Waldkraxler vorerst gerettet

Spielend lernen mit und in der Natur. Diesen Wunsch haben Eltern des Wiesseer Vereins „Waldkraxler“ für ihre Kinder umgesetzt. Im April hat der erste Waldkindergarten im Tal eröffnet. Doch der Zulauf ist nicht groß genug. Die Gemeinde muss den Machern nun doch stärker unter die Arme greifen.

Die Waldkraxler im Wiesseer Wald / Archivbild
Die Waldkraxler im Wiesseer Wald / Archivbild

Spielend lernen und das in der Natur – ohne Konsole, Computer und Fernseher. Das ist der Traum vieler Eltern für ihre Kinder. Im vergangenen Jahr gründete sich auf Initiative der Wiesseer Familie Kohlschmid der Verein die Waldkraxler. “Gemeinsam hatten wir die Idee einen Waldkindergarten zu eröffnen”, so erklärte es Barbara Kohlschmid. Im April feierte man Eröffnung.

Doch nun wurden die Initiatoren erneut im Wiesseer Gemeinderat vorstellig. Stefan Finkenzeller präsentierte den Wunsch des Vereins, auf eine größere finanzielle Rückendeckung. Man habe die Nachfrage bei den Eltern etwas zu euphorisch eingeschätzt, so der Vorsitzende. Nun benötige man eine deutliche Erhöhung der Defizitvereinbarung. Diese besagt, dass die Gemeinde 85 Prozent eines eventuellen Minus tragen muss. Das mögliche Defizit sollte nun von 3.000 auf 6.000 Euro verdoppelt werden.

Anzeige

Dabei blieben, wie bei der Entscheidung des Gemeinderates im November 2015, auch dieses Mal Zweifel nicht aus. Vor allem der finanzielle Aspekt spielte eine große Rolle. „Irgendwann werden auf die Gemeinde Kosten zukommen“, war sich Wiessees Vizebürgermeister Robert Huber vor zwölf Monaten sicher. Dieses Mal erklärte er:

Ein Waldkindergarten macht vielleicht in der Stadt Sinn. Aber bei uns auf dem Land kann man immer in den Wald gehen. Da wird sowas nicht benötigt.

Für eine Förderung einer solchen Einrichtung werde er nur zustimme, wenn mehr Kinder sie besuchen würden. Unter den gegebenen Umständen sei er aber dagegen dagegen. So eine Einrichtung müsse sich selbst tragen, und darauf hatte er schon vor zwölf Monaten hingewiesen.

Damit legte Huber den Finger in die Wunde des Vereins. Zwar sei laut Finkenzeller das Konzept darauf ausgelegt, dass es sich selbst trägt. Aber dafür bräuchte man mindestens zwölf Kinder. Derzeit seien es nur zehn, obwohl “wir auf Zuwachs hoffen,” so Finkenzeller vor dem Gemeinderat. Und er betonte:

Wir kämpfen um mehr Bekanntheit. Aber es dauert zwei, drei Jahre, bis sich so etwas etabliert.

Doch da die Waldkraxler kein Gebäude brauchen, würde eben auch nur Personalkosten anfallen.

“Respekt für den Mut”

Im Gegensatz zu Wiessess Vize hatte Rolf Neresheimer (ranBW) fast nur positive Worte für das Konzept und die Initiatoren übrig. Er sei selbst in der Kinderbetreuung tätig, und wolle der Initiative “meinen Respekt für ihren Mut zollen”. Dafür könne man, so Neresheimer, ohne weiteres einen kleinen Anerkennungsbeitrag leisten. Dabei betonte Neresheimer, dass die Höhe des Betrags eigentlich gar nicht erwähnenswert sei. “Vor allem wenn man bedenkt, über welche Summen wir hier manchmal entscheiden.”

Auch Wiessees Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) sprach sich für eine Aufstockung des möglichen Defizitbetrages aus. Vor allem, damit dem Verein in der schwierigen Anfangsphase geholfen werden kann. Dabei stellte er klar, dass die Bezuschussung befristet bleiben soll.

Auf Antrag des Vereins bewilligte der Gemeinderat mit 12:2 Stimmen eine Erhöhung der möglichen Defizitsumme auf 6.000 Euro. Diese gilt allerdings nur für das laufende Kindergartenjahr. Im kommenden Jahr soll erneut darüber gesprochen werden. Zusätzlich sollen auf Anregung des Gemeinderates die Gespräche über eine Kooperation mit dem katholischen Kindergarten intensiviert werden. Die Bereitschaft des Vereins ist auf alle Fälle da, so Finkenzeller abschließend: “Wir sind offen für alles.”

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner