. Der Bauamtsleiter ist zwar ein anderer und auch der Bürgermeister hat mittlerweile gewechselt. Aber die Ausprägungen von Braun sind in Rottach-Egern nach Ansicht des Kreisbauamtes trotzdem immer noch mehr als diffus. Und das liegt daran, dass kein klarer Farbfächer existiert, der definiert, welches Braun denn nun erlaubt ist und welches nicht.
Dann, so der “neue” Bürgermeister Christian Köck, sei auch endlich Schluss mit dem Interpretationsspielraum. Doch dass die Frage nach der Farbe in Rottach-Egern keine triviale ist, musste auch Köck einsehen. Den Anmerkungen, das sei zu grau, das andere wiederum zu gelb, gab Köck zu bedenken: “Teilweise wird das durch Witterungseinflüsse wieder anders”.
So einigte sich der Rottacher Gemeinderat am Ende doch noch auf ein Spektrum von 20 verschiedenen Brauntönen. Damit sowas wie mit dem “gickerlgelben Stall” vom Stefan Berghammer nicht noch einmal vorkommt.
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