Ein Kommentar von Peter Posztos
Inkompetenz und Führungsstärke sind im Tal knapp zwei Kilometer getrennt: Seit die Selbstherrlichkeit in Tegernsee in Rente ging, wird auf der Ostseite im dortigen Stadtrat klug und effizient diskutiert und entschieden. Der Ex-Zöllner Hagn führt mit ruhiger und klarer Hand. Die meisten Stadträte halten sich mit ausschweifenderen Wortbeiträgen zurück. Riesige Probleme wie die Flüchtlingswelle wurden nahezu vorbildlich und kooperativ angegangen und gelöst.
Anders in Bad Wiessee. Hier wünscht sich selbst der Gutmütigste nach zwei Stunden in der Gemeinderatsitzung eine Machtübernahme von der Ostseite. Ein Bürgermeister, der sinnfreie Diskussionen zulässt, uninspiriert und fachlich unvorbereitet Themen vorstellt und sich in nahezu jedem öffentlichen Auftritt am Rande der Peinlichkeit bewegt. Ein Gemeinderat, dem immer wieder jedes Maß und Gefühl für Prioritäten fehlt, der die anstehenden Großprojekte mit kleinen Mäkeleien und Anträgen zerredet, aber bei den großen Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen des Jod-Schwefelbads schlicht intellektuell überfordert zu sein scheint.
Alternativen? Fehlanzeige!
Selbst bei überschaubaren Bauprojekten wird es heikel: Die Planung und Umsetzung des Lindenplatz ist eine Farce. Hier haben wirklich alle versagt. Für die ansässigen Geschäftsleute ist der vergangene Sommer ein Desaster. Touristen beklagen sich. Anwohner litten, aber ein gutgelaunter Vize spricht „von guter Kommunikation zwischen Bauarbeitern und Fußgängern“.
Aber: Wer glaubt, dass sich in diesem Gemeinderat nur eine einzige personelle Alternative zu Höß offenbart, muss nur eine Sitzung durchstehen. Es wird einem Angst und Bange, wenn man sich vorstellt, dass dieser Rat, diese Verwaltung und allem voran dieser Bürgermeister die strukturellen und finanziellen Weichen für die Zukunft Wiessees stellen sollen. Dabei wäre es gar nicht so schwer. Kommunikation darf sich nicht auf das Gemeindeblatt erstrecken, Bürger wollen gehört und ernst genommen werden.
Großprojekte müssen heute groß, umfangreich und immer wieder erklärt werden. Eine Gemeinde mit nicht einmal fünftausend Einwohnern soll ein Projekt in mehrstelliger Millionengröße stemmen? Das geht nur mit breiter Unterstützung der Bürger. Flächen, das Tafelsilber der Gemeinde, werden veräußert? Das ist die Spardose der Kinder und Enkel. Baumaßnahmen über Jahre? Das geht zu Lasten vieler Bürger. Wenn es in diesem Stil weitergeht, wird die Wahlperiode als verlorene Zeit in die Geschichte von Bad Wiessee eingehen – mal wieder.
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