Kauf oder Kündigung – oder was sonst?

Die Zeiselbach-Winterstube sorgte bereits für einige Diskussionen im Wiesseer Gemeinderat. Nun forderte die SPD den Pachtvertrag neu zu verhandeln. Auch eine Kündigung steht im Raum. Waren die Investitionen umsonst?

Die nächste Diskussion um die Wiesseer Winterstube steht bevor: Die SPD fordert einen neuen Pachtvertrag.
Die Wiesseer Winterstube / Archivbild

Ein Wochenende ohne Strom, Technik und Internet in einer kleinen Hütte mitten im Wald oder doch eher eine Fackelwanderung mit anschließendem Adventszauber? Für die Zeiselbach-Winterstube in Bad Wiessee existieren einige Ideen. Doch bisher war die Hütte kein Ausflugsziel, sondern lediglich umstrittenes Diskussionsthema im Gemeinderat.

Vor allem die Pläne eines Holzfällermuseums sorgten für Zündstoff. Die CSU verlangte im Frühling dieses Jahres einen sofortigen Baustopp, dabei hatten die Arbeiten dafür noch gar nicht begonnen. Bürgermeister Peter Höß erklärte daraufhin, dass es nie Pläne für ein solches Museum gab. Seitdem hat sich rund um die Winterstube wenig getan, doch ein Antrag der Wiesseer SPD rückt das Thema nun erneut in den Fokus.

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Pachtvertrag neu verhandeln

In dem Antrag, der am vergangenen Dienstag in der Gemeinderatssitzung behandelt wurde, fordert die SPD Bürgermeister Höß dazu auf, die Winterstube und den damit verbundenen Pachtvertrag erneut zu verhandeln. Die Gemeinde hat die Winterstube 2012 von den Bayerischen Staatsforsten gepachtet, um sie für touristische Zwecke nutzen zu können – der Vertrag läuft über zehn Jahre. Allerdings fand seitdem erst eine Veranstaltung in der ehemaligen Waldarbeiterhütte statt – ein Fest für Gemeindemitarbeiter. In dem Antrag erklären die SPD-Verantwortlichen deshalb:

Insbesondere muss neu verhandelt werden: Die Rechte und Pflichten der Gemeinde, der Umfang der Renovierungsverpflichtungen, die Nutzungsmöglichkeiten der Pächterin und die Laufzeit des Vertrages.

Denn laut geltendem Vertrag darf nur die Gemeinde selbst in die Hütte einladen. Somit sind die möglichen Aktivitäten wie Kinderprogramme, Aktivtage, Adventszauber oder andere touristische Events kaum möglich. Dabei hatten die Gemeinderäte den vor vier Jahren ausgehandelten Vertrag nie gesehen. Die Lektüre brachte nun ein eher ernüchterndes Ergebnis zu Tage. So liegt die gesamte Last des Unterhalts bei der Gemeinde. Die Nutzungsmöglichkeiten sind dagegen – wie beschrieben – begrenzt.

Für CSU-Gemeinderat Georg Erlacher ein Unding. Am Dienstagabend erklärte er: “Das hat man von Anfang an falsch angepackt”. Und sein Fraktionskollege Kurt Sareiter betonte im Hinblick auf den SPD-Antrag: “Bei einem neuverhandelten Vertrag sollte die Gemeinde die Winterstube so nutzen dürfen, wie sie es will.”

Verhandlungen laufen bereits

Zwar beschloss der Gemeinderat nach kurzer Diskussion, dass der Pachtvertrag neu verhandelt werden soll. Dabei forderten die Räte jedoch vom Bürgermeister, den Vertrag zu kündigen, sollten die Staatsforsten als Eigentümer eine touristische Nutzung nicht zulassen. Höß allerdings betonte, dass bereits “konstruktive Gespräche zwischen der Gemeinde und den Staatsforsten” laufen würden. Über den genauen Stand wollte er in der öffentlichen Sitzung nichts sagen. “Das sind Vertragsangelegenheiten und gehören in den nicht-öffentlichen Teil.”

Dabei ist die Kündigung nicht die einzige Option, sollten die Gespräche nicht so verlaufen wie gewünscht. So hat bereits die SPD in ihrem Antrag erklärt, dass man “den Staatsforsten auch die Bereitschaft eines Kaufs der Hütte” anbieten solle.

Doch was will die Gemeinde mit der Hütte? Eine berechtigte Frage, die Gemeinderätin Beate Meister kurz vor Ende der Diskussion einwarf. So wichtig die Frage, so kurz die Antwort von Höß: “Das werden wir dann danach entscheiden.”

Investitionen umsonst?

Dabei dürfte die Frage nach der geplanten Nutzung nicht unerheblich sein. Vor allem im Hinblick auf das benötigte Budget. So sind für die Winterstube alleine für heuer 56.445 Euro im Haushalt eingeplant. Und die Gemeinde als Pächter hat bis dato bereits mehrere Arbeiten an der Winterstube vornehmen lassen. „Die Haupträume sind bereits in Stand gesetzt, das heißt Böden und Wände sind gemacht“, so Geschäftsleiter Michael Herrmann im August.

Damit wären laut Herrmann die maßgeblichen Arbeiten, die mit den Staatsforsten besprochen wurden, erledigt. “Wenn der Pachtvertrag jetzt aber verändert wird, kann über weitere Investitionen wie Sanitäranlagen gesprochen werden.” Denn Toiletten, eine Voraussetzung für die touristische Nutzung, gibt es in der abgelegenen Hütte noch nicht.

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