Nur spärlich dringt der Fall der „coliformen Bakterien“ in Rottach-Egern an die Öffentlichkeit. Erst ein Hinweis an die Tegernseer Stimme bringt nun Licht in das Dunkel. Nach Wasserprobenentnahmen in der Wotanstraße zog das Landratsamt vorsichtshalber die Reißleine und verordnete ab dem 24. Oktober eine „Abkochverfügung“, wie Pressesprecher Birger Nemitz auf Anfrage bestätigt.
Es gab in Rottach-Egern einen auffälligen Befund mit coliformen Keimen in einem Leitungsstrang. Die Anwohner in der Wotanstraße mussten das Trinkwasser abkochen. Die Wasserversorgung wurde sofort auf den sogenannten Notverbund des Wasserversorgungsvereins Egern (WVV-Egern) umgestellt.
Der betroffene Leitungsstrang gehöre der Wassergemeinschaft Hagrain, einem privaten Wasseranbieter. Ursache für die Verkeimung sollen Sanierungsmaßnahmen gewesen sein. „Diese Bauarbeiten waren wohl ein einmaliger Auslöser die Schadstoffbelastung“, so Nemitz. Der Wasserversorger müsse regelmäßig einmal monatlich den Befund seines Wassers dem Gesundheitsamt liefern.
„Am 11. November wurden die Proben wieder kontrolliert und die Abkochverfügung wieder aufgehoben. Danach entsprach das Leitungswasser wieder der Trinkwasserverordnung. Woher die Kolibakterien kommen, weiß man nicht“. Ob menschliche oder tierische Darmbakterien in den anfänglichen Proben waren, sei nicht bekannt.
Wie gefährlich sind coliforme Bakterien?
Betroffen vom verunreinigten Wasser war auch Helene Schauer in der Wotanstraße. Sie bestätigt, dass in ihrer Küche die Wasserproben entnommen wurden. „Ich bin dann von der Hausverwaltung verständigt worden, dass wir uns Wasser abkochen müssen“. Dies habe fast drei Wochen gedauert.
Wir ihr sei es etlichen Anwohnern in der Wotanstraße gegangen. Den Hinweis an die TS, dass „schon etliche Leute krank geworden“ seien, wollte Nemitz nicht bestätigen. Davon sei ihm nichts bekannt. Bekannt war ihm auch nicht, wie viele Haushalte davon betroffen waren. Die Wasserversorgung Hagrain war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Coliforme Bakterien, zu denen auch die Salmonellen, Klebsiellen oder Enterobakterien gehören, seien eigentlich harmlos. Bei ihnen würde es sich um eine ganze Gruppe von Bakterien handeln, die sich bei Menschen und Tieren im Darm ansiedeln, urteilen Mediziner. Coliforme Bakterien seien grundsätzlich zunächst einmal nicht schädlich und in der Regel ganz normale Darmbewohner, die bei der Verdauung helfen. Doch wie bei allen Erregern oder Schadstoffen gelte, dass die Gefahr von der Menge abhänge.
„Bis zu einer bestimmten Menge im Körper ist alles in Ordnung, in übermäßiger Anzahl können sie aber zu Magen-Darm-Infektionen führen“, sagt Allgemeinmediziner Bernd Reitz. Gefährdet sind dann vor allem Säuglinge und Kleinkinder, aber auch kranke oder alte Menschen. Denn Magen-Darm-Infekte können mit Durchfall oder Erbrechen zu einem gefährlichen Flüssigkeitsmangel führen. „In der Regel ist eine Brech-Durchfall-Erkrankung nach ein paar Tagen ausgestanden“, so der Mediziner, „wenn die Beschwerden aber länger anhalten oder ungewöhnlich schwer sind, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.“
SOCIAL MEDIA SEITEN