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Sie wollen wissen, wie es ist, vom Wallberg zu rodeln? Steigen Sie auf. Wir nehmen Sie auf dem TS-Schlitten mit. Aber seien Sie gewarnt: Der Untergrund der Abfahrt soll eisig sein.
Freitag morgen, 10:15 Uhr. Noch gibt es freie Parkplätze an der Wallbergbahn in Rottach-Egern. Es ist Feiertag, der Himmel blau, und das Sonnenlicht bringt die glatte Oberfläche frisch gefallener Schneekristalle zum Glitzern. Sie knirscht unter den Schuhsohlen.
Traumbedingungen zum Rodeln bei einer Temperatur von gut zehn Grad unter Null. Gefühlt hat es Minus 20. Auf einer Strecke von 6,5 Kilometern will ich die längste Naturrodelbahn Deutschlands ins Tal hinabfahren. Die dafür eingeplante Zeit: eine halbe Stunde. Höhenunterschied 825 Meter.
Wer Rodeln will, muss aufpassen
Ein Auto hält neben mir, als ich gerade dabei bin, den Schlitten auszuladen. Jemand kurbelt die Scheibe herunter: „Hey, du kannst heute nicht rodeln – ist viel zu gefährlich. Man hat uns eben gesagt, der Weg sei glatt und vereist.“ Der Motor heult auf, und ich bleibe in einer aufgewirbelten Schneewolke zurück.
Enttäuscht will ich gerade wieder heimfahren, als ich ein paar Meter weiter einige junge Leute beobachte, wie sie fröhlich plaudernd neben ihren Schlitten stehen. Ich rufe ihnen von weitem zu: „Ihr könnt wieder einladen, die Rodelbahn ist geschlossen“, woraufhin die prompte Antwort kommt:
Wir haben nachgefragt. Man darf schon, aber nur „auf eigene Gefahr”.
Das Risiko gehe ich doch gerne ein für ein paar gute Bilder, denke ich. Schnappe meinen Schlitten, steige in die Gondel und beginne zehn Minuten später meine Rodeltour auf 1.620 Meter Höhe.
Die Tour beginnt
Meine Kufen legen sich auf die Schneedecke. Ich erinnere mich an Marcus H. Rosenmüllers Film „Schwere Jungs“, in dem sich ein Viererbob-Team für die Weltmeisterschaft qualifizieren will. Motiviert verlagere ich meinen Oberkörper nach hinten, der eisige Fahrtwind prallt auf mein Gesicht, der Schnee spritzt mir entgegen, mein Schlitten gewinnt, ich weiß es, ich fühl es, er ist der schnellste, ich…
… ich habe die Bodenwelle übersehen. Der Schlitten kippt. und noch bevor ich mit dem Gesicht im Schnee lande, überschlagen sich meine Gedanken. Viererbob, Rosenmüller – jetzt weiß ich: Wer früher stirbt ist länger tot.
Streckenende in Sicht
Nicht mit mir! Ich richte mich wieder auf, setze mich auf den Schlitten und weiter geht`s. Beim Überholen eines anderen Fahrers grinse ich. Auch er hat seinen Schlitten im Griff und zieht ihn hinter sich her. Als ich wieder nach vorne schaue, übersehe ich fast die scharfe Kurve, die ich plötzlich nehmen muss. Schnell ramme ich noch den linken Fuß in den Schnee, und schon pfeffere ich halb-elegant um die Ecke.
Nach zwanzig Minuten sehe ich das Streckenende, auf das ein Banner hinweist: Rodel-Ende in 50 Metern. Meine Zehen sind zwar eingefroren, die Hände taub und aus der Nase stechen kleine Eiszapfen, aber mein Fazit ist klar: Die Rodelbedingungen waren hervorragend, der Weg war weder vereist noch glatt. Der Schnee ausreichend und das Wetter einmalig.
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