Rinderlaufstall am Dorfplatz genehmigt

Noch war es erst eine Voranfrage zum Neubau eines Milchlaufstalls im historischen Ortskern. Doch es wird nicht der letzte sein, hieß es am Donnerstag im Bauausschuss von Bad Wiessee.

Westlich der Tenne des "Manglhofs", wo die Rinder weiden, soll deren Laufstall entstehen.
Westlich der Tenne des “Manglhofs”, wo die Rinder weiden, soll deren Laufstall entstehen.

Seit Jahrhunderten prägen historische Höfe Altwiessee. Sie sind eine Touristenattraktion, eine Idylle. Noch. Doch sie könnte bald Kratzer bekommen, denn ein Landwirt plant Veränderungen, die auch das Ortsbild beeinträchtigen könnten. Zumindest seien sie keine Bereicherung, so Bauamtsleiter Helmut Köckeis gegenüber der Tegernseer Stimme. „In den letzten Jahren hatten wir in Bad Wiessee einen Vergleichsfall bei einem Landwirt in Holz“, so Köckeis, „da ist der Laufstall genehmigt worden“. Nun lag ein Antrag vom „Manglhof“ der Familie Höß vom Dorfplatz 1 auf dem Ratstisch, die einen Milchlaufstall im westlichen Teil des Bauernhofs plant.

Die Begründung der Antragsteller: zunächst wolle man mit der Bauvoranfrage sehen, wie der Gemeinderat dazu stehe. Wünsche und Anregungen könnten noch berücksichtigt werden. Der Freilaustall sei wegen der zunehmenden Auflagen in der Landwirtschaft und der höheren Bedeutung des Tierwohls notwendig. Damit gehe es auch um „die Zukunftssicherung des Betriebes“, zitierte Köckeis das Schreiben der Antragsteller.

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Keine Fertighalle “hinknallen”

Der Freilaufstall biete Platz für 26 Milchkühe, 24 Jungtiere und 12 Kälber. „In diesem Kompoststall liegen die Kühe völlig frei auf dem Boden. Somit falle auch weniger Gülle an. Der Bau soll selbstverständlich in ortsüblicher Zimmermannskonstruktion gestaltet werden. Die Südseite soll offen bleiben und nur durch ein Windnetz geschlossen werden. Die Nordseite soll geschlossen bleiben, doch sei sie mit Plexiglas-Fenstern versehen“, schrieb die Familie Höß.

Milchviehlaufstall: Dieser Viehlaufstall ist dem Entwurf sehr ähnlich, der dem Bauausschuss gezeigt wurde.
Milchviehlaufstall: Dieser Viehlaufstall ist dem Entwurf sehr ähnlich, der dem Bauausschuss gezeigt wurde.

Offenbar wenig glücklich ist der Bauamtsleiter über die Kubatur des Laufstalls. „Diese ist dem Umstand geschuldet, dass der langgezogene Bau nichts mehr mit einem Bauernhof zu tun hat“, so Köckeis. Da es sich um ein privilegiertes Vorhaben handele, müsse man davon ausgehen, „dass es genehmigt wird“. Georg Erlacher (CSU), selbst Landwirt: „Das wird nicht die letzte Voranfrage für einen Laufstall sein. Die Tendenz geht ganz klar dorthin“. Ihn ärgere, dass dies von ganz oben gesteuert werde.

Jeder Landwirt sollte selber entscheiden dürfen, wie er seine Tiere hält.

Der Weg, den die EU mit dem Verbot der Anbindehaltung einschlage, führe zum Wegsterben kleinerer Betriebe. Markus Trinkl (Wiesseer Block) bemängelte die Ästhetik des Laufstalls. „Man kann aus Kostengründen eine Fertighalle hinknallen“. Aber man sollte nicht immer diese Standardversionen einer gewissen Hallenbaufirma nehmen. Mit etwas Lärchenholz könne man auch die Fassade harmonischer gestalten.

Auch die Einheitsfarben gelb oder ocker seien an diesem „optischen Fleck gruselig“. Was passiert mit dem Ort, fragte Bernd Kuntze-Fechner (SPD), „wenn die Entwicklung die ist, dass jeder die Tiere aus dem Haupthaus in den Laufstall verlagert. Dies müssen wir schon im Blick haben“.

Die Frage mit den dann leer stehenden Ställen wurde an den anwesenden Antragsteller weitergereicht. Höß junior: „Noch ist nicht ganz klar, was damit geschieht“. Angesichts der Diskussion über das Erscheinungsbild des Laufstalls appellierte die Gemeinde an die Antragsteller, „bei der Gestaltung und Farbgebung auf die ortsüblichen Belange in Altwiessee Bezug zu nehmen“. Der Vorbescheid wurde dennoch einstimmig genehmigt.

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