Viele Neugierige können es nicht erwarten, bis Josef Bogner jun. die Jahrhunderte alten Türen des Voitlhofs zum Zotzn Ende nächster Woche offiziell öffnet. Ständig muss Bogner als neuer Eigentümer seine potenziellen Gäste vertrösten. Andere dagegen hatten heute Glück: 25 Ehefrauen der Teilnehmer an der 47. Bankenfachtagung, die in Rottach stattfand.
Für das Bognerische Familienprojekt war es heute der „Probelauf“, so „Joe“ Bogner sen. Noch gelte es, die Betriebsabläufe zu optimieren. Da kam den Wirtsleuten das Damenprogramm der Banker gerade recht. Es gab auch nur Vegetarisches: sieben Knödelvariationen auf Sauerkraut. Ab der Eröffnung am 2. Dezember gibt es dann das volle Programm.
Von Brixlegg ins Tegernseer Tal
Dann sind vermutlich nicht nur mehr als 70 Gäste in vier gemütlichen Stuben zu bewirten, sondern dann ist auch der Wirt aus dem Gröbsten heraus. Hinter dem 35-Jährigen liegen beschwerliche Monate. Vor einem Jahr begann der gelernte Zimmermann mit dem Abriss des Voitlhofs, der im Jahr 1532 erstmals urkundlich in der Gemeinde Brixlegg hoch über dem Inntal erwähnt wurde.
3.000 Balken wurden nummeriert, gewaschen und sortiert. Behilflich dabei war ihm sein Onkel Herbert, der alte Höfe für das Bauernhof-Museum in Kramsach rekonstruierte. Herbert Bogner war es auch, der seine Rottacher Verwandtschaft auf den verfallenen Hof aufmerksam machte. Es brauchte keine Überredungskünste.
Die Bogners entwarfen ein Konzept, mit dem sie im Rottacher Gemeinderat offene Türen einrannten. Denn neben dem Kutschenmuseum und dem von den Bogners bewirtschafteten Café Gäuwagerl ist der Voitlhof eine weitere Touristen-Attraktion und gelebte Tradition.
Gasthaus mit „Seele“
Mit der Inbetriebnahme des Voitlhofs vollzieht die Familie Bogner auch einen Generationswechsel. Der einstige Zotzn wird wieder zum Wohnhaus des Seniorwirts und seiner Frau. Beide unterstützen aber nach Kräften ihren Spross und Eigentümer des Voitlhofs, der ihm sehr am Herzen liegt. Der junge Wirt, der meist mit seinem Tegernseer Stopselhut anzutreffen ist, ist glücklich über die Entscheidung:
Ein Neubau hätte sicher nur die Hälfte gekostet, aber der hätte nicht diese Seele, diese Ausstrahlung.
Das Inventar wechselte vom Zotzn in das neue Gasthaus, auch Teile der Edelstahlküche konnten verwendet werden. Insgesamt erfüllt das einstige Bauernhaus nun alle Sicherheitsstandards. Außen wie innen wurde das Mauerwerk mit altem Holz kombiniert und isoliert.
Im Obergeschoß, das auch zwei kleine Wohnungen aufweist, ist inzwischen Martin Wiesner mit seiner Hutmacherei samt Trachtenmoden eingezogen. Der Aufgang ist über eine Rampe. Großzügige Geschäftsräume gewähren auch einen Blick auf die Handwerkskunst Wiesners, der die Kopfbedeckungen aus Filz oder Haar noch in mühevoller Handarbeit herstellt.
Doch auch Mützen und Accessoires sind feinsäuberlich in Regalen und Schränken drapiert. Wiesner und Bogner jun. sind zwei sehr junge Unternehmer, die nun ihr Glück versuchen. Der Grundstein dafür ist gelegt.
Hier einige exklusive Einblicke:
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