Flüchtlinge frieren – Fritz geht

Nachdem nun die Asylbewerber aus der Gmunder Seeturnhalle ausgezogen sind, legte Hajo Fritz sein Amt als Sprecher des Helferkreises nieder. Sein Nachfolger erklärt jetzt, wie katastrophal die Zustände in der Halle kurz vor dem Auszug der Flüchtlinge gewesen sein sollen.

Hajo Fritz (li.) informierte Bürgermeister Georg von Preysing vergangenen Freitag, dass er sein Amt als Sprecher des Helferkreises abgibt.

In der vergangenen Sitzung des Gmunder Gemeinderats gab Bürgermeister Georg von Preysing bekannt, dass Hajo Fritz, Sprecher des Helferkreises Asyl, sein Amt abgegeben hätte. Zu den Gründen äußerte er sich nicht.

Erst im September sickerte in einer nicht-öffentlichen Sitzung durch, dass die Gmunder Seeturnhalle, in der zuletzt acht Flüchtlinge untergebracht waren, abgerissen werden soll. Dann war es offiziell. Hajo Fritz, Leiter und Sprecher des Helferkreises, drohte zuletzt damit, alle ehrenamtlichen Helfer würden die Arbeit beenden, wenn den Flüchtlingen kein adäquater Ersatz beschafft werden würde.

Anzeige

Inzwischen sind die acht verbliebenen Flüchtlinge, von denen sieben anerkannt sind, in Gmunder Gemeindewohnungen, im Pfarrheim sowie bei privaten Vermietern in Dürnbach und Finsterwald untergekommen.

Fritz gibt sein Amt aus „gesundheitliche Gründen“ ab

Warum Hajo Fritz trotzdem am vergangenen Freitag zum Bürgermeister ging und diesen darüber informierte, dass er sein Amt als Sprecher des Helferkreises abgebe, darüber wollte er sich auf telefonische Nachfrage nicht im Detail äußern. „Gesundheitliche Gründe“ hätten ihn zu der Entscheidung bewogen, so Fritz. Zwei Jahre sei er immerhin Sprecher des Helferkreises gewesen, betonte er, um gleich nachzulegen:

Mehr Informationen bekommen Sie nicht von mir.

Zwei Nachfolger für Fritz sind schon bestimmt. Gemeinderatsmitglied Dr. Otmar Straßmüller (FWG) übernimmt den Posten zusammen mit Fritz Wax. Straßmüller selbst war bisher schon im Helferkreis als medizinischer Betreuer tätig. Er habe die Asylbewerber auch geimpft, erklärt er. Das Amtsübergabe verlief deshalb „locker“, wie Straßmüller betont. Fritz Wax wird für den Bereich „Arbeitsbeschaffung“ zuständig sein.

Katastrophale Zustände in der Halle

Wie Otmar Straßmüller in der vergangenen Gemeinderatssitzung erklärte, sei die Situation der Flüchtlinge vor ihrem Auszug katastrophal gewesen. „Wochenlang gab es kein warmes Wasser und die Temperatur in der Halle lag bei zehn Grad Celsius.

Auch Hajo Fritz deutete kurz nach dem Auszug der Asylbewerber an, er sei froh, dass seine Flüchtlinge nicht mehr in der kalten Turnhalle hausen müssten. Doch Bürgermeister von Preysing dementierte:

Der Grund ist völlig banal. Die Turnhalle ist deshalb so kalt gewesen, weil die Sicherung der Heizkörper herausgesprungen war. Keiner der Flüchtlinge hat ein Wort gesagt.

Wie Straßmüller nun auf Nachfrage mitteilt, haben die Flüchtlinge deshalb nichts zur Verwaltung gesagt, weil sie geduldige Leute seien. Die letzte Nacht der Flüchtlinge in der Halle sei deren kälteste Nacht gewesen. Mit „Gwand und Anorak“ hätten sie dort geschlafen.

Straßmüller selbst sei immer wieder in der Turnhalle gewesen, nur in den Tagen vorm Auszug habe er es einfach nicht geschafft. Außerdem habe es regelmäßige medizinische Sprechstunden gegeben. Der Kontakt zu den Flüchtlingen sei nie abgebrochen, zumal er die meisten er auf der Straße getroffen habe.

Er sieht in dem Amt des Sprechers des Helferkreises keine Aufgabe, sondern eine Hilfestellung:

Wir wollen die Flüchtlinge dabei unterstützen, bürokratische Hürden zu überwinden und Briefe zu beantworten.

Dabei greife man gerne auf die Erfahrung von Hajo Fritz zurück, der sich „enorm eingesetzt“ habe, wie Straßmüller sagt, und immer noch unterstützend zur Seite steht.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner