Ein „weißer Hauch“ hält sich in den Niederungen. So erklärt Diplom-Meteorologe Hans Wildermuth von der Wetterstation Schaftlach die derzeitige Wetterlage. Temperaturen um die Null Grad sorgen dafür, dass zumindest etwas von der weißen Pracht liegen bleibt, wenn auch in der nächsten Zeit nicht mit nennenswertem Schneefall zu rechnen ist.
Dabei sorgen die kalten Temperaturen dafür, dass die Pisten beschneit werden konnten. Von der milden Luft würde man im Vorland allerdings kaum etwas merken, so Wildermuth. Die Obergrenze schwanke zwischen 700 und 900 Meter über dem Meeresspiegel, darunter läge selbst produzierte Kaltluft, teils mit Nebel.
Mehr Hitze, weniger Eistage
Ob dieses Wetter dem Bayerischen Oberland zukünftig immer öfter droht, ist offen. Zwar stellt der Klimareport des Umweltministeriums fest, dass das Jahr 2015 in Deutschland das zweitwärmste Jahr war seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Insgesamt habe die Zahl der heißen Tage zugenommen, die der Eistage seien dagegen seltener geworden, heißt es in dem Bericht weiter.
Im regionalen Vergleich ergeben sich für die Alpen allerdings auch die geringsten Veränderungen. Wenn es bis zum Ende des Jahrhunderts um die prognostizierten 4,5 Grad wärmer werden würden, könnten dann in 50 Jahren die Alpen deutlich seltener schneebedeckt sein. Das ist Fakt. Und für die Skigebiete und die Wintersportler wäre die jetzige Wetterlage ein Vorgeschmack, was dauerhaft droht: kein Schnee, kein Rodeln, kein Skifahren.
Skibetreiber bleiben optimistisch
Schon das vorletzte Jahr war für die örtlichen Skigebiete kritisch: Es gab zwar Schnee, aber der kam erst Ende Dezember. Im vergangenen Jahr hatte es lediglich zwei Wochen lang durchgängig geschneit. Trotz allem zeigen sich die Skiliftbetreiber im Tegernseer Tal nur mäßig besorgt. Georg Reisberger, Vorstand des SC Ostin, erklärt:
Vorletztes Jahr hatten wir den Betrieb sehr spät aufgenommen, weil erst am 28. Dezember Schnee lag. Ab da konnten wir überhaupt erst beschneien.
Immerhin lief der Skibetrieb bis Mitte März. Dass die Schneelage früher jedoch so viel besser gewesen sein soll, bestreitet Reisberger.
Seit 60 Jahren gibt es Skilauf am Oedberg. Bevor wir im Jahr 2000 mit der Beschneiung begonnen haben, gab es Jahre ohne einen einzigen Betriebstag. Seit wir künstlich beschneien, haben wir durchschnittlich 78 Betriebstage pro Jahr.
Die finanziellen Ausfälle haben sich bisher für die Betreiber des kleinen Skigebietes in Grenzen gehalten, da sie keine großen Investitionen abzahlen mussten. “Schön ist das trotzdem nicht,” so Reisberger. Der Skiliftbetreiber am Oedberg setzt dennoch nicht zu 100 Prozent auf Schneesicherheit. „Auch für die Zukunft nicht”. In diesem Jahr laufen die Schneekanonen schon seit Tagen – je nach Außentemperatur. Man hoffe darauf, dass die Nächte kalt bleiben und die Pisten weiter beschneit werden können.
Zum Beginn der Winterferien soll der Skibetrieb losgehen. Und das ist – trotz vorausgesagter milder Temperaturen – nach Ansicht Reisbergers – im Bereich des Machbaren. Denn auf der Graswiese am Oedberg, die wenig Steine hat, reiche eine relativ dünne Schneedecke zum Skifahren bereits aus.
Liftbetreiber am Spitzingsee hoffen auf Schnee
Die Betreiber der Alpenbahnen Spitzingsee, Brauneck- und Wallbergbahn hoffen darauf, dass sich an der momentanen Schneelage noch etwas tut. Andreas Leitner erklärt zur aktuellen Situation an der Suttenbahn:
Ein Übungslift und die Stümpflingabfahrt sind befahrbar, die Suttenabfahrt nur bedingt.
Das heißt, drei von zehn Lifte sind im Einsatz. Ein halber Meter Schnee wäre allerdings ideal, so Leitner, zumal man keine ebenen Skipisten wie in Österreich habe. Die derzeitige Schneehöhe am Berg beträgt magere 25 Zentimeter.
Der Schneesportverein Tegernseer Tal als Betreiber des Sonnenbichl beschneit seine Skipisten jedes Jahr. Heuer sei man froh, so der Vorsitzende Toni Schwinghammer, dass der Skibetrieb schon vor den Feiertagen losging. Im vergangenen Jahr habe man erst am 20. Januar starten können, sodass ein kompletter Monat gefehlt habe. Seit einer Woche laufe der Betrieb, ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag soll es „so richtig“ losgehen.
Man merke, so Schwinghammer, dass aufgrund des Wetters die Saison immer später beginne, deshalb sei man momentan über die einigermaßen kalten Temperaturen dankbar. Vor allem der Nachwuchs liege ihm am Herzen. Den Kindern möchte er auch künftig einen Ort zum Trainieren anbieten können:
Uns geht es darum, dass die Kinder nicht nach Österreich fahren müssen. Das sind immerhin 80 bis 100 Kilometer.
Von der finanziellen Seite her sei man bisher noch jedes Jahr zurechtgekommen, so Schwinghammer zurversichtlich. Man mache mit dem Liftbetrieb ohnehin Verluste, deswegen sei man nicht so abhängig vom Wintergeschäft wie zum Beispiel der Spitzing oder das Sudelfeld.
An letzterem ist die Piste “gut” befahrbar. Alle Hütten können per Ski erreicht werden, Wartezeiten an den Liften gibt es keine. Und so schaut es aktuell dort aus:
Zunehmend beobachten die Liftbetreiber im Tegernseer Tal, dass Skifahren sich immer mehr ins Frühjahr verlagert. Aber die Schneekanonen können eben erst dann eingesetzt werden, wenn es die Temperaturen zulassen. „Generell kann man sagen, je trockener und kälter, desto früher kann man auch beschneien. Bei uns würde ich schätzen, dass man so ab Minus vier bis minus fünf Grad beschneien kann“, meint Schwinghammer.
TTT setzt verstärkt auf Themen „ohne Schnee“
Während die einen auf Schnee angewiesen sind und unter der „grünen Weihnacht“ leiden, sind andere nicht ganz so abhängig von den weißen Flocken. Im Tegernseer Tal habe die Schneearmut wesentlich weniger Auswirkung auf die Gästezahlen als in anderen Gebieten, die rein vom Wintertourismus abhängen, betont Christian Kausch, Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT).
Dass die Betreiber der Wintersportangebote darunter leiden, wenn der Schnee ab Weihnachten auf sich warten lässt, sei natürlich klar, so Kausch. Aber für die Gäste bestehe ein Ganzjahresangebot im Tal: Wandern, Radln, Wellness, Gesundheit, Kulinarik und Kultur. Auch die Nähe zu München sowie die Spielbank würden eine Rolle spielen, wenn sich Touristen für das Tal als Urlaubsdestination entscheiden.
Aus diesem Grund setze die TTT verstärkt auf Themen, die auch ohne Schnee funktionieren würden. Beispiele dafür seien der Adventszauber oder die Montgolfiade. Den prognostizierten Klimawandel sehe man deshalb sogar als Chance an. Eine Chance, die für die Betreiber der Skilifte derzeit noch keine echte Option ist. Und so übt sich nicht nur Toni Schwinghammer in Zweckoptimismus und betont: „Bisher habe ich noch in jedem Winter fahren können.“
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