Die Berge hinauf, ohne ins Schnaufen zu geraten. Wer kennt sie nicht die E-Biker im Oberland. Keine Hütte ist mehr vor ihnen sicher. Sie liegen absolut im Trend. Mehr als jedes sechste Fahrrad, das Peter Eiblwieser aus Rottach-Egern verkauft, sei ein E-Bike oder ein Pedelec mit Motor-Unterstützung. Eine schlechte Nachricht für den Automobilclub ACE. Er legte jüngst eine Statistik zur Gefährlichkeit des Radfahrens mit Elektrohilfe vor. Im Jahr 2014 waren laut ACE-Statistik Fahrer von Pedelecs an 3.700 Unfällen beteiligt – mit 59 Toten und 1.178 Schwerverletzten.
Solche schwerwiegenden Folgen verzeichnet zwar das Zahlenmaterial des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd nicht, zudem unterscheidet es nicht nach Fahrrädern, E-Bikes oder Pedelecs. Doch der Elektromotor bleibt für viele Fahrer nicht ohne Folgen. „Im ersten Halbjahr 2016 ereigneten sich im Landkreis Miesbach 68 Unfälle mit Radfahrern. Im Vorjahr waren es noch 41 Unfälle mit Personenschäden. Das ist eine Steigerung von 66 Prozent. Drei Unfälle davon geschahen auf dem Schulweg“, bilanziert Pressesprecher Anton Huber aus Rosenheim.
Senioren als Risikogruppe
„Generell sind Pedelecs in der Unfallstatistik überproportional vertreten. Das scheint aber nicht daran zu liegen, dass die Pedelecs so gefährlich sind, sondern daran, dass vor allem ältere Menschen sie nutzen“, erklärt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) auf Anfrage. „Die Senioren gehören ohnehin zu einer Risikogruppe, verunfallen also auch auf normalen Fahrrädern häufiger. Daher kann man nicht darauf schließen, das Pedelecs die Ursache für die Unfälle sind“.
Tatsache aber ist, dass der Markt boomt. Laut Zweirad-Industrie-Verband konnten im Jahr 2015 etwa 535.000 Pedelecs und E-Bikes abgesetzt werden. Den Großteil des Marktes nehmen dabei die versicherungs- und zulassungsfreien Pedelecs ein. Mit einem 250 Watt starken Motor unterstützen sie den Fahrer bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Wer schneller fahren möchte, dem stehen die führerscheinpflichtigen S-Pedelecs zur Verfügung. Diese haben einen Antrieb von bis zu 45 Kilometer pro Stunde.
Helme tragen
Während das Kreiskrankenhaus Agatharied bei den 2.600 Notfällen im vergangenen Monat die Unfälle mit Radfahrern nicht explizit erfasste, so Benjamin Bartholdt, schaut man in anderen Notaufnahmen genauer hin. So berichtete jüngst das Krankenhaus in Ravensburg, dass die Verursacher von Pedelec-Unfällen in den meisten Fällen Senioren sind und die Zahl der Unfälle durch die neuen Gefährte auf den Straßen tendenziell steige. Genaue Zahlen gebe es zwar nicht, doch falle auf, dass Helme nur noch selten getragen werden.
„Egal was man fährt, ob Fahrrad, E-Bike oder Pedelec, ein Helm ist wichtig. Wir haben so viele Schädelverletzungen in der Notaufnahme, weil die Leute keine Helme tragen“, appelliert der Leiter der Notaufnahme an die Radler. E-Bikes als „Spaßgerät“ sieht ADFC-Sprecher Filippek im Übrigen durchaus kritisch. Wenn Ungeübte Berge rauffahren, die sie sonst nicht raufkämen, halte er E-Bikes nicht für sinnvoll. “Wenn sie mit dem E-Bikes die Steigung schaffen, sind sie voller Euphorie”, sagt Fachmann Eiblwieser, doch bei der Abfahrt seien viele überfordert. Oft seien dann Stürze die Folge. Manche Vermieter würden ihren Gästen Bergrouten vorschlagen, für die ihnen der Umgang und die Übung mit einem E-Bikes fehlen würden. Blessuren seien oft die Folgen.
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