Betongoldrausch im Tal

Die irre Idee mit dem Parkplatz auf der Wiese in Kaltenbrunn ist nur die bizarre Spitze eines gigantischen baulichen Eisbergs. Das Tal droht am Bauboom zu ersticken – wieder einmal.

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Tegernsee-Chalets wohin man blickt / Archivbild aus Rottach-Egern

Ein Kommentar von Martin Calsow:
Es wird eng im Tal. Jeder, der mit offenen Augen durch die Gemeinden geht, sieht es. Niedrigzinspolitik und Erbenwelle führen seit Jahren zu einem Betongoldrausch im Tal. Es ist immer das gleiche Muster: Ein Grundstück, von den Eltern in frühen Zeiten erworben, wollen die jungen Erben mit maximalem Ertrag versilbern. Landhaus und ein großzügiger Garten – da geht doch was.

Eine Doppelhausscheibe quetschen die sogenannten Entwickler locker da rein. Zurück bleibt ein zweifelhaftes Niedrigenergiepassivfertighaus, dahinter ein Grünstreifen mit einer Leuchtkugel oder ein hineingezwängtes Trampolin. Der Erbe darf das. Holen wir das Maximum raus. Machen Gemeinden ja auch, um ihre Giganten-Pläne zu finanzieren. Kein Problem, irgendein längst vergangener Gemeinderat hat vor Jahrzehnten grünes Licht gegeben. Und so wird der Mindestabstand gerade so eingehalten, damit die Doppelgarage für die zwei SUV hingeklotzt werden kann.

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Wo sind die Grenzen?

Wir fressen unser Land, stellen es mit belangloser Architektur zu. „Versiegeln“ – das klingt viel zu harmlos. Umgeben von Bergen und Bächen stampfen wir Beton in den Boden, bauen Entwässerungen, die nur mühevoll den Druck des Wassers von oben standhalten können. Ein Tal hat, mit klugen Augen betrachtet, natürliche Bau-Grenzen, nicht nur nach oben. Die Gemeinden, also wir alle, sollten sorgsam mit unserem Land, dem knappen und nur einmal zu verscherbelnden Gut, umgehen.

Aber da wird, um die Zinsen für aufgenommene Schulden zu bezahlen, das letzte Tafelsilber vertickt, wird jeder Quadratmeter mit Zweitwohnungshütten belegt, sollen Wiesen für sinnlose Parkplätze zugeschüttet werden. Das Land kehrt nie mehr zurück. Einmal zugegossen, ist die freie Fläche verloren. Gemeinderäte und Bürgermeister haben es dabei nicht immer leicht. Häufig genug sind ihnen rechtlich die Hände gebunden. Doch ein Baustopp für das gesamte Tegernseer Tal sollte – quasi als letztes Mittel – nicht vergessen werden. Sonst sieht das Tal bald wie einer der irrsinnigen Münchner Vororte aus.

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