Aufgeschreckt durch die Kritik der Rottacher Wildbiologin Dr. Christine Miller, im Oberland gehe „Wald vor Wild“, hofft nun Minister Helmut Brunner mit der Studie auf eine „Versachlichung der Diskussion“. Kostenpunkt: 480.000 Euro.
Möglicherweise ist damit aber eine neue Eskalationsstufe erreicht, denn Miller spricht nun von einer Verschwendung von Steuergeldern , da sie bereits seit einem Jahr an einem ähnlichen Forschungsprojekt der Deutschen Wildtierstiftung und der Universität für Bodenkultur in Wien arbeite.
Ich weiß nicht, warum man eine halbe Million Euro in die Hand nehmen muss, um ein bestehendes Projekt zu kopieren.
Miller bemängelt vor allem, dass das staatliche Gutachten in den Händen eines Försters liege und keine Universität eingebunden sei, „die eine öffentliche Diskussion in Wissenschaftskreisen immerhin ermöglichen würde. Die Forstlichen Versuchsanstalten sind nicht zur öffentlichen Präsentation ihrer Ergebnisse gezwungen“, so die Kämpferin für die Gams.
Wald vor Wild
Ziel von Brunners Forschungsprojekt ist es, die Bejagung von Rehen, Hirschen und Gämsen in den bayerischen Bergwäldern zu optimieren. „Wir brauchen gleichermaßen intakte Bergwälder und gesunde, artenreiche Wildbestände“, so Minister Brunner in einer Pressemitteilung.
Zu viel Wild gefährde aber die Verjüngung der Wälder. Daher seien „effiziente Bejagungskonzepte notwendig, die den komplexen Wechselwirkungen zwischen Wald und Wild sowie zwischen den einzelnen Wildarten Rechnung tragen“. Wie Brunner in München mitteilte, soll das Forschungsprojekt noch gezieltere Informationen dafür liefern.
Daten werden für Reh, Hirsch und Gams erhoben. Das geschehe über genetische Analysen des Kots. „Diese neuartige Methode ermöglicht Experten zufolge genauere Aussagen etwa über Populationsgröße, Geschlechterverhältnis und räumliche Verteilung der Tiere“, so das Ministerium in einer Pressemitteilung. Die Daten sollen anschließend mit Informationen zum Jagdmanagement oder zur Verjüngungssituation in den Wäldern verknüpft und Jägern und Förstern zur Verfügung gestellt werden.
Staatsgeheimnis Jagdtrophäen
Für die Forstleute ist Miller ein rotes Tuch. Auf Hegeschauen wird sie bei ihren Studien an den ausgestellten Jagdtrophäen behindert, wo es nur geht. Bei der Lenggrieser Hegeschau sorgte ein eigens von der Jagdkreisgruppe engagierter Sicherheitsdienst dafür, dass die Wildbiologin den Trophäen nicht zu nahe kam.
In Miesbach verweigerten die Staatsforsten genauere Angaben über das Alter der Tiere. Dennoch gelang es Miller, die Daten aus den Hegeschauen auszuwerten. „Wir haben 3000 Trophäen begutachtet“. Ihr Fazit: „Zwei Drittel der auf Staatsforstflächen geschossenen Tiere sind zwischen zwei und acht Jahre alt“. Bei einer natürlichen Lebenserwartung hätten sie 16 Jahre vor sich. Daher sei es ein klarer Verstoß, wenn diese Jugend-Klasse herausgeschossen werde.
Dieser Zustand mache auch gestandenen Forstleuten zunehmend Kummer, wie Kreisjägermeister Martin Weinzierl beklagt, „nur sagen sie das meistens erst dann laut, wenn ihr Abschied in den Ruhestand gefeiert wird.“ Während Minister Brunner an ein „nachhaltiges Schalenwild- Management“ glaubt, da man das Wohl der Gams nicht isoliert sehen dürfe, sieht Miller sich bestätigt, „die Tiere hier werden geschossen, wo sie gehen und stehen“.
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