Ein Kommentar von Martin Calsow
Mobbing in der Schule ist ein heißes Eisen. Jeder glaubt mitreden zu können. Denn jeder ist zur Schule gegangen und kennt natürlich ähnliche Situationen. „Das haben wir intern geklärt. Ach was, das ist doch kein Mobbing. Das machen Kinder so. Der ist auch ein Teufelsbraten…“
Der Fall in der Wiesseer Grundschule ist vielleicht anders gelagert. Ein autistisches Kind soll, so die Mutter, vom Sportlehrer zu einer Übung gezwungen werden. Der Lehrer soll Mitschüler aufgefordert haben, das Kind mit Bällen zu bewerfen. Unglaublich? Sollten wir nicht darüber berichten? Wir haben die Verantwortlichen in Schule und Schulamt befragt und keine Antworten – bis jetzt – bekommen.
Angeblich aber hat der Lehrer diesen Vorfall bestätigt. Da ist viel Konjunktiv. Wir müssen aufpassen. Kinder sind in der Beschreibung von Geschehnissen noch nicht ausgebildet. Wahrheit und Fiktion können verschwimmen. Auch Eltern neigen dazu, ihren Kindern alles und den Lehrern nichts zu glauben.
Du gegen Alle?
Aber was, wenn es so war? Jeder, der Kinder hat, mag sich das kaum vorstellen. Ein Pädagoge, also ein im Umgang mit jungen Menschen ausgebildeter Mann, fordert zur „Klassenkeile“ auf. Das wäre das Schlimmste, was dir in der Schule passieren könnte. Etwas, was du garantiert dein Leben nicht vergisst. Du gegen Alle – inklusive Lehrer. Mehr Ausschließen geht nicht.
Was, wenn es nicht so war? Was, wenn jetzt ein Lehrer mit dem Makel und Vorwurf des Mobbens leben muss? Die Schulszene im Landkreis ist klein. Man kennt sich. Schnell werden Urteile gebildet. Es geht um Existenzen. Da wären aber auch noch die Eltern, deren Kindern ebenfalls Mobbing vorgeworfen wird. Sie sind aufgebracht – zu Recht. Es wird dazu viele Wahrnehmungen geben. Es soll immer um das Wohl des Kindes gehen. Das gilt aber in diesem Fall auch für jene, denen dieser Vorwurf gemacht wurde.
Gespräche mit allen Beteiligten ohne Drohungen und Verleumdungen müssen da her. Beschuldigungen sind leicht ausgesprochen und geschrieben, selten aber wieder gutzumachen, wenn sie nicht stimmen. Schulleiterin, Schulamt und Landkreis ducken sich gerade weg, wollen erst einmal sortieren. Aber mit jedem Tag, der verstreicht wird es schlimmer – für den Sportlehrer, die Mutter, und vor allem für die Kinder. Sorgfalt, aber auch Transparenz sind jetzt wichtig.
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