Bayerns Torhüter Manuel Neuer baut in den Leeberg hinein und lässt Tonnen von Steinen durch Schwertransporter abtransportieren. Es gibt nur eine schmale Zufahrsstraße, die zur Baustelle in der Ellingerstraße führt. Will heißen: Bagger und Bauwägen zwängen sich täglich ab neun Uhr den Hang hinauf – und auch wieder hinab. Die Autos stauen sich, Schaulustige versperren den Weg, die Straße bröckelt, und in den Terrassenwänden der Nachbarn zeigen sich die ersten Risse.
Schäden, die zu Unmut führen. Sollte die Ellingerstraße nämlich samt Unterbau neu gebaut oder hergerichtet werden müssen, so sind die Anwohner verpflichtet, die Kosten anteilig mitzutragen (wir berichteten). Zu der Frage, ob sie auch für die Schäden aufkommen müssen, die entstehen, wenn gar der ganze Hang rutscht, in den Manuel Neuer seine Villa baut, sagt Monika Pöppl, Architektin aus Bad Wiessee:
Der Bauherr haftet immer für das, was er bauen lässt. Wenn er jedoch einen Architekten beauftragt, dann haftet dieser für seine Planung. Wenn der Bauherr allerdings von den Gefahren beim Bau durch den Architketen wusste, dann trägt dieser eine Mitschuld und haftet ebenso wie die beauftragte Baufirma.
Hierbei handele es sich um eine „gesamtschuldnerische Haftung“, so Pöppl. Letztendlich haften alle am Bau Beteiligten. Komme es zu einem Rechtsstreit, entscheide sich, wer zu welchen Teilen wie haften muss. Auch für Schäden, die durch den Bau bei den Nachbarn entstehen, könne man die Verantwortlichen haftbar machen, sagt sie.
Zu den Verantwortlichen im Falle des Neuer-Baus gehöre allerdings nicht die Stadt Tegernsee, wie Bauamtsleiterin Bettina Koch erklärt. Die Stadt habe im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens lediglich eine Stellungnahme zum Bau abgegeben nach Art. 36 BauGB. Darin heißt es:
(…) Das Einvernehmen der Gemeinde ist auch erforderlich, wenn in einem anderen Verfahren über die Zulässigkeit nach den in Satz 1 bezeichneten Vorschriften entschieden wird; dies gilt nicht für Vorhaben der in § 29 Abs. 1 bezeichneten Art, die der Bergaufsicht unterliegen.
Die Baukontrolle obliege der Bauaufsichtsbehörde des Landratsamtes Miesbach (Art. 53f BayBO), so Koch. Wie Pressesprecher Birger Nemitz bestätigt, ergaben die bisherigen Kontrollen einen plankonformen Ablauf beim Bau von Neuer. Bei einem Ortstermin habe man beispielsweise Höhe und Größe des Baus geprüft, so Nemitz. Da größere Risiken bei einem Bau in Hanglage bestehen würden, sei der Bauträger verantwortlich dafür, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zur Hangsicherung zu treffen, erklärt er.
Neuers Architekt dementiert Gerüchte
Neuer’s Architekt Andreas Erlacher, sieht das überhaupt nicht problematisch. Man habe zwar in einen Hang hineingebaut, aber das sei nicht risikobehafteter gewesen als woanders, sagt er. Weiter betont Erlacher:
Das Haus wurde in einen Fels hineingebaut und ist dort fest verankert. Selbst wenn der Hang zu rutschen anfangen würde, weil das Erdreich drumherum sehr weich ist, würde das Haus im Fels verankert bleiben.
Für das Wasser, das aus dem Felsen austritt, habe man extra Drainagen verlegt, die es wieder direkt in den Hang zurückführen, erklärt Erlacher. So könne das Wasser trotz Versiegelung des Bodens an anderer Stelle wieder ablaufen. Gerüchte über eine Klage, die Neuer gegen ihn führen würde, dementiert er: „Wir haben keinen Konflikt.“
Mitte Oktober soll der Bau seiner Aussage nach abgeschlossen sein. Dann kann Manuel Neuer endlich einziehen. Bleibt zu hoffen, dass Neuer’s Villa mit drei Geschossen, einem Pool, einem Gartenhaus und einer Tiefgarage im Leeberg hält – und nicht abrutscht. Wenn einer sein Haus halten kann, dann sicherlich nur einer: der beste Torhüter der Welt.
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