Ringschluss vollendet

Der Tal-Stromkreislauf schließt sich. Ab 1. Januar 2017 übernimmt das E-Werk Tegernsee das Gmunder Stromnetz – und damit das letzte auswärtig betriebene Netz der fünf Talgemeinden. Der Preis? Eine Millionenfrage.

Frank Thinnes, Technischer Leiter des E-Werks Tegernsee, freut sich über die Gmunder Netzübernahme zum 1. Januar 2017.

Es ist das Ende eines Verhandlungs-Marathons zwischen der Bayernwerk AG und dem E-Werk. Jetzt endlich – so das Tegernseer E-Werk – wachse zusammen, was zusammen gehört. Der Ringschluss sei damit perfekt. Rund 5.000 Anschlüsse gehen damit im Gmunder Gemeindebereich Anfang 2017 an das E-Werk Tegernsee.

Zur Geschichte

Nur über den Preis, den man für das Stromnetz gezahlt hat, schweigt man nach wie vor. Jedenfalls sei es sei kein zweistelliger Millionenbetrag, betont Frank Thinnes, Technischer Leiter des E-Werks Tegernsee. Ob man denn dann das „P“ in der Aussage von „ein paar Millionen“ groß oder klein schreiben dürfe, fragen wir nach. „Klein“, lautet die Antwort.

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Mit Auslauf des Stromnetz-Konzessionsvertrages der Bayernwerk AG im Jahre 2009 schrieb die Gemeinde Gmund die Netzvergabe öffentlich aus. Das E-Werk bot mit und bekam den Zuschlag, wie Thinnes berichtet. Auch das Bayernwerk bot wieder mit.

Aber die Verhandlungen, die das E-Werk mit dem damals noch vertraglich eingebundenen Netzbetreiber Bayernwerk zwecks der Vertragsübernahme führen musste, scheiterten. Das Bayernwerk sei nicht bereit gewesen, so Thinnes, wesentliche Bereiche der örtlichen Versorgung zur Verfügung zu stellen. Daraufhin klagte das E-Werk auf Herausgabe.

Ex-E-Werk-Chef Kruschwitz führte Verhandlungen

Aber die Klage wurde abgeschmettert – wegen „Formfehler im Vergabeverfahren“. So lautete damals die Begründung des Gerichts und erklärte den Vertrag für nichtig. An den Verhandlungen maßgeblich beteiligt waren der damalige E-Werk-Chef Dr. Norbert Kruschwitz, der laut Thinnes die kaufmännischen Dinge abwickelte, sowie Thinnes selbst, der für die netztechnischen Verhandlungen verantwortlich war.

Daraufhin erklärte Gmund den bereits unterschriebenen Konzessionsvertrag mit dem E-Werk für nichtig und schrieb die Netzvergabe erneut öffentlich aus. Diesmal mit strengeren Bedingungen. Das E-Werk bot wieder mit und gewann zum zweiten Mal den Zuschlag.

Stromnetzübername erfolgt zum 1. Januar 2017, null Uhr

So konnte im Jahr 2015 ein neuer Konzessionsvertrag unterschrieben werden. „Die nachfolgenden Verhandlungen mit dem Bayernwerk verliefen konstruktiv“, sagt Thinnes. Jetzt wurde man sich auch einig darüber, dass „alle“ Leitungen des örtlichen Versorgungsnetzes innerhalb Gmunds herausgegeben wurden. Dies sei bei den ersten Verhandlungen nicht der Fall gewesen, erklärt Thinnes.

Endlich wächst für Frank Thinnes zusammen, was zusammen gehört: das Stromnetz im Tal.

Also habe man alles in entsprechende Verträge gekleidet, so der Technische Leiter, und den Übergabe-Zeitpunkt schriftlich festgehalten. Im Rahmen der „Netzentflechtung“ hätte man die einstigen Strukturen des Bayernwerks entschlüsselt und die Energieflüsse „sauber zugeordnet“. Neben einer To-Do-Liste seien fünf diverse Verträge abgeschlossen worden, darunter auch Grundstücksverträge.

Das sollte man wissen

Somit sei der Weg frei gewesen für eine Eigentumsübertragung des Gmunder Stromnetzes auf das E-Werk Tegernsee zum 1. Januar 2017, null Uhr. Für die Gmunder Bürger ist durch die Netzübernahme nicht zwangsläufig ein Wechsel des Netzbetreibers verbunden. Der Wechsel ändere nichts am Stromlieferanten, erklärt Thinnes. Man kann, muss aber den Lieferanten nicht wechseln.

Für die Lieferanten ist die Netzübernahme durch das E-Werk laut Thinnes die kostengünstigere Variante als bei der Bayernwerk AG. „Der Grundpreis für ein Kilowatt Strom ist bei uns und beim Bayernwerk mit 71,40 Euro brutto zwar identisch, aber der Unterschied liegt im Arbeitspreis, der bei uns etwas günstiger ist“. Auswirkungen auf die Strompreise des jeweiligen Anbieters habe das nicht. Die Strompreise bestimmt weiterhin der Lieferant.

Was sich ab 1. Januar ändern wird, ist die Störungsrufnummer, unter der man nun direkt im Tegernseer E-Werk landet. Ohne Call-Center. Das bedeutet, auch die Ansprechpartner sind künftig vor Ort. Warum ein einheitliches Stromnetz für die Talgemeinden von Vorteil ist? „Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) wirbt mit dem gesamten Tal. Jetzt ist diese Einheit auch von der Stromseite her erfüllt“, sagt Thinnes. Außerdem habe man über den Landweg bessere Möglichkeiten, die Leitungen zu verlegen. Lächelnd fügt er hinzu: “Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.”

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