Wer sich für das Gute und Köstliche interessiert, wer das Ohr bei den Inspirierten und Fleißigen des Landkreises hat, wer lernen möchte, wie man heutzutage zwischen Heimat und Social Media etwas auf die Beine stellt, hat auf allen Kanälen mitbekommen, wie viel sich über die letzten beiden Jahre beim Waakirchner Craft-Beer-König getan hat.
Unser Wiedersehen in der Hoppeschen Stube beginnt bei Sauerbier eines befreundeten Bier-Rebellen, das die verliebten Schwüre zur Bier-Vielfalt erstmal ins Stottern bringt. Meine zumindest.
Die Vielfalt, die Gemeinschaft, der Austausch – es ist nach wie vor der USP der jungen Wilden der Brauerszene. So beginnt Hoppe seine Rückschau mit einer bemerkenswerten Erkenntnis:
Ganz ehrlich: Ich hatte geglaubt, dass noch mehrere kleine Brauereien entstehen. Es hat sich insgesamt und auch bei uns doch deutlich weniger getan, als ich erwartet hätte.
Der gelernte „Maxlrainer“ verneint vehement die nahe liegende Vermutung, dass mangelnde lokale Konkurrenz dem Hoppebräu ja gerade recht sein könnte.
Man nimmt sich doch nichts weg – im Gegenteil. Man trägt gemeinsam einen Teil zu einem Bewusstsein für regionale und besondere Produkte bei und für das, was Bier alles sein kann. Das kommt letztlich allen zu Gute.
Was Bier sein kann, hat Markus Hoppe seit er der heimischen Braugarage entwachsen ist, so beharrlich und eindrucksvoll bewiesen, dass er auch über die Kreis- und sogar Landesgrenzen hinaus noch lange vor seinem 30. Geburtstag zu einem der bekanntesten Gesichter der jungen Brauerszene geworden ist – etwa als Protagonist der BR-Produktion Bierrebellen.
Entscheidend geformt hat die Marke Hoppebräu dabei die „Wuid“-Serie: Fünf – man möchte fast sagen – „klassische“ Craft-Biere, die vor allem durch ihre einwandfreien Kompositionen und einen nicht zu marktschreierischen Alkoholgehalt großen Zuspruch bei Bierliebhabern gefunden haben.
Erfolgreiches “Prostfolio”
Der Vertriebsradius ist groß geworden von Südtirol bis an die See – und entsprechend naheliegend war es, seinen Job als angestellter Brauer bei einer lokalen Brauerei an den Nagel zu hängen: Der Ausstoß von „Wuidsau“ und Co. war in Hektolitern bereits höher als der seines Arbeitgebers.
Flankiert werden die Hoppeschen Dauerbrenner zum einen von Collaboration-Projekten, etwa in den USA mit JP Williams, dem „Von Trapp Brewing“-Braumeister, mit dem das gemeinsame Bier zunächst in den und für die Staaten produziert wurde und in Kürze auch in einer zweiten Auflage in Bayern eingebraut werden wird.
Zum anderen mit Edelbieren in jeweils limitierter Edition. Ende 2016 war das ein Imperial Stout, das sechs Monate lang im Slyrs-Whiskyfass reifen durfte. Ein Bier, zu dem sich die Sommeliers in ihrem Lob überschlagen haben. Trotz des exquisiten Preises von gut neun Euro für den Drittelliter.
Dieses Bier wurde bei mir über Nacht in dreifacher Menge vorbestellt. Ich konnte also nur ein Drittel der Nachfrage bedienen.
Noch nicht im Programm hat Markus Hoppe die bayerischen Klassiker. Noch nicht. Ein wenig wird es noch dauern bis es Helles, Weißbier und Märzen mit seiner Handschrift geben und auch seinen TV-Widersacher aus der Gotzinger Trommel dereinst milde stimmen wird.
Die Pläne sind groß und beinahe in trockenen Tüchern. Hoppe wird Wirt. In wenigen Wochen dürften die letzten administrativen und juristischen Fragen geklärt sein und am kommenden Dienstag diskutiert des Gemeinderat erstmals über seine Pläne. Demnach soll schon im Frühsommer der Spatenstich für ein Gastronomie- und Brauereikonzept erfolgen, das Waakirchen zu einer genussvollen Attraktion verhelfen wird.
Kulinarische Vision in Bestlage
Über Summen spricht Hoppe nicht, aber dass es eine große Brauereianlage mit eigenem Lokal und echtem West-Biergarten nicht von der Stange gibt ist ebenso klar wie die guten Erfolgsaussichten des Konzeptes: Saisonale Biervielfalt aus dem Zapfhahn, schlichtes Interieur, zwanglose Atmosphäre und einheimische Küche in strategisch perfekter Lage.
Einen Steinwurf von Tölz entfernt, aber auch von Holzkirchen und Tegernsee flott auf eine Feierabend-Halbe erreichbar, dürften sich die gastronomisch chronisch unterversorgten Schmankerl-Liebhaber aus dem Oberland ob dieser Aussichten schon jetzt die Finger abschlecken.
Der junge Brauer weiß, er macht Waakirchen zum Treffpunkt, und die Bank weiß es auch. Er will etwas mit Charakter und Substanz bauen. Er wird sich nicht überschlagen und anbiedern müssen in den sozialen Medien, aber womöglich den Genossenschaftsgedanken in einer Lesart des 21. Jahrhunderts wieder aufleben lassen.
Er weiß, dass das alles klappt. Und wird nun erstmal Papa.
(c) Fotos: Tegernseer Stimme / Hoppebräu
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