ATS definiert sich neu

Weniger Geld erfordert mehr Kreativität, so ATS-Vorstand Harald Gmeiner im Kreistag. Ab Januar muss er den Gürtel enger schnallen, denn dann haben die Touristiker nur noch die Hälfte des bisherigen Etats von 850.000 Euro zur Verfügung.

ATS-Chef Harald Gmeiner.

Not macht bekanntlich erfinderisch. So will das Kommunalunternehmen des Landkreises, Alpenregion Tegernsee Schliersee, kurz: ATS, sich nun als Kompetenzzentrum für den Tourismus als Dienstleister etablieren, wie Vorstand Harald Gmeiner jüngst sein Konzept im Kreistag definierte.

Das Gremium will die ATS im kommenden Jahr nur noch mit 425.000 statt 850.000 Euro finanzieren. Alles was darüber hinausgeht, müssen sich die Touristiker selbst erarbeiten. „Diese Herausforderungen gepaart mit den Rahmenbedingungen erfordern eine geänderte Strategie“, so Gmeiner.

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Bündelung der Kompetenzen, dadurch sei eine Spezialisierung der Mitarbeiter möglich, effizienterer Einsatz der öffentlichen Mittel, keine Mehrfachstrukturen und eine leistungsorientierte Finanzierung. Freiwerdende Mittel können dann zur Schärfung des Tourismusprofils für die einzelne Gemeinde genutzt werden.

So erklärt Gmeiner die Verschlankung der ATS, die künftig das „Kompetenzzentrum für Tourismus im Landkreis Miesbach“ werden soll. Die Etatkürzung kam dabei nicht überraschend, so Gmeiner, sie sei schon 2015 beschlossen worden, als das Projekt ATS auf die Beine gestellt wurde. „Diese zwei Jahre haben wir genutzt, uns konzeptionell neu aufzustellen“.

Tourismusaufgaben im Wandel

Der ATS würde dabei zugutekommen, dass sich im Tourismus durch die Digitalisierung ständig etwas ändere. Fällig sei daher ein „Relaunch“ beim Online-Marketing, da das Konzept noch aus dem Jahr 2011 stamme. „Der Gast informiert sich inzwischen komplett über das Internet“, betont Gmeiner. Auch am Ort selbst hole er sich die Informationen über sein Smartphone. Dies bringe eine Herausforderung für die Touristiker. Die Mitarbeiter müssten sich daher spezialisieren.

Auch für die ganze Informationsbereitstellung braucht es wirkliche Experten. Dass dies jeder Ort für sich allein macht, ist gar nicht mehr möglich. Hier sollte im Landkreis die Fachkompetenz durch die Spezialisierung der Mitarbeiter gebündelt werden.

Man wolle auch zusammen mit der TTT (Tegernseer Tal Tourismus GmbH) die Strukturen sukzessive reduzieren und sich insgesamt leistungsorientierter aufstellen. Dabei betont Gmeiner, dass auch die Privatwirtschaft, die von einer Spezialisierung profitieren würde, stärker an den Kosten beteiligt werden soll.

Vor allem auf der technologischen Seite bewege sich sehr viel. „Die Skigebiete betreuen wir intensiv mit der Website, Social Media und auf Youtube. Im Bereich Wandern haben wir jetzt die Beschilderung der Wegstrecken abgeschlossen“, so der ATS-Chef. „Wir erstellen auch Printprodukte für die Alpenüberquerung“. Das Wandern laufe sehr gut.

Großes Konfliktpotenzial gebe es noch bei Events für Moutainbiker. Hier komme es noch zum Stress mit Wanderern. Und bei Grundstückseigentümern gehe es um die Haftung bei der Wegesicherung. „Wir jetzt dabei, hier ein vernünftiges MTB-Konzept für die Region zu entwickeln“, sagte Gmeiner zu. Für die Radwanderer komme ein Radverkehrskonzept mit flächendeckender Beschilderung.

Drei ATS-Standbeine

Gmeiner stellt sein Konzept auf drei Kompetenzfelder. Erste Säule ist die „Allgemeine Tourismusförderung“. Dazu zählt er die Marktforschung, die Bündelung der technologischen Systeme sowie die Produktentwicklung, wie beispielsweise das Wandern. Die Kosten dafür werden vom Landkreis mit 425.000 Euro beglichen.

Das zweite Standbein ist mit dem „Basis-Marketing“ die sogenannte Marketingumlage, die durch Beiträge der Gemeinden mit 125.000 Euro finanziert wird. Dieser Betrag richte sich nach einem Schlüssel für Übernachtungen. Das Tegernseer Tal beispielweise mit den meisten Übernachtungen sei mit 60 Prozent an dieser Umlage beteiligt. Finanziert werde damit das Online-Marketing der ganzen Region.

In der dritten Säule „Projekte des Kompetenzzentrums“ ist etwa die Hälfte der Personalkosten enthalten. Hier finanzieren die Auftraggeber die Projekte. Dies können Gemeinden aber auch der Landkreis sein, sowie die private Tourismuswirtschaft. Extra bezahlt werden müssten auch Gästebefragungen.

Das neue Konzept muss nun wachsen. Unser Umsatzziel für 2017 sind 150.000 Euro. Da bin ich sehr zuversichtlich.

„Mit Blick auf den Scherbenhaufen vor drei Jahren“, meinte Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) anerkennend, „haben wir jetzt doch viel geschaffen“. Das zeige, dass man von oben nichts überstülpen könne, das müsse von selber wachsen. „Manchmal macht weniger Geld kreativer“. Damit sorgte Rzehak für Erheiterung im Kreistag. Ob dies auch für den Landkreis gelte, schallte es ihm von den Teilnehmern entgegen, die dabei wahrscheinlich an ihre zu leistende Kreisumlage dachten.

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